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4,27 Euro pro Kubikmeter Wasser

„Das ist unser Todesstoß“: Wie Ramerbergs Wasserpreis den Landwirten Sixt zu schaffen macht

Maria und Werner Sixt aus Ramerberg sorgen sich um ihre Existenz. Vor allem die gestiegenen Wassergebühren machen den Landwirten zu schaffen.
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Maria und Werner Sixt aus Ramerberg sorgen sich um ihre Existenz. Vor allem die gestiegenen Wassergebühren machen den Landwirten zu schaffen.

Seit dem 18. Jahrhundert ist die Landwirts-Familie Sixt in Ramerberg ansässig. Nun sorgt sie sich um ihre Existenz, denn die Wassergebühren sind dramatisch gestiegen. Mit wie viel Mehrausgaben das Ehepaar Sixt zu kämpfen hat und was die Gemeinde dazu sagt.

Ramerberg – 4,27 Euro zahlen die Ramerberger pro Kubikmeter Wasser seit Anfang des Jahres. Wegen der aufwendigen Sanierungsmaßnahmen am maroden Wassernetz sind die Gebühren explosionsartig gestiegen. Für Großverbraucher wie die Familie Sixt eine Katastrophe. „Das ist unser Todesstoß“, sagt Werner Sixt.

Seit dem 18. Jahrhundert führt die Familie in Hofstett einen landwirtschaftlichen Betrieb, von Generation zu Generation weitergegeben. Im Moment ist der Bauernhof mit etwa 150 Kühen in der Hand von Maria und Werner Sixt. Mit der alteingesessenen Tradition könnte aber bald Schluss sein. „So wie es jetzt aussieht, will ich das meinen Nachkommen nicht antun“, sagt Werner Sixt. Ehefrau Maria stimmt ihm zu. „Es ist schlicht nicht mehr wirtschaftlich“, sagt sie. „Es geht um die Existenz.“ Und das nur wegen des Wassers.

Kosten steigen von 8.400 auf 15.600 Euro

Denn als landwirtschaftlicher Betrieb verbrauchen das Ehepaar Sixt, beziehungsweise die Kühe der Familie, eine enorme Menge. 2.500 Kubikmeter sind es etwa im Jahr allein für den Stall, rechnet Maria Sixt vor. Hinzu kommen noch um die 950 Kubikmeter für das Jungvieh und den privaten Haushalt. Bislang hätten sich die Kosten auf etwa 8.400 Euro im Jahr belaufen. Durch den neuen Wasserpreis, der von 1,40 Euro auf 2,36 Euro im Jahr 2022 bis 2024 und seit diesem Jahr auf 4,27 Euro gestiegen ist, schätzt Sixt mit Ausgaben von circa 15.600 Euro allein im Jahr 2025. „Als Betrieb rechnen wir im Zehn-Jahres-Rhythmus. Das sind Mehrkosten von 72.000 Euro. Das können wir uns nicht leisten“, sagt Maria Sixt.

Zumal sie als landwirtschaftlicher Betrieb die Mehrkosten nicht an den Endverbraucher weitergeben könnten. „Uns wird der Milchpreis von der Molkerei vorgegeben. Wir können nicht, wie andere Gewerbe, mehr für unser Produkt verlangen“, so Maria Sixt. Ein weiteres Problem: günstigere Konditionen für Landwirte seien in der aktuellen Wassergebühren-Satzung von Ramerberg nicht vorgesehen. Das sei rechtlich nicht möglich, hieß es bereits in einer der Bürgerversammlungen zur Wassersanierung. Auf Anfrage bestätigt Geschäftsleiter Maximilian Brockhoff nun erneut, dass es aktuell keine Möglichkeit gebe, einen eigenen Gebührensatz für landwirtschaftliche Betriebe einzuführen.

Landwirte wollen eigenen Brunnen bauen

Gleichzeitig muss das Ehepaar das Wasser der Gemeinde nutzen, denn in Deutschland herrscht bei der Wasserversorgung Anschlusspflicht und Benutzungszwang. Das Ehepaar Sixt hofft allerdings auf eine Teilbefreiung des Benutzungszwangs. Denn eigentlich könnten die Sixts einen eigenen Brunnen bohren. „2017 hat die Firma Alpenhain Probebohrungen auf einem unserer Acker durchgeführt“, erzählt Maria Sixt. „Für die Firma hat die Wassermenge nicht gereicht, für uns wäre es genug.“ Die Idee deshalb: Die Tränken der Kühe mit dem eigenen Wasser füllen und somit die Kosten drücken. Dem Gemeinderat liegt ein entsprechender Antrag bereits vor.

Doch dieser hat, wie es scheint, wenig Aussicht auf Erfolg. Noch ist keine Entscheidung gefallen. In der Januar-Sitzung hatte das Gremium aber bereits darüber diskutiert und anschließend vertagt. Die Gremiumsmitglieder zeigten Verständnis für das Dilemma der Sixts. So meinte unter anderem zweiter Bürgermeister Magnus Steinmüller (UWR): „Wenn wir uns nichts einfallen lassen mit dem Wasserpreis gegenüber den Landwirten, dann werden hier einige Betriebe gefährdet.“ Doch das könnte schwierig werden.

Gebührenkalkulation auf „wackligen Beinen“

In der Sitzung hatte Geschäftsleiter Brockhoff im Namen der Verwaltung dazu angeraten, den Antrag abzulehnen. Denn es gebe Rechtsprechungen des Verwaltungsgerichts, wie bei einem solchen Antrag zu verfahren sei. Laut dem Geschäftsleiter gebe es für die Familie Sixt zwei Hürden. Zum einen müsse sichergestellt werden, dass die Gebührensteigerung für andere Abnehmer nicht 50 Prozent übersteigen würden. Das sei bei den Sixts nicht der Fall, hier handle sich lediglich um eine Steigerung von vier Prozent, so Brockhoff.

Aber: die zweite Hürde sei für die Familie Sixt nicht zu überwinden. Die Gemeinde müsse den Antrag auf Befreiung ablehnen, wenn die Gebühren die durchschnittlichen Abgaben in einem Landkreis um 50 Prozent überschreiten. Das sei in Ramerberg grundsätzlich der Fall. Vergleiche man die Zahlen aus dem Jahr 2022, liege die Wassergebühr von Ramerberg 92 Prozent über dem Durchschnitt des Landkreises Rosenheim. Damals lag die Gebühr der Gemeinde bei 2,36 Euro, der Durchschnittspreis im Landkreis bei etwa 1,20 Euro.

Bei der aktuellen Gebühr von 2025 würde der Durchschnittspreis von 2022 – aktuellere Zahlen liegen laut Brockhoff für den Landkreis nicht vor – sogar um 350 Prozent überschritten. „Schlussendlich besteht die erhebliche Gefahr, dass spätestens bei der nächsten Gebührenkalkulation jemand gegen diese Befreiung vorgeht“, hatte der Geschäftsleiter in der jüngsten Gemeinderatssitzung erläutert. Damit könne die gesamte Gebührensatzung der Kommune kippen.

Angesichts dieser drohenden Konsequenzen hatten auch einige Gremiumsmitglieder angekündigt, dem Antrag nicht zustimmen zu können. Fabian Tretter (UWR) hatte von einem „Bumerang“ gesprochen, sollten Personen bei der nächsten Kalkulation der Wassergebühren klagen. Auch Max Jaroljmek (NRL/FWG) sorgte sich um die „wackligen rechtlichen Beine“, auf denen die Kalkulation dann stehen würde. Konrad Fuchs (NRL/FWG) erklärte, dass bei einer Zustimmung ohne Zweifel weitere landwirtschaftliche Betriebe eine Befreiung betragen würden. „Das können wir uns nicht leisten. Ich sehe keine Handhabe“, bedauerte er.

Familie schließt Klage nicht aus

Maria und Werner Sixt hoffen dennoch auf ein Einlenken des Gemeinderats. Am 11. Februar soll das Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommen. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Werner Sixt. „Man spricht von Regionalität und davon, die Landwirte vor Ort zu halten und zu unterstützen, aber in diesem Fall kommt nichts.“ Ehefrau Maria sieht dies ähnlich. „Wir sind ja nicht die einzigen, die hier betroffen sind.“ Sogar der Bayerische Bauernverband habe sich mit einer Petition an den Bayerischen Landtag gewandt, um auf die Problematik der Wassergebühren-Satzung in Bayern aufmerksam zu machen. „Solange wir keine geringeren Abgaben zugesprochen bekommen, brauchen wir die Teilbefreiung“, so das Ehepaar Sixt. Sollte der Gemeinderat den Antrag ablehnen, bleibe ihnen wohl nichts anderes übrig als zu klagen.

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