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*Mit Video* Premiere in Bayern

PV und Wärmepumpe auf Altstadt-Dach: Die Grundners wagen in Wasserburg das Abenteuer

Helmut Grundner im Dachgeschoss mit einer jahrhundertealten freitragenden Decke. Darüber wird die erste große PV-Anlage auf einem Denkmal installiert.
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Helmut Grundner im Dachgeschoss mit einer jahrhundertealten freitragenden Decke. Darüber wird die erste große PV-Anlage auf einem Denkmal installiert.

Die Sanierung eines Denkmals ist eine Herausforderung. Die Eigentümergemeinschaft Grundner zeigt dabei Pioniergeist: Auf ihr Dach in der Wasserburger Ledererzeile 14 kommen eine große PV-Anlage und eine Wärmepumpe. Helmut Grundner über Denkmalschutz und erneuerbare Energien. Ein Baustellenbesuch.

Wasserburg – „Das wird eine abenteuerliche Zeitreise!“, sagt Helmut Grundner beim Treffen in der Ledererzeile 14 schmunzelnd. Er wird Recht behalten. Abenteuerlich, weil es halsbrecherisch hoch hinaus geht bis aufs Dach, Zeitreise, weil das ehemalige Handwerkerhaus nahezu „Geschichte atmet“, wie er treffend sagt.

Bayernweites Modell

Beim Eintritt prägen Baulärm, Staub, Geröll, ein Gewirr von Leitern und Baumaschinen sowie eine ganze Schar von Handwerker das Bild. Unfassbar, dass hier Ende 2024 Mieter einziehen sollen. Doch nicht nur im, auch auf dem Gebäude, das hinten an die Stadtmauer angrenzt, findet derzeit eine Sanierung statt, die Geschichte schreiben wird – in Wasserburgs historischer Altstadt sowie bayernweit. Denn die Innstadt ist Modellkommune für den landesweiten Versuch, den Denkmal- und Klimaschutz zu verbinden. Für diese Leistung gab es 2022 die Denkmalschutzmedaille.

Die Eigentümergemeinschaft aus den Familien Grundner/Maier wagt die erste Realisierung. Das 2020 gekaufte ehemalige Handwerkerhaus, im Kern wohl aus dem 16. Jahrhundert (zwei Dachtragwerke aus dem 18. Jahrhundert) wird nicht nur für die Wohn- und Ladennutzung modernisiert, wofür nach eigenen Angaben zwei Millionen investiert werden. Es erhält auf dem Dach außerdem eine große PV-Anlage und eine Wärmepumpe, Kosten von 150.000 Euro on top. Bisher undenkbar in einer Altstadt, die komplett unter Ensembleschutz steht. Zu groß war stets die Sorge, die historische Dachlandschaft könnte gestört werden.

Ziel: zeigen, dass es geht

Doch Helmut Grundner will zeigen, dass es trotzdem geht. Er hatte sich mit seinem Vorhaben für das Modellprojekt „Denkmalschutz und PV“ angemeldet, das die Stadt gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege durchführte und die Basis für eine neue Gestaltungssatzung stellte. Höchster Schutzstatus gilt in der Altstadt. In dessen Kern liegt die Ledererzeile 14. Hier geht die Eigentümergemeinschaft jetzt in die Umsetzung.

Die Witterung macht zwar derzeit einen Strich durch die Rechnung, die Wärmepumpe wird heuer nicht mehr installiert, bedauert Grundner. Die ersten PV-Module sind jedoch schon auf dem Blechdach eingebaut, eine Konstruktion, die nicht auffällt – nicht einmal von der Schönen Aussicht aus. Diese Bedingung knüpft die überarbeitete Wasserburg Gestaltungssatzung. Sie teilt die Stadt in Sektoren und schreibt vor, wo was wie möglich ist. Höchste Anforderungen: der Kern der Altstadt. Das Haus Ledererzeile 14 gehört dazu.

Grundner, der mit seinen Eltern das gleichnamige Bauunternehmen in Soyen leitet, kennt im Denkmal jeden Ziegel, jeden Balken, viele kleine Details, die Jahrhunderte alt sind. Sein Herz schlägt für die Altbausanierung, obwohl das Unternehmen mit Sitz in Soyen auch neu und schlüsselfertig baut. Doch die Leidenschaft für Denkmäler ist Firmentradition. Grundners Großvater hat unter anderem die Fassade von Schloss Herrenchiemsee restauriert. Der Vater, Helmut Maier, hat ebenfalls viele historische Gebäude modernisiert. Der Sohn hat die Leidenschaft für das Neue im Alten übernommen. Dazu gehören heutzutage auch die regenerativen Energien und das Bemühen, ein Haus energetisch möglichst autark zu machen. Nur so werde die Sanierung im Bestand zukunftsfähig, nur so funktioniere die Nachverdichtung, ist Grundner überzeugt.

Eigentlich war in der Ledererzeile 14 eine Pelletheizung angedacht, so der Bauherr. Doch der Platz reichte nicht aus. Eine Nahwärmeversorgung in der Altstadt gibt es nicht. Deshalb sei das Modellprojekt für PV-Anlagen auf historischen Dächern gerade recht gekommen.

In der Wasserburger Altstadt bekommt das erste Dach eine große PV-Anlage.

Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt.
Bauherr Helmut Grundner führt durch das erste Denkmal in der Wasserburger Altstadt, das eine große PV-Anlage und Wärmepumpe bekommt. © Weinfurtner

Großer Erfahrungsschatz

Grundner baut auch energetisch auf einen großen Erfahrungsschatz, der nun auch dem schmalen ehemaligen Handwerkerhaus in der Ledererzeile zugutekommt. Ursprünglich war hier ein Lederer mit Verkaufsgeschäft und Werkstatt, darüber Wohnungen, ganz oben Lager, beheimatet. Das Tonnengewölbe ist im Erdgeschoss noch sichtbar, eine böhmische Kappe, erstellt um die Zeit von 1850,ist zu sehen, außerdem eine original Wasserburger Decke mit Holzbalken. Im zweiten Obergeschoss eine barocke Decke aus dem 17. Jahrhundert, Türen weisen historische Beschläge aus dieser Zeit auf. Restaurator Wolfgang Lauber aus Bad Endorf entdeckte Reste uralter Rosetten, berichtet Grundner.

Landeskonservator „verliebt“ in freitragende Decke

Ein Waschbecken hängt noch, das aus der Zeit der Jahrhundertwende stammt, als Wasserburg die erste Kanalisation bekam. Auf dem Dachboden lagert das Nasenschild, das wieder an der Fassade angebracht wird, wie Grundner erzählt. Hier ist der historische Dachstuhl noch vorhanden, eine freitragende Konstruktion, in die sich der Landeskonservator „verliebt“ habe, weil sie etwas ganz Besonderes sei, so der Bauherr. Für den Erhalt schlug das Denkmalamt aus München eine Lösung vor, die den alten Dachstuhl mit einer neuen Dachterrasse verbindet, die von der Ledererzeile aus jedoch nicht zu sehen ist. Die Tür zum Beladen des Lagers aus Zeiten der Lederei ist noch in Ansätzen vorhanden und wird integriert.

In den 70er Jahren wurde das Haus mit Lichthof, in den nun der Aufzug eingebaut wird, zum letzten Mal saniert. Die ehemaligen Wohnungen versprühen sogar noch ein wenig den Charme der 50er Jahre. Reste von nostalgisch anmutenden Tapeten mit Girlanden- und Blumenmustern sind zu erkennen.

Wärmepumpe wird ausschauen wie der alte Kamin

Im obersten Dachgeschoss geht es über ein kleines Fenster hinaus auf das Gerüst, von dort über eine schmale Leiter auf das Dach. Grundner und die Handwerker nehmen diese letzte Hürde mit Schwung. Sie sind es gewöhnt. Für die Reporter ist dieser Ausflug aufs Dach gefühlt ein „Himmelfahrtskommando“, das trotz Minusgraden in schwindelerregender Höhe den Schweiß ausbrechen lässt. Doch dann ist es geschafft: Das Blechdach ist erreicht, installiert von der Firma Göpfert aus Wasserburg, die die ersten PV-Module verankert.

Die Anlage habe einen Ertrag von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr (Höchstleistung von 20 Kilowatt-Peak), berichtet Grundner stolz. Laut Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann wurde im Rahmen des Modellprojekts „eine Blecheindeckung mit integrierten, farblich angepassten Solarmodulen in Bahnenstruktur“ ausgewählt. Diese Art der Ausführung sei die erste in Wasserburg, „meines Wissens auch die erste auf einem Denkmal im Freistaat“, freut sich Herrmann. Der Stadt liegen nach ihren Angaben bereits vier weitere Anträge zur Errichtung von „gut gestalteten Solaranlagen auf Altstadtdächern“ vor. Alle seien erlaubnisfähig, freut sie sich, dass die neue Gestaltungssatzung und das ebenfalls diesbezüglich geänderte Denkmalschutzgesetz Wirkung zeigen.

Wärmepumpe wird aussehen wie der alte Kamin

Die Solarmodulen auf dem Dach der Ledererzeile 14 werden ab Ende 2024 auch eine Wärmepumpe mit Strom versorgen. Zum Konzept gehört außerdem ein Pufferspeicher. Ziel: Komplettversorgung im Sommer, auch für den Warmwasserbedarf, im Winter gibt es als Reserve noch eine kleine Gastherme. Die Wärmepumpe auf dem Dach wird optisch so ausschauen wie der alte Kamin, also ebenfalls kaum auffallen, freut sich Grundner.

Für das Gebäude plant das Unternehmen ein Mieterstrom-Modell. In Soyen hat es das Bauunternehmen Grundner es schon einmal probiert bei einem Mehrfamilienhaus mit elf Parteien, in Kooperation mit den Kraftwerken Haag und den Stadtwerken Dorfen. In Wasserburg ist es ein erneuter Versuch, nachdem 2022 in Soyen die Kündigung kam. Grundner hofft, dass die Stadtwerke Wasserburg einsteigen, in seinen Augen eine Chance für den Energieversorger zur Kundenbindung.

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