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Unternehmen geht gegen Zettelwirtschaft vor

Digitale Wertstoffhöfe? Wie eine Rosenheimer Firma die Müllentsorgung revolutionieren will 

Mathias Neuwert und Veronika Neudeck, Geschäftsführer der Rosenheimer M71 Service Gruppe, haben mit ihrer Software sämtliche Wertstoffhöfe in Rosenheim digitalisiert.
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Mathias Neuwert und Veronika Neudeck, Geschäftsführer der Rosenheimer „M71 Service Gruppe“, haben mit ihrer Software sämtliche Wertstoffhöfe in Rosenheim digitalisiert.

Eigentlich ist die „M71-Group“ ein Software-Spezialist für Abrechnungen an der Kasse. Doch durch einen Kontakt zum Rosenheimer Landratsamt kümmert sich die Firma nun um die Digitalisierung der Wertstoffhöfe. Der neue Ansatz soll dabei einen ganz entscheidenden Vorteil bei der Müllentsorgung haben. 

Rosenheim - „Es geht alles deutlich schneller”, sagt Mathias Neuwert, Geschäftsführer und Softwareentwickler von „M71 Service Rosenheim“. Was der Unternehmer mit wenigen Worten zusammenfasst, war jedoch deutlich vielschichtiger und brauchte eine gewisse Entwicklungszeit.

Neues Programm erhält Einzug in Rosenheim

Mit dem Ausbruch der Corona Pandemie kam im Jahr 2020 die Idee auf, den Ablauf rund um die Wertstoffhöfe zu optimieren. Da das Rosenheimer Landratsamt damals aufgrund der neusten Vorschriften dringend ein Kassensystem brauchte, entstand der Kontakt zu Neuwert. Denn das von ihm in zweiter Generation geführte Familienunternehmen sei seit rund 30 Jahren ein Spezialist auf diesem Gebiet. Als sich der Softwareentwickler einen Überblick über die Zustände verschaffte, wusste er sofort, dass sich etwas ändern müsse. Die Idee des Programms „Awi71“ war geboren. 

Das Problem am bisherigen System: „Die Organisation der Wertstoffhöfe liegt bei jeder einzelnen der 42 Gemeinden“, sagt Neuwert. Alle Rechnungen und Lieferscheine laufen allerdings am Ende gesammelt beim Rosenheimer Landratsamt zusammen. Da dieser Weg bisher ausschließlich analog funktionierte, waren gleich mehrere Mitarbeiter im Landkreis damit beschäftigt, diese „Zettelwirtschaft“ zu sortieren. 

Vorteile bei der Müllentsorgung

Genau an dieser Stelle setzt das System des Rosenheimer IT-Unternehmens an. Jeder Wertstoffhof im Rosenheimer Landkreis wurde mit Tablets ausgestattet, die jegliche Müllentsorgung digital erfassen. Per Knopfdruck werden sämtliche Belege aus den Gemeinden an das Landratsamt geschickt, wo sie in die passende Rubrik wandern. Für die Mitarbeiter am Hof und in der Verwaltung spare das eine Menge Zeit. „Außerdem bekommt man für die gewerbliche Müllentsorgung jetzt deutlich schneller einen Beleg vor Ort ausgedruckt“, meint der Geschäftsführer. Für jeden privaten Abfallentsorger hätte das Programm eher indirekt einen Vorteil. Denn durch die schnellere Organisation könnten nun auch die Schlangen vor den Wertstoffhöfen ein Ende haben.

Diese Infrastruktur innerhalb von einem Jahr an allen Höfen der Region zu installieren, war dabei gar nicht so einfach. Zum einen sei die Internetverbindung in einigen abgelegenen Teilen nur mühsam herzustellen gewesen. „Zudem waren ein paar der älteren Leiter der Wertstoffhöfe anfangs ein wenig skeptisch”, sagt Veronika Neudeck, geschäftsführende Partnerin der „M71 Group“ und Schwester von Mathias Neuwert. Sie war bei der Präsentation von „Awi71“ dabei und erlebte, wie schnell sich viele der Mitarbeiter überzeugen ließen. „Als wir ihnen das in Ruhe erklärt haben, standen sie plötzlich um die Tablets herum und waren begeistert”, freut sich Neudeck.

Mittlerweile ist das neue System in der kompletten Region angekommen. „Der Einsatz von ‚Awi71‘ hat unsere Geschäftsprozesse enorm erleichtert und beschleunigt”,  berichtet beispielsweise Martin Reisberger, Mitarbeiter der Kompostieranlage Eiselfing.

2000 Euro pro Wertstoffhof investiert

Die Kosten für das neue System übernimmt laut Neuwert das Landratsamt als Service für die Gemeinden. „Dabei kommen wir für die Hardware auf einmalig rund 2000 bis 2500 Euro pro Wertstoffhof.” Darin enthalten sind Tablet, Drucker und LTE-Router plus Ersatzteile. Hinzu kämen rund 100 Euro im Monat für den Service. „Im Gegensatz dazu muss man aber sehen, wie gigantisch viel Arbeitszeit gespart wird.” Die genaue Zahl dafür konnte weder Neuwert noch das Landratsamt genau beziffern. Beide Parteien seien jedoch überzeugt, dass sich die Investition in jedem Fall rechnet. 

Nachdem alle Höfe modernisiert sind, übernimmt das Familienunternehmen die tägliche Betreuung. Zwei bis drei der insgesamt acht Mitarbeiter arbeiten daran, das System zu analysieren und Fehler zu beheben. Für die beiden Geschwister, die die „M71“ in Rosenheim 2016 von Ihren Eltern übernommen haben, ist das Projekt Wertstoffhof somit jetzt schon ein unerwarteter Erfolg. 

Für die Zukunft sieht der Geschäftsführer weiterhin Potenzial in der Abfallentsorgung. „Die Digitalisierung lässt sich noch weiter ausweiten, zum Beispiel auf die Organisation rund um die Leerung der Container”, meint Neuwert. Zudem könnten auch andere Landkreise noch mit dem System ausgestattet werden. Die in Rosenheim angestoßene Transformation der analogen“ Wertstoffhöfe“ ist demnach noch nicht vorbei.

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