Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Besuchsdienst in Kolbermoor

„Einsamkeit macht depressiv“: Wie Gabriele Endter Licht in die dunkle Jahreszeit bringt

Menschlichkeit und Gemeinschaft sind nicht nur Schlüsselbegriffe für die Nachbarschaftshilfe, sondern auch für deren Besuchsdienst, meint Gabriele Endter, die ihn leitet.
+
Menschlichkeit und Gemeinschaft sind nicht nur Schlüsselbegriffe für die Nachbarschaftshilfe, sondern auch für deren Besuchsdienst, meint Gabriele Endter, die ihn leitet.

Die Nachbarschaftshilfe Kolbermoor bietet einen Besuchsdienst für ältere Menschen an, die sich einsam fühlen. Doch Leiterin Gabriele Endter weiß auch, warum die Hemmschwelle, nach Hilfe zu fragen, oft zu hoch ist. Wieso es immer mehr Einsamkeit gibt und was dagegen hilft.

Kolbermoor – Der Partner ist gestorben, die Kinder leben außerhalb, der Kontakt zu verbleibenden Angehörigen reißt langsam ab. Die Gründe für Einsamkeit sind vielfältig. So ist diese in den vergangenen Jahren zu einem sozialpolitischen und gesellschaftlichen Thema geworden. Denn auch wenn von Einsamkeit laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Personen über 75 Jahren am stärksten betroffen sind, zeigt sich das Phänomen längst über alle Alters- und Bevölkerungsgruppen hinweg.

Die Ergebnisse des „Einsamkeitsbarometers“ für Deutschland zeigen gar, dass sich Einsamkeit negativ auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt. „Einsamkeit macht depressiv“, drückt es Gabriele Endter deshalb noch drastischer aus. Die 78-jährige Kolbermoorerin hat es sich persönlich zur Aufgabe gemacht, Menschen, die in Kolbermoor unter Einsamkeit leiden, zu unterstützen. Endter, die 20 Jahre lang Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe Kolbermoor war, leitet den vor mehreren Jahren gegründeten ehrenamtlichen Besuchsdienst.

„Einsame Menschen werden immer mehr“

Ein Angebot, bei dem ehrenamtliche Helfer kostenlos bei Senioren zu Besuch kommen, mit ihnen gemeinsam spazieren gehen, Spiele spielen, einen Tee trinken, etwas vorlesen oder sich einfach nur unterhalten. „Gerade im Alter gibt es genügend einsame Menschen, und sie werden immer mehr“, sagt Endter gegenüber dem OVB und verweist auch auf die veränderten Wohn- und Lebenssituationen. So gebe es immer mehr Single-Haushalte und nicht jeder habe das Glück, im Alter im Kreise seiner Familie leben zu können.

„Außerdem will die ältere Generation einfach oftmals gerne im gewohnten Wohnumfeld bleiben“, sagt Endter. Und das Alleinsein ist nun in der dunklen Jahreszeit und auch im Vorfeld vor Weihnachten, „in der Zeit der Trauer, der Erinnerungen“, besonders hart, betont die Leiterin des Besuchsdienstes. Genau deshalb wolle man nun wieder verstärkt auf das Angebot, das derzeit einige Senioren in Anspruch nehmen, aufmerksam machen.

Hemmschwelle und alte Gewohnheiten

Problem dabei: Die Hemmschwelle, nach einem solchen Hilfsangebot überhaupt zu fragen, sei bei vielen älteren Menschen noch sehr hoch. „Zum einen haben viele gewisse Ressentiments gegenüber Fremden“, sagt Endter. Zum anderen sei es die Generation gar nicht gewöhnt, sich helfen zu lassen. „Manchmal muss man diesen Menschen dann erst sagen: ‚Sie haben Ihr ganzes Leben lang gearbeitet, jetzt dürfen Sie sich mal helfen lassen‘“. Deshalb helfe es auch, dass oftmals die Angehörigen, meist die Kinder von einsamen Senioren, auf die Nachbarschaftshilfe zugehen.

Und wenn sich die Klienten dann doch dazu entschieden haben, den ehrenamtlichen Besuchsdienst in Anspruch zu nehmen, „dann bekommen wir meist eine unglaubliche Dankbarkeit entgegengebracht“, erklärt Gabriele Endter. Einige würden es genießen, einfach jemanden zum Reden zu haben. Andere freuten sich, nicht nur den Pflegedienst ab und an zu sehen. Allen Interessierten möchte sie deshalb auch die Sorgen nehmen. „Die Ehrenamtlichen sind entsprechend geschult und wir schauen natürlich auch, dass es für beide Seiten passt.“

Auch weitere Ehrenamtliche gesucht

Die Kolbermoorerin sieht sich als Schnittstelle zwischen Helfern und Klienten. Beide Seiten betreut sie, führt regelmäßige Gespräche und kümmert sich um die beste Lösung. Klar ist: Die Treffen sollten regelmäßig stattfinden, etwa jede Woche oder alle 14 Tage. Unter den derzeit sieben Ehrenamtlichen, so Endter, gebe es Berufstätige und Frauen im Ruhestand. Durch den recht geringen Zeitaufwand, beispielsweise zwei Wochenstunden, sei die ehrenamtliche Tätigkeit für nahezu jeden Alltag gut planbar.

Der ehrenamtliche Besuchsdienst in Kolbermoor

Wer sich einsam fühlt und das Angebot in Anspruch nehmen möchte, sollte sich nicht scheuen, die Nachbarschaftshilfe Kolbermoor unter 08031/9340 anzurufen oder jemanden zu bitten, den Kontakt herzustellen. Gleichzeitig sucht die Nachbarschaftshilfe weitere Ehrenamtliche für den Besuchsdienst. Auch diese können sich unter der angegebenen Telefonnummer bei Gabriele Endter melden. Sie bietet dann ein unverbindliches Informationsgespräch an.

Und da der Bedarf unter den vereinsamten Menschen stetig wachse, hofft Endter auch auf weitere interessierte Ehrenamtliche. „Die Erfahrung zeigt, dass diese Treffen auch unseren ehrenamtlichen Helfern eine Menge zurückgeben“, so die Leiterin. Diese würden den älteren Menschen ihr kostbarstes Geschenk bieten: ihre Zeit. „Zeit für verständnisvolles Zuhören, Zeit, um alte Menschen in ihrer momentanen Situation zu stärken, Zeit, den Alltag ein Stückchen zu erleichtern.“

Kommentare