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Stadt und Wirtschaftsförderungsverband Hand in Hand

„Aufbruchstimmung beim Klimaschutz“: Wie Wasserburger Betriebe einen Bonus bekommen können

Wasserburger Geschäfte und Betriebe, vor allem wenn sie in der Altstadt liegen, tun sich schwer mit Klimaschutzprojekten. Das liegt auch an der Lage in der Innschleife und am Ensembleschutz der Altstadt. Wirtschaftsreferent Christoph Klobeck hat gemeinsam mit dem WFV einen Antrag auf einen Klimabonus gestellt.
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Wasserburger Geschäfte und Betriebe, vor allem wenn sie in der Altstadt liegen, tun sich schwer mit Klimaschutzprojekten. Das liegt auch an der Lage in der Innschleife und am Ensembleschutz der Altstadt. Wirtschaftsreferent Christoph Klobeck hat gemeinsam mit dem WFV einen Antrag auf einen Klimabonus gestellt.

Ohne die Unternehmen wird es nichts mit der Klimaneutralität in Wasserburg. Betriebe, die ihren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren, werden deshalb jetzt mit einem Klimabonus unterstützt. Wer ihn bekommt und wie Stadt und Wirtschaftsförderungsverband (WFV) ein „Greenwashing“ verhindern wollen.

Wasserburg – Christoph Klobeck, Inhaber des gleichnamigen Bettenfachgeschäfts, gilt in Wasserburg als ein Pionier im betrieblichen Klimaschutz. Sein Geschäft beteiligte sich am Modellprojekt der Stadt, das mit einer neuen Gestaltungssatzung die Weichen für mehr Photovoltaik und Solar auf Dächern in der historischen Altstadt gestellt hat. 2024 möchte der CSU-Stadtrat sein Geschäftshaus in der Herrengasse energetisch sanieren: neues Dach mit PV, neues Heizungssystem, Dämmung. Klobeck weiß aus eigener Erfahrung: „Es ist ein langer, anstrengender Prozess, bis alle Abläufe verbessert sind und die Gebäudetechnik umgestellt ist. Es braucht viel Manpower in Betrieben, die es anpacken wollen. Da muss man sich schon sehr dahinterklemmen. Diese Zeit haben kleine Unternehmen nicht immer“

Wirtschaftsreferent Christoph Klobeck

1000 Euro für die ersten zehn zertifizierten Betriebe

Als Wirtschaftsreferent des Stadtrates und Mitglied im Wirtschaftsförderungsverband hat er deshalb angeregt, Wasserburger Firmen bei der Umsetzung zu unterstützen. Gemeinsam mit dem WFV hat Klobeck in seiner Funktion als Wirtschaftsreferent einen Antrag eingereicht, der im Hauptausschuss beraten und einstimmig bewilligt wurde. Die ersten zehn Betriebe, die als klimaneutral zertifiziert sind, erhalten danach einen Klimabonus von je 1000 Euro. Davon erwartet sich Klobeck einen Anreiz und eine Motivation für Unternehmen, sich der Thematik anzunehmen.

Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) findet die von Klobeck und dem WFV entwickelte Idee sinnvoll. Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU/Wasserburger Block, sieht bei diesem Projekt ein Alleinstellungsmerkmal von Wasserburg. Auch der Klimaschutzmanager der Stadt, Albert Bernstetter, unterstützt das Vorhaben. Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen, appellierte sogar dafür, eine Zuschussreserve vorzuhalten, falls sich mehr als zehn Betriebe melden würden. Der Beschluss sieht diese Möglichkeit vor.

Blick auf die Innfront der Wasserburger Altstadt: Betriebe haben es hier aufgrund des Ensembleschutzes nicht leicht, so zu sanieren, dass der Klimaschutz im Fokus steht.

Josef Baumann ist skeptisch

Josef Baumann, Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg, fand die Wettbewerbskriterien in der Ausschusssitzung noch zu schwammig. Er warnte vor einer Förderung nach dem Gießkannenprinzip. So ist es nicht, betonten Kölbl und Maas. Denn die Unternehmen müssten die Verringerung von Treibhausgas-Emissionen nachweisen. Stadt und WFV arbeiten hierfür mit dem Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) aus Rosenheim zusammen. Erst nach einer Bilanzierung des Ist-Zustands mit Analyse der Potenziale würden Maßnahmen abgeleitet, die umgesetzt werden müssten. Greenwashing sei also nicht möglich. Es gehe um praktischen Klimaschutz, um Taten statt nur um schöne Worte, stellte sich deutlich heraus. Am 9. November laden Stadt und WFV zu einer Auftaktveranstaltung ein, bei der das Prozedere erklärt wird.

Ein Unternehmen könne den Ausstoß von CO2 niemals komplett auf null reduzieren, räumte Bernstetter im Ausschuss ein. Es gehe jedoch darum, das maximal Mögliche zu tun, für den Rest gebe es Kompensationsmaßnahmen. Pro Betrieb kosten Bilanzierung und Umsetzung im ersten Jahr zwischen 3500 und 5000 Euro, so Klobeck. Die 1000-Euro-Spritze für die ersten zehn, die es geschafft haben und zertifiziert wurden, komme da bestimmt gut an. Das sah auch Werner Gartner (SPD) so, vor allem kleinere Betriebe würden diese Förderung sicherlich gerne in Anspruch nehmen.

„Coole“ Zusammenarbeit

Edith Stürmlinger, Bürgerforum, sieht im Klimabonus angesichts der relativ kleinen Summe zwar einen symbolischen Preis. Doch die Tatsache, dass Stadt und WFV bei diesem Thema Hand in Hand wirken würden und in der Wirtschaft eine Art Aufbruchstimmung zu verspüren sei, was den Klimaschutz angehe, sei viel wert. Klobeck unterstreicht die gute Zusammenarbeit, „cool“, wie perfekt das geklappt habe, findet er. Auch Stadler zeigte sich erfreut über die Tatsache, dass Kommune und WFV an einem Strang ziehen.

Baumann hätte es zwar lieber gesehen, wenn der Klimaschutzmanager die Preisträger auswählen würde, nicht Stadt und WFV, er gab sich jedoch mit der Vorgehensweise zufrieden, weil Bernstetter intensiv in den Prozess eingebunden ist. Das Zertifikat gebe es schließlich nur bei der erfolgreichen Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen. Wer das nachweisen könne, sei mit Recht ein Kandidat für den Bonus, zeigte sich Dr. Martin Heindl (SPD) überzeugt.

Viel Potenzial, doch es gibt ein Dilemma

Klobeck sieht viel Potenzial bei der Verbesserung der Klimafreundlichkeit in Betrieben, warnt jedoch auch vor zu großen Erwartungen. Ein treffendes Beispiel, das das Dilemma aufzeigt: Ändere er in seinem Bettenfachbetrieb die Lieferzeit beispielsweise für neue Ware wie Handtücher oder Bettwäsche von wöchentlich auf vierzehntäglich, werde der klimaschädliche Anlieferungsverkehr quasi halbiert – gut für die verkehrsgeplagte Altstadt, gut für den ökologischen Fingerabdruck des eigenen Geschäfts. „Doch ob die Kunden da mitgehen?“ Diese Frage plagt den Geschäftsmann, denn in Zeiten der Online-Marktplätze seien viele es nicht mehr gewöhnt, auf ein Produkt mehr als ein bis zwei Tage warten zu müssen.

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