„Matching“-Software soll helfen
Dating-App für Bad Aiblings Gewerbe? Wie die Stadt den Leerstand bekämpfen will
Nach links oder nach rechts wischen? Was bisher eher bei Dating-Apps bekannt war, könnte so ähnlich nun in Bad Aiblings Gewerbe- und Immobilienbranche greifen. Wie Leerstand mit dem „Perfect Match“ bekämpft werden soll.
Bad Aibling – Nach rechts wischen, wenn einem der potenzielle Partner gefällt, nach links, wenn kein Interesse besteht. Und wenn beide Seiten angetan sind, kommt es womöglich zum „Match“. Was bisher eher aus Datingapps bekannt war, könnte in Bad Aibling nun auch in ähnlicher Form bei Immobilien und Gewerbetreibenden funktionieren. Wie Teresa Jancso, Leiterin des Bad Aiblinger Stadtmarketings, dem OVB mitteilt, gibt es für die Kurstadt ab sofort eine digitale Plattform, „eine Kontaktbörse“, über die Immobilieneigentümer mit interessierten Mietern und mit passenden Konzepten zusammenzukommen können.
Ziel dieses „Leerstands- und Ansiedlungsmanagements“ der Stadt sei es, verwaisten Ladenlokalen, zugeklebten Schaufenstern oder rückläufigen Besucherzahlen entgegenzuwirken. Mithilfe einer „Matching-Software“ soll die Kommune bei ihren Anstrengungen unterstützt werden, neue Gewerbetreibende in der Innenstadt zu etablieren. „Durch die Plattform erhoffe ich mir, dass unsere schöne Stadt noch attraktiver wird und der Leerstand schneller behoben wird“, sagt Jancso gegenüber dem OVB.
Interessenten an „digitalen Tisch“ bringen
Umgesetzt wird der Prozess mit dem Programm „LeAn“, das im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projektes „Stadtlabore für Deutschland – Leerstand und Ansiedlung“ entwickelt wurde, erklärt die Stadtmarketing-Chefin. „Das Programm dient als internes Werkzeug zur Verwaltung von innerstädtischen Ladenlokalen“, so Jancso. Heißt: „LeAn“ soll die Nutzer an einen „digitalen Tisch“ bringen.
Die im „Leerstandsmelder“ eingegebenen Daten einer Immobilie reichert die Stadtverwaltung nach Absprache mit weiteren Fakten wie Kennziffern zur Kaufkraft oder Passantenfrequenzen an und leitet diese an ansiedlungswillige Unternehmen weiter. Laut Jancso suche die Datenbank hierfür die passenden Interessenten aus, sie „matcht“ also das Flächenangebot mit der erfassten Nachfrage. Das gewünschte Ergebnis: Anbietende und Suchende finden passgenau zueinander, so zumindest die Theorie.
Doch sind die Bad Aiblinger für einen solchen Prozess überhaupt bereit? Für die Stadtmarketing-Chefin keine Frage. „Bevor ich diesen Schritt nun in die Öffentlichkeit gegangen bin, habe ich viel Rücksprachen mit Immobilienbesitzern als auch mit Suchenden gehalten und habe positive Rückmeldung erhalten“, betont Jancso. Deshalb schätzt sie die Aiblinger „natürlich als offen für dieses tolle Projekt“ ein.
Wie die Stadt „mitsteuern“ möchte
Wer also eine Immobilie in Bad Aibling besitzt und diese verkaufen möchte; wer perspektivisch eine frei stehende Ladenfläche, aber keinen Mieter hat; wer überlegt, sich in Bad Aibling mit einem Geschäft, einem Restaurant oder einem größeren Gewerbe anzusiedeln – der könne, so die Stadtmarketing-Chefin, jetzt auf die Unterstützung der Stadt zurückgreifen.
Die Stadt will die Immobilieneigentümer so bei der Nachvermietung unterstützen und mit LeAn steuern, welches Gewerbe wo Sinn ergibt und schon im Vorhinein entsprechende Empfehlungen aussprechen, erklärt Jancso. Klar ist: Es besteht Handlungsbedarf in Bad Aiblings Innenstadt. Was nicht zuletzt ein Streifzug durchs Zentrum, vorbei am noch immer leerstehenden ehemaligen Blumenladen in der Bahnhofstraße oder mit Folien zugeklebte Schaufenstern in der Münchner Straße verdeutlicht.
Wie viel Leerstand es in Bad Aibling derzeit aber genau gibt, kann Jancso nicht beziffern. Zwar habe sie direkten Leerstand in der Stadt deutlich wahrgenommen, gleichzeitig gebe es aber auch viele ungenutzte Gewerbeflächen wie Büroräume oder Räume, die für Arztpraxen und Ähnliches genutzt werden können. Hier fehle noch ein detaillierter Überblick. „Aber das soll sich dann dank ,LeAn‘ natürlich ändern.“
Wie kann ich die Plattform nutzen?
Die Plattform ist ab sofort nutzbar. Laut Stadtmarketing-Chefin Teresa Jancso können Interessenten hierfür einfach Kontakt mit ihr über die Mailadresse stadtmarketing@bad-aibling.de aufnehmen. „Dann kann ich eine Einladung für Suchende oder Anbietende direkt von der Plattform versenden.“