Bayerischer Digitalminister in Rosenheim
„Plötzlich ging nichts mehr” – Wie sicher ist die Region vor Cyber-Angriffen?
Als „versteckt” oder „nicht so sexy” kam das Thema Cyber-Sicherheit im Rosenheimer Stellwerk 18 beim Besuch des bayerischen Digitalministers Dr. Fabian Mehring zur Sprache. Er diskutierte mit den Experten über die entscheidende Frage: Wie sicher ist die Region vor digitalen Angriffen, und was kann jeder dagegen tun?
Rosenheim – Einen Tag nahm sich Dr. Fabian Mehring, bayerischer Staatsminister für Digitales, Zeit für Rosenheim. Anlässlich der IHK-Reihe für mehr IT-Sicherheit besuchte er die Softwareentwickler der innFactory, bevor er beim Stellwerk 18 einen Überblick über die aktuelle Lage im Freistaat gab. Eines seiner wichtigsten Anliegen: „Wir müssen ein Bewusstsein für die Gefahr schaffen.” Zwei Drittel des gesamten Schadens, der in der deutschen Wirtschaft durch Datendiebstahl, Sabotage und Industriespionage entsteht, gehen laut des Ministers auf das Konto von Cyber-Attacken. „Das geht in die Milliarden und ist mehr als ein bayerischer Doppelhaushalt”, meint Mehring. Laut aktueller Studien betrug der Verlust der Firmen im Jahr 2023 deutschlandweit rund 180 Milliarden Euro.
Nicht sexy, aber wichtig
Auch für Jens Wucherpfennig, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim, steht fest: „IT-Sicherheit ist zwar nicht so sexy und deshalb in der öffentlichen Wahrnehmung versteckter als zum Beispiel die KI, aber mindestens genauso wichtig.” Denn jedes fünfte Unternehmen, auch in der Region, sei Opfer eines solchen digitalen Angriffes, wobei laut einer IHK-Statistik gerade nur 42 Prozent der Firmen einen Notfallplan dafür hätten.
Was dann passieren kann, zeigen laut Prof. Dr. Reiner Hüttl, Dekan für Informatik an der TH Rosenheim, nicht nur so prominente Beispiele wie Marc O’Polo aus Stephanskirchen. Auch der Ausfall der Firma Crowdstrike im Juli habe verdeutlicht, wie weitreichend die Folgen sein können. Durch den Programmfehler des Sicherheitsanbieters war die digitale Infrastruktur komplett lahmgelegt worden. „Krankenhäuser, Banken, Geschäfte, plötzlich ging nichts mehr”, sagt Hüttl. In Rosenheim hatte es beispielsweise das Möbelgeschäft Weko getroffen.
Inwieweit eine Künstliche Intelligenz künftig dabei helfen wird, sich zu schützen oder ganz im Gegenteil noch mehr Angriffe verursachen wird – darüber waren sich die Experten nicht ganz einig. „Es wird ein Wettrüsten“, meint Hüttl. Denn natürlich ließe sich die KI nutzen, um Sicherheitslücken in der eigenen Firma zu finden. „Es gibt allerdings auch neue Möglichkeiten für Hacker”, erklärt der Dekan. Stimmen und Gesichter können mit den sogenannten „deep fakes“ einfacher imitiert werden. Auch Roboter könnten besser „lernen“, eine menschliche Stimme nachzuahmen, sodass der Unterschied zu einer echten Person nicht mehr so leicht herauszuhören ist.
Wie Brandschutz ohne Feuerlöscher
Gerade für die zahlreichen mittelständisch geprägten Unternehmen rund um Rosenheim bedeute das, sich zumindest einen Notfallplan zurechtzulegen. „Es sollte klar festgelegt werden, wie bei einem Angriff reagiert wird”, sagt der Digitalminister. Dafür sollten die Unternehmer auch IT-Experten als Ansprechpartner haben. „Ohne Konzept wäre das sonst in etwa so, als würde man ein Buch über Brandschutz lesen, aber im Ernstfall keinen Feuerlöscher haben”, meint Hüttl.