Als einziger Stadtrat nicht eingeladen
„Der Böse“ für die Feuerwehr Attel-Reitmehring? Stadtrat Baumann bei Versammlung unerwünscht
Ist er „der Böse“ für die Feuerwehr Attel-Reitmehring? Das zumindest glaubt Sepp Baumann. Das Stadtratsmitglied hat als einziges keine Einladung zur Hauptversammlung bekommen. Was hinter diesem Vorgang steckt und was die Feuerwehr dazu sagt.
Wasserburg – Sepp Baumann ist sauer: Das Stadtratsmitglied aus Wasserburg hat als einziger aus dem Gremium keine persönliche Einladung zur Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Attel-Reitmehring am vergangenen Freitag (14. März) erhalten. Traditionsgemäß sind sowohl Stadtrat, Bürgermeister als auch verschiedene Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes als Ehrengäste geladen. Auch in diesem Jahr durften alle kommen, nur Sepp Baumann (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg) nicht. Er findet: Dieses Verhalten der Feuerwehr „geht gar nicht.“
Liegt´s an der Erweiterung des Feuerwehrhauses?
Baumann ist überzeugt, dass seine Nicht-Einladung wegen zweierlei Dingen passiert sei: Einerseits habe er gegen die Erweiterung des geplanten Feuerwehrhauses gestimmt und andererseits habe er eine Ausschreibung für die persönliche Schutzausrüstung der Einsatzkräfte (PSA) gefordert.
Für beide Meinungen habe er aber triftige Gründe gehabt, erklärt das Stadtratsmitglied. Er habe für das neue Gerätehaus einen Ortswechsel vorgeschlagen. Zum einen, da der Bau auf das Areal der Grundschule Reitmehring übergreife und somit für die Kinder weniger Platz wäre. Zum anderen „war ich selbst lange genug bei der Feuerwehr, um zu wissen, wie sehr man im Einsatz unter Druck steht und dass man es eilig hat“, erklärt er. Die Nähe zu Kindergarten und Grundschule finde er deshalb bedenklich. „Da ist schnell mal was passiert.“
Auch gegen die Neuanschaffungen der Schutzausrichtung habe er grundsätzlich nichts einzuwenden gehabt, aber „es muss ordnungsgemäß vonstattengehen“, erklärt Baumann, der auch Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss des Stadtrates ist. „Der Erwerb von Schutzausrüstung muss ausgeschrieben werden. Das ist Vorschrift“, erklärt er sein Pochen auf diese Vorgehensweise.
Nur deshalb habe er bei den zwei Punkten im Stadtrat dagegen gestimmt. „Und jetzt bin ich der Böse.“ Er glaubt: „Die Vereinsmitglieder nehmen die Entscheidungen persönlich.“ Er sei schon bei der Jubiläumsfeier der Feuerwehr im vergangenen Jahr nicht eingeladen worden, obwohl er Mitglied im Verein sei, und jetzt bei der Jahreshauptversammlung am 14. März „als einziges Mitglied im Stadtrat“ schon wieder nicht. Alle anderen Stadträte hätten laut Baumann einen Brief erhalten. Das habe Bürgermeister Michael Kölbl bei der Versammlung auch nochmal angesprochen, so Baumann.
Er findet deshalb, das Verhalten der Feuerwehr Attel-Reitmehring „geht gar nicht“. Die Feuerwehr müsse Abstimmungsergebnisse akzeptieren, fordert er. „Wir stehen alle hinter unseren Feuerwehren“, verdeutlicht Baummann. Er habe auch versucht, mit den Ehrenamtlichen deswegen zu sprechen und sein Vorgehen darzulegen. Doch diese habe das „nicht interessiert“, so sein Eindruck. Von ihrem Standpunkt seien sie nicht abgewichen.
Feuerwehr: Debatte um Alternativstandort war „rufschädigend“
Auf Anfrage nimmt auch die Feuerwehr Attel-Reitmehring zu dem Vorfall Stellung. Vorsitzender Andreas Klitzner bestätigt, dass Stadtratsmitglied Sepp Baumann nicht mehr persönlich per Brief zur Jahreshauptversammlung oder zu anderen Veranstaltungen der Feuerwehr Attel-Reitmehring eingeladen wurde und in Zukunft auch nicht werde. Hintergrund ist laut Stellungnahme wohl tatsächlich die Diskussion rund um einen Neubau oder eine Erweiterung des Feuerwehrhauses in Reitmehring. Dabei hat die Feuerwehr vor allem die Debatte um einen von Baumann vorgeschlagenen Alternativstandort erzürnt.
Denn während die Diskussion unter den Führungskräften der Feuerwehr intensiv, aber sachlich abgelaufen sei – mit dem Schluss, dass der von Baumann ins Gespräch gebrachte Alternativ-Standort aus fachlicher und einsatz-taktischer Sicht mehr Nachteile als der bestehende Standort hervorbringe – sei die öffentliche Diskussion sehr unsachlich erfolgt, so Klitzner. Sie sei in einer „für die Feuerwehr Attel-Reitmehring als Organisation, aber auch für aktive Mitglieder der Führungsmannschaft, ehrabschneidenden und rufschädigenden Art und Weise“ erfolgt.
„Baumann stellt moralische Integrität der Führung infrage“
„Es war und ist nicht zu akzeptieren, dass von ihm in Veröffentlichungen in der örtlichen Presse der Eindruck erweckt wurde, die Feuerwehr Attel-Reitmehring würde lieber Grundschulkinder oder Bewohner der Stiftung Attl gefährden und sich aus persönlichen Motiven einem Neubau des Gerätehauses am Alternativstandort verweigern“, so Klitzner in der Stellungnahme. „Aufgrund wiederholter öffentlicher und interner Äußerungen in den vergangenen Jahren, die die moralische Integrität der Führungsmannschaft der Feuerwehr Attel-Reitmehring infrage stellen, ist das Vertrauensverhältnis zu Josef Baumann erschüttert“, erklärt der Vereinsvorsitzende.
Dass Baumann bei der Neuanschaffung der PSA dagegen gestimmt hätte, sei der Feuerwehr Attel-Reithmehring gar nicht bekannt, so Klitzner zu diesem Punkt.
Grundsätzlich sei allerdings festzuhalten, dass zur Jahreshauptversammlung kein persönliches Schreiben erforderlich sei. „Gemäß Satzung erfolgt die Einladung öffentlich in den Wasserburger Heimatnachrichten“, so Klitzner. Die Jahreshauptversammlung sei eine öffentliche Veranstaltung, an der jedes Mitglied des Vereins oder auch Nicht-Mitglieder teilnehmen könnten.


