Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Seit 70 Jahren im Flötzinger-Zelt auf der Bühne

Dreder Musi verzichtet zum Rosenheimer Herbstfest aufs Stück „Arrival“ – aus einem traurigen Grund

Dirigent Roland Merk (links) und seine Musikanten sorgen auch heuer für Stimmung im Flötzinger-Zelt.
+
Dirigent Roland Merk (links) und seine Musikanten sorgen auch heuer für Stimmung im Flötzinger-Zelt.

Jubiläum für die Dreder Musi: Seit 70 Jahren spielt die Kapelle für die Besucher des Flötzinger-Zeltes auf dem Rosenheimer Herbstfest auf und sorgt für Volksfeststimmung. Doch heuer ist Vieles anders. So verzichtet die Formation auf den Abba-Klassiker „Arrival“ – und zwar aus einem traurigen Grund.

Rosenheim – Ohne das „Bauchkribbeln, das man braucht“, geht es für Roland Merk nicht. Seit 35 Jahren ist der 54-jährige Diplomingenieur, der in Bad Aibling einen Heizungs- und Sanitärbetrieb führt, als Nachfolger von Gerd Müller Dirigent der Dreder Musi.

Seit 70 Jahren spielt sie heuer als Festkapelle im Flötzinger-Zelt. Werktags von 15 bis 23 Uhr, am Wochenende greift Merk bereits ab 14 Uhr zum Dirigentenstab. Rund 40 Mitglieder umfasst die Kapelle, 25 davon stehen während der Wiesnzeit Tag für Tag auf der Bühne im Festzelt.

Gedenken am Friedhof

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause hat sich zwar bei den Vorbereitungen auf das Fest nichts geändert – „das ganze Jahr über zu spielen, ist die Hauptvorbereitung“, sagt Merk – , dennoch steht er heuer mit einem „etwas komischen Gefühl“ am Dirigentenpult. Grund: Sein langjähriger Stellvertreter Sepp Mangstl ist nicht mehr auf der Bühne mit dabei. Er starb im März 2020 mit nur 54 Jahren und war der erste Corona-Tote im Landkreis Rosenheim. 35 Jahre saß er am selben Platz. Wenn der Flügelhornist am Abend im vollbesetzten Zelt als Solist das „Arrival“ von Abba gespielt habe, dann hätten die Besucher regelmäßig Gänsehaut bekommen, erinnert sich Marisa Steegmüller, die Geschäftsführende Gesellschafterin der Flötzinger Brauerei, an ihn.

„Es muss weitergehen, auch ohne Mangstl. Das ist sicher in seinem Sinne“, ist Roland Merk überzeugt. Auch wenn die Dreder Musi während der Herbstfestzeit als Stimmungsmacher gefragt ist, für das Gedenken an den Verstorbenen bleibt Platz. Noch vor dem Wiesnauftakt versammelte sich die Kapelle an seinem Grab auf dem Friedhof in Ostermünchen, und auch an den Herbstfesttagen erweist ihm die Dreder Musi auf besondere Weise Ehre. „Wir spielen bis auf Weiteres sein Solostück nicht“, betont Merk. Diese Form von Respekt habe der Verstorbene verdient.

„Boarische Musi“ am Nachmittag

Ansonsten ändert sich am am Ablauf wenig. „Boarische Musi“ steht am Nachmittag auf dem Programm, „am Abend machen wir dann Party“, so der Dirigent. Einzige Ausnahme ist der zweite Wiesnsonntag, an dem sich das Repertoire im Flötzinger-Zeit traditionell auf Volksmusik konzentriert. Die Herbstfest-Auftritte bezeichnet Merk als „absolute Höhepunkte des Jahres“ im Veranstaltungskalender der Kapelle. Daran habe Corona nichts geändert. Der Dirigent registriert nicht nur in den sozialen Medien eine große Dankbarkeit der Menschen, wieder feiern zu können.

Ritual in der Pause

Viel Zeit für privaten Genuss auf dem Herbstfest bleibt Roland Merk nicht. „Ich drehe vor einem Auftritt mal mit der Familie eine Runde über den Festplatz. Viel bekomme ich nicht mit“, bekennt er freimütig. Zu den regelmäßigen Ritualen gehört auch, in der Pause am Abend mal kurz in die benachbarte Halle der Auerbräu-Brauerei zu gehen und kurz reinzuhören, mit welchen Hits die Großkarolinenfelder Musik als Festkapelle dort für Stimmung sorgt. Ein Ritual, das die Großkarolinenfelder auch umgekehrt pflegen.

Wenn die Dreder Musi allabendlich gegen 23 Uhr das letzte Stück gespielt hat, geht es nicht gleich nach Hause. „Da kommen immer noch Fans zur Bühne und ratschen mit uns. Dann müssen wir auch selber erst ein bisserl runterkommen“, so Merk. Wenn er nach Mitternacht zu Hause eintrifft, lässt er mit seiner Frau den Tag Revue passieren. Da gehört für ihn dann meist auch der Gang zum Kühlschrank dazu, um sich noch eine Kleinigkeit zum Essen zu holen.

Beim nächtlichen Ratsch erzählt Roland Merk seiner Gattin auch regelmäßig, wie freundschaftlich und familiär die Zusammenarbeit mit allen im Flötzinger-Zelt Bediensteten läuft, die sich um die Gäste kümmern. „Wir sind wie eine große Familie. Das wirkt sich extrem positiv aus“, so Merk.

„Hervorragender Stimmungsmacher“

Auch Marisa Steegmüller, die Geschäftsführende Gesellschafterin der Brauerei, sieht die Dreder Musi nicht nur als einen „hervorragenden Stimmungsmacher“, sondern als ein Mitglied der „Flötzinger-Familie.“ Und da spannt sie dann auch den Bogen zu ihrer kurz vor der Wiesn verstorbenen Mutter Martha (wir berichteten). „Die Dreder Musi begleitet uns schon sehr lange in guten und in schlechten Zeiten. Wie eng die Verbundenheit zu der Kapelle ist, zeigt sich daran, dass sie die Mami bei der Beerdigung musikalisch verabschieden wird.“

Kommentare