Manfred Kirner (68) gibt Einblicke
Seit 20 Jahren Wirt im Flötzinger-Zelt: Wenn Hendlduft ein Verführer ist
„Wenn ozapft is, dann lafft’s. Dann fällt mir ein Stein vom Herzen.“ Manfred Kirner (68) muss es wissen. Seit 20 Jahren ist er Festwirt im Flötzinger-Zelt beim Rosenheimer Herbstfest. Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen gibt er Einblicke in den Ablauf – und seine Frau verrät ein Geheimnis über Hendlduft.
Rosenheim – Nicht nur Ehefrau Elisabeth (70), Sohn Sebastian (35), die Töchter Elisabeth (42), Christine (44) und Andrea (47) packen auch heuer auf der Wiesn kräftig mit an, damit die kulinarischen Bedürfnisse der Festzeltbesucher gestillt werden können. Wenn Not am Mann ist, dann helfen auch Ehepartner und zum Teil die Enkelkinder mit.
„Teil der Flötzinger-Familie“
Viel ist gewachsen in den zwei Jahrzehnten, seit die Kirners als Festwirts-Ehepaar in die Fußstapfen von Sebastian Gruber getreten sind. Marisa Steegmüller, die Geschäftsführende Gesellschafterin der Brauerei, kann sich keine besseren Wirtsleute vorstellen. „Es ist einfach großartig, was die in der Küche auf die Beine stellen“, sagt sie. Und nennt sie heute wie selbstverständlich „Teil der Flötzinger-Familie“.
Auch deshalb, weil es schon lange freundschaftliche Bande zwischen der Brauerei und der Familie Kirner gab. Als sich Seniorchef Franz Steegmüller einst für Kirner entschieden hat, gefiel ihm besonders gut, dass der bereits Erfahrung aus vielen Zeltfesten mitbrachte, die er damals veranstaltete.
Das Credo gilt auch nach Corona
Das Credo, das nach Kirners Meinung einen Festwirt auszeichnet, gilt für ihn auch nach der coronabedingten Zwangspause unverändert weiter. Man müsse den Gästen eine gute Qualität mit Waren aus der Region bieten und ihnen Wertschätzung entgegenbringen - nicht zuletzt in Form familienfreundlicher Preise. Und die Schar der Mitarbeiter müsse sich als homogenes Team verstehen.
Etwa 60 Beschäftigte arbeiten während der Herbstfest-Zeit in Kirners Küche. Trotz zum Teil gewaltiger Preissteigerungen beim Einkauf der Ware sowie im Bereich der Energie- und Personalkosten will Manfred Kirner seine Preise auch heuer im Rahmen halten. „Da haben meine Frau und ich lange überlegt, wie wir das am besten hinkriegen“, bekennt der Festwirt freimütig.
Teurer wird das Essen natürlich auch im Flötzinger-Zelt. Manfred Kirner nennt nur ein Beispiel in der Phalanx der Preistreiber, denen auch er sich nicht entziehen kann. „Allein die Kosten für das Fett, mit dem wir Pommes Frites herstellen, hat sich mittlerweile verdoppelt. Das kann der Festwirt nicht auffangen.“
Herbstfestzeit bedeutet Knochenarbeit für die gesamte Familie. Da heißt es früh aufstehen, Bettruhe vor Mitternacht ist undenkbar. An normalen Tagen beginnt der Betrieb in der Küche um 7 Uhr, an Sonntagen bereits um 6 Uhr. Fester Bestandteil ist ein Ritual, auf das die Festwirtsfamilie großen Wert legt: das gemeinsame Frühstück mit allen Mitarbeitern im Festzelt gegen 9 Uhr. Es dient nicht nur der Festigung der Gemeinschaft, es ist auch eine gute Gelegenheit zum Austausch wichtiger Informationen, um einen reibungslosen Zeltbetrieb zu gewährleisten. Wenn es Kaffee und frische Semmeln gibt, dann ist der Küchenbetrieb bereits voll angelaufen. „Sobald alles dampft und brodelt, dann wird gefrühstückt“, sagt Manfred Kirner.
Um 10 Uhr kommen dann bereits die ersten Gäste, der Betrieb im Festzelt läuft an. Wenn die Dreder Musi gegen 23 Uhr ihr letztes Stück spielt, dann gehen der Festwirt und seine Frau nach Hause, ein Teil seiner Mannschaft erst weit nach Mitternacht. Und auch dann gibt es ein festes Ritual. „Ich lege mich erst mal in die Badewanne“, sagt der Gastronom.
Ausnahme in gewisser Regelmäßigkeit
Noch eine Kleinigkeit in ihrem Feilnbacher Domizil gemeinsam zu essen, steht bei den Kirners eigentlich nicht auf dem Programm. Eigentlich: „Manchmal nehme ich ein warmes Hendl und eine große Breze für den nächsten Tag mit nach Hause. Wenn mir dann bei der Heimfahrt der Duft des Hendls in die Nase steigt, dann muss ich das meistens doch einfach gleich noch essen“, beschreibt Elisabeth Kirner eine Art Ausnahmesituation, die dennoch alle Jahre in einer gewissen Regelmäßigkeit auftritt.
Wenn sich die Festwirtsfamilie im nächsten Jahr langsam von der Wiesn zurückziehen wird, erfolgt der Übergang in der Küche nahtlos. Sohn Sebastian tritt in die Fußstapfen des Seniorchefs. „Das haben wir per Handschlag ausgemacht. Der gilt bei uns, wie es der Vater vorgemacht hat“, sagt Marisa Steegmüller. Auch das ist ein gewisses Ritual. In der Flötzinger-Familie jedenfalls ein ganz wichtiges.