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Spendenaktion für Assistenzhund

Ein Leben im Rollstuhl: Daniel Erdösi aus Wasserburg gibt nicht auf – wie Hündin Leni helfen soll

Daniel Erdösi und Hündin Leni, die in naher Zukunft seine Assistenzhündin werden soll.
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Daniel Erdösi und Hündin Leni, die in naher Zukunft seine Assistenzhündin werden soll.

Bei einem Verkehrsunfall im Januar 2023 bricht sich Daniel Erdösi (25) aus Wasserburg zwei Halswirbel: Querschnittslähmung. Eine Assistenzhündin soll ihm sein Leben erleichtern, dafür hat er eine Spendenaktion gestartet. Warum der 25-Jährige trotz seines Schicksals von „Glück im Unglück“ spricht.

Wasserburg – Es ist ein kalter Tag im Januar 2023, der Daniel Erdösis Leben für immer verändert Der 25-Jährige hat den Tag beim Wandern verbracht, als er sich mit dem Auto auf den Weg nach Halfing zu seinem Bruder macht. „Es war extrem glatt“, erinnert sich der Wasserburger. „Ich weiß noch, dass mein Auto schon davor mehrmals ausgeschlagen ist.“ Er fährt langsam, vorsichtig und trotzdem passiert es bei Prutting: Er kommt von der Straße ab, überschlägt sich mehrfach. Das Auto bleibt auf der Seite liegen, schlittert mit dem Dach gegen einen Baum, genau dort, wo Erdösi sitzt. „Ich bin direkt mit dem Kopf gegen den Stamm geprallt“, erzählt er. Zwei Halswirbel sind gebrochen. Die Nerven gequetscht. Seine Lungen kollabieren. Querschnittslähmung.

Lebensmotto: „Das akzeptiere ich nicht“

Erdösi kommt ins Krankenhaus, wird operiert, kurz darauf sagt man dem Wasserburger, dass er nie wieder werde laufen können. Seine Antwort: „Nein, das akzeptiere ich nicht.“ Es ist ein Satz, den der 25-Jährige oft sagt. Fast könnte es das Lebensmotto von ihm sein. Als ihm die Pflegekräfte im Krankenhaus sagten, er brauche einen Luftröhrenschnitt, akzeptierte Erdösi das nicht. Als ihm die Ergotherapeuten prophezeiten, er würde nie wieder in seiner Wohnung leben können und müsse ausziehen, akzeptierte er das ebenfalls nicht.

Und er sollte Recht behalten. Nach eineinhalb Monate auf der Beatmungstation war klar, den Luftröhrenschnitt werde er nicht brauchen. Auch ausziehen musste er nicht. Im Gegenteil: „Die Wohnung wurde nicht einmal umgebaut“, sagt er, denn selbst das wollte Erdösi nicht akzeptieren. „Die Küche ist drei Jahre alt, ich habe sie mit meiner WG ganz neu eingebaut. Das jetzt zu ändern, hätte an meinem Ego gekratzt. Nein, das hätte ich nicht akzeptiert.“ Sogar das Laufen werde immer besser. „Ich kann stehen und mit meinen Orthesen ein paar Schritte gehen“, erzählt er. Das erklärte Ziel: den Rollstuhl loswerden.

Seelisch geht es ihm besser als vor dem Unfall

Es sei nicht immer leicht gewesen, die Monate im Krankenhaus seien ihm besonders schwer in Erinnerung. Dennoch kann Erdösi seinem Unfall viel Positives abgewinnen. Vorher habe er viel gearbeitet, lernte zunächst Krankenpfleger am kbo-Innsalzach-Klinikum, anschließend begann er eine Zimmerer-Lehre. Zwischenzeitlich habe er drei Jobs gehabt, wenig Freizeit und viele private Probleme. „Das ist jetzt alles weg.“

Daniel Erdösi und Hündin Leni, die in naher Zukunft seine Assistenzhündin werden soll.

Seelisch ginge es ihm nun besser als vorher, sagt er. „Ich habe meinen Frieden gefunden“, sagt er. Geholfen habe ihm dabei sein Glaube. „Ich bin niemand, der Frust schiebt. Ich glaube viel eher, es wird schon seinen Grund haben, warum mir das passiert ist.“ In die Arbeit als Zimmerer oder Krankenpfleger zurückzukehren, das ginge aber nicht, das müsse sogar er akzeptieren. Stattdessen sei der Plan, irgendwann Pflege-Pädagogik zu studieren. „Ich glaube, ich kann den Auszubildenden viel beibringen. Ich kenne beide Seiten, die der Pflegekraft, aber auch, wie es ist, jemanden völlig ausgeliefert zu sein“, sagt er.

Glück im Unglück

Erdösi spricht von Glück im Unglück. Immer wieder erwähnt er dies sogar im Zusammenhang mit seinem Unfall. Die Nerven seien „nur“ gequetscht und nicht durchtrennt. Er könne weiterhin in seiner Wohnung leben, ohne groß etwas zu ändern. Er habe viel Unterstützung, von seinen Eltern, von seinen drei Brüdern, von seinen Freunden, die im Zuge des Unfalls zur Familie wurden. Glück sei das für ihn. Auch über Therapien erfahre er „unglaublich viel Unterstützung“. Viermal in der Woche könne er ins Fitnessstudio und dreimal die Woche zur Physiotherapie. „Ich kenne andere, die können nur einmal die Woche zur Therapie. Da geht es mir viel besser.“

Und jetzt gibt es noch einmal Glück im Unglück für ihn: Erdösi hat die perfekte Assistenzhündin für sich gefunden. Leni, eine zweijährige Malinois-Hündin. „Ich kann immer noch nicht glauben, was das für ein riesiger Zufall ist“, sagt der 25-Jährige, denn einen Malinois wollte der Krankenpfleger schon immer haben. „Ich weiß nicht, warum, aber ich finde diese Rasse wunderschön.“

Schon vor seinem Unfall habe er deshalb vorgehabt, einen solchen Hund zu kaufen. Danach wurde ihm gesagt, dass sich ein Malinois nicht als Assistenzhund eigenen würde. Zu aggressiv sei ihr Wesen. „Aber Leni ist aus irgendeinem Grund anders“, sagt er. Ursprünglich sei die Hündin für eine andere Frau mit ähnlichem Krankheitsbild ausgebildet worden. Diese habe nun aber kurzfristig abgesagt. Leni sei also wieder frei und damit die Lösung für ein weiteres Problem, das Erdösi nicht akzeptiert, zum Greifen nahe: die Tatsache, dass er derzeit kaum die Wohnung alleine verlassen kann.

Spendenaktion für Hündin Leni

Der Grund für die Einschränkung: „Ich hab halt ein bisschen einen wilden Lebensstil und bin deshalb auch schon das ein oder andere Mal aus meinem Rollstuhl gefallen“, erzählt der Wasserburger schmunzelnd. Wenn das passiere, brauche er Hilfe. Leni sei geschult darin, diese zu holen. Außerdem könne sie Türen öffnen, die für ihn wegen seiner Einschränkung in den Armen zu schwer seien. „In der Tiefgarage gibt es eine, die ich alleine nicht auf bekomme.“ Die Assistenz-Hündin könne sie mit einem Seil aber ganz leicht aufziehen. Erdösi verspricht sich mit der Hündin an seiner Seite ein selbstständigeres Leben. „Als Alltagsbegleiterin darf sie überall mithin. In Supermärkte, ins Fitnessstudio, das würde mir sehr helfen.“

Spendenkampagne

Wer Daniel Erdösi bei der Anschaffung seiner Assistenzhündin Leni unterstützen will, kann dies über folgenden Link tun: www.gofundme.com/f/ein-assistenzhund-fur-daniel

Einziges Problem: Die Ausbildung für einen Assistenzhund ist teuer. 26.000 Euro hätte Erdösi ursprünglich für Leni bezahlen müssen. „Die Trainer sind mir wahnsinnig entgegengekommen und haben den Preis auf 17.500 Euro gesenkt“, sagt er. Für den 25-Jährigen dennoch viel Geld, deshalb habe er jetzt eine Spendenaktion auf GoFundMe gestartet beziehungsweise nicht er, sondern sein Mitbewohner und einer seiner besten Freunde habe ihm einen „Arschtritt“ gegeben und ihn motiviert einen Aufruf zu starten. „Ich dachte, vielleicht kommen rund 1.000 Euro zusammen“, sagt der Wasserburger. Inzwischen seien es etwas über 5.000 Euro. „Ich kann das immer noch nicht glauben. Ich finde diese Hilfsbereitschaft der Menschen überwältigend“, sagt er. 16.000 Euro sind das Ziel der Spendenkampagne. Erdösi hofft auf möglichst viel Unterstützung, doch ganz egal, wie: Leni kaufen werde er auf jeden Fall. „Etwas anderes akzeptiere ich nicht“, sagt er.

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