Baustelle sieht wüst aus
Dammrutsch in Ramerberg: Dauert die Bahn-Reparatur viel länger?
Es schaut wüst aus auf der Baustelle der Bahn in Ramerberg. Das Gelände in Anger hat sich in ein Schlammfeld verwandelt. Klappt es wirklich mit der Wiedereröffnung der Gleise zum 10. Dezember? Das sagt die Bahn.
Ramerberg - „Wir rechnen aktuell damit, dass die sehr umfangreichen Arbeiten bis Ende März 2023 dauern - je nach Witterung“, räumt eine Sprecherin auf Anfrage der Wasserburger Zeitung ein, dass sich die Bahn verschätzt hat. Der volle Umfang der Maßnahmen konnte nach ihren Angaben erst nach einer „qualifizierten Untersuchung des Baugrunds durch ein Sachverständigenbüro“ abgeschätzt werden. Die Arbeiten sind anscheinend umfangreicher als gedacht. Das wundert vor Ort keinen, denn die Gleisstrecke, die aufgrund des Dammrutsches eingebrochen ist, befindet sich in einem unwegsamen Hanggelände. Es ist nur schwer zugänglich. Damit die Bagger die Stelle erreichen können, mussten Bäume gefällt und eine Baustraße erstellt werden.
30.000 Tonnen Unterbau neu aufzubauen
Das Baufeld zur Neuerrichtung eines Dammes wurde nach Informationen der Bahn mittlerweile freigemacht, die Vegetation entfernt, das Streckenkabel aus dem Baufeld umverlegt, die Vegetation zurückgeschnitten und ein Entwässerungsgraben gezogen. Außerdem sei eine Flächendrainage eingebaut worden, berichtet die Pressestelle der Bahn weiter. Der vorhandene Untergrund müsse abgetragen und der Damm lageweise neu errichtet werden. Auf einer Strecke von rund 100 Metern seien rund 30.000 Tonnen Unterbau neu aufzubauen.
Ein Großprojekt, dessen Umsetzung sich noch - wie von vielen Pendlern befürchtet - bis in das Frühjahr 2023 hinziehen könnte. Doch eine gute Nachricht gibt es trotzdem: Es sei nach derzeitigem Stand geplant, dass die Strecke Rott-Rosenheim ab dem 9. Januar 2023 wieder mit Zügen befahren werde. Dann wären nur noch zwischen Wasserburg und Rott Busse unterwegs.
Ursachenforschung geht weiter
Es heißt also weiter warten, bis das umständliche Umsteigen in den Bus vorbei ist. Und auch auf die Frage nach der Ursache für den Dammrutsch gibt es nach wie vor keine Antwort. Die Untersuchungen würden noch laufen, erklärt die Bahn auf Anfrage. Es seien Sachverständige eingebunden worden. Untersucht werde unter anderem, welchen Einfluss die massiven Regenfälle Ende September auf die Stabilität des Bahndamms gehabt hätten. Außerdem werde geprüft, inwieweit möglicherweise auch Bauarbeiten von Dritten auf einem Fremdgrundstück in Zusammenhang mit dem Dammrutsch stehen könnten. Ein abschließendes Ergebnis liege noch nicht vor.
Bus fuhr vor der Nase weg
Die Pendler zwischen Mühldorf und Rosenheim sind mittlerweile schwer genervt. Judit Honervogt beispielsweise, die mehrmals in der Woche die Strecke auf dem Weg zwischen Wohnort und Praktikumsplatz bewältigen muss. Da der Zug nur bis Wasserburg fährt, muss sie hier in den Bus umsteigen. Sie benötigt für die Strecke, die gewöhnlich in 50 Minuten zu schaffen sei, nun etwa 25 Minuten mehr, bedauert die 26-Jährige.
Sie hat außerdem schon erlebt, dass ihr der Bus vor der Nase weggefahren ist. Am Montag, 14. November, hatte er nach ihren Angaben von Mühldorf kommend in paar Minuten Verspätung, Er kam um 18.05 Uhr in Wasserburg an, der Bus hatte nicht gewartet, sondern war um 18.04 Uhr bereits weggefahren.
Mit Judit Honervogt versammelte sich eine Gruppe Verlassener in der Bäckerei am Reitmehringer Bahnhof – sauer und frustriert. Alle mussten eine Stunde warten, bis wieder ein Bus kam.
Es gibt auch aufmerksame Busfahrer
Es gibt jedoch auch Fahrgäste, die positive Erfahrungen gemacht haben. Leserinnen und Leser berichten von Busfahrerinnen und Busfahrern, die geduldig warten oder sogar stoppen und zurücksetzen, wenn sie winkende Menschen, die noch mit wollen, entdecken. Dass ein Bus verpasst wird, weil der Zug verspätet eintrifft, passiert trotzdem in fünf bis zehn Prozent aller Fälle, heißt es aus dem Umkreis von Pendlern.
„Wir nehmen alle Hinweise ernst und versuchen, den Ersatzverkehr entsprechend anzupassen und zu verbessern“, verspricht die Bahnsprecherin.
Die Fahrpläne zum Schienenersatzverkehr finden Fahrgäste unter: https://www.suedostbayernbahn.de/fahrplan/baustelleninformationen Die Ersatzhaltestellen sind hier zu finden: https://www.suedostbayernbahn.de/fahrplan/sev-haltestellen