Frasdorfer Bürgermeister: „Das ist ein großes Problem“
Bademeister sind Mangelware - So ist die Lage in den Bädern im Chiemgau
Die warmen Temperaturen laden zum Baden ein. Doch Schwimmen kann gefährlich sein. Damit niemand ertrinkt, gibt es vielerorts Bademeister. Laut dem Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister fehlen in Deutschland jedoch 3000 Fachkräfte. Wie sieht es im Chiemgau aus?
Von Anna Baumann
Chiemgau - In Aschau im Chiemgau, Halfing, Eggstätt und Frasdorf gibt es keine Bademeister. In den Freibädern der Region ist das Problem schon lange angekommen. Das wird im Gespräch mit Dr. Georg Krafft deutlich. Der Rechtsanwalt ist auf die Beratung von Kommunen spezialisiert - besonders auf die Abwehr von Haftpflichtansprüchen.
Ein großes Problem für die Freibäder
In einem offiziellen Freibad muss es Krafft zufolge eine Betriebs- und Wasseraufsicht geben. Letztere behandle Menschen, die einen Unfall im Wasser haben. Diese Aufsicht müsse ein ausgebildeten Bademeister übernehmen. „Mittlerweile bekommt man aber einfach keine ausgebildete Wasseraufsicht und keinen Bademeister mehr”, sagt Krafft. Genau das sei das große Problem der Freibäder.
Schon die Definition, was als Freibad zählt und welche Auflagen die Bäder erfüllen müssen, ist laut Georg Krafft nicht immer klar. In der Praxis werde ein Freibad häufig als Chlor-Wasserbecken gesehen. Aber auch Badeanlagen, die mit natürlichem Wasser gespeist, und als Freibäder betitelt werden, bräuchten eine Aufsicht. Das sei auch der Grund, warum viele Badeplätze in der Region als Freibäder gelten - offiziell aber keine Freibäder sind.
Schwierig wird es laut dem Anwalt, wenn zur Aufrechterhaltung des Bades dringend eine Aufsicht benötigt wird. Ein Sicherheitskonzept, das die Haftung regelt, sei die einzige Möglichkeit, eine Schließung zu verhindern. Die Kommune sichere sich damit rechtlich ab, um bei Unfällen nicht belangt werden zu können.
„Die Sicherheit aller Besucher hat oberste Priorität“
Auch für den Badeplatz und den Moorbadeplatz in Aschau hat Georg Krafft ein Sicherheitskonzept erstellt. Zuständig für die beiden Anlagen ist die Tourist-Information Aschau. Die Gemeinde hat die Ausarbeitung des Konzeptes veranlasst. Früher mussten Besucher für beide Badeplätze Eintritt zahlen, heute nicht mehr. „Das ist nicht mehr umsetzbar. Wenn der Eintritt etwas kostet, erwarten die Besucher oft eine Badeaufsicht”, sagt Krafft.
Stattdessen weisen Schilder drauf hin, dass Besucher für sich selbst und ihre Kinder haften. „Es besteht keine Aufsichtspflicht, aber die Sicherheit aller Besucher hat oberste Priorität”, sagt Herbert Reiter, Leiter der Tourist-Info Aschau. Dennoch würden sich die Betreiber der Bäder um das Wohl der Besucher sorgen.
Werner Heinrichsberger vom Badeplatz Aschau hat erst vor Kurzem an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen. Weil es keine ausgebildete Badeaufsicht gibt, müsse immer jemand vor Ort sein, der einen solchen Kurs belegt hat. Das schreibe die Gemeinde vor - auch am Moorbadeplatz.
In Frasdorf gibt es ebenfalls keine Badeaufsicht, sondern ein Sicherheitskonzept. „Wir haben über Jahre hinweg versucht, einen Bademeister zu finden,” sagt der Frasdorfer Bürgermeister Daniel Mair. Jedoch ohne Erfolg. „Das ist ein großes Problem“, betont er. Deshalb sei das Bad eingezäunt und werde ab 20 Uhr geschlossen.
Wasserwacht am Wochenende vor Ort
Die Alternativen zum Sicherheitskonzept wären dem Bürgermeister zufolge eine Badeaufsicht oder die Schließung. Doch niemand wolle ehrenamtlich als Bademeister arbeiten, da mit diesem Posten sehr viel Verantwortung einhergehe. Und schließen wolle die Gemeinde das Bad auch nicht.
Ähnlich ist die Lage im Freibad am Hartsee in Eggstätt. Auch hier trügt der Name. Offiziell handelt es sich laut Julia Hausmann, Leiterin der Tourist-Information in Eggstätt, um einen Badestrand. Die Gemeinde verlangt keinen Eintritt. „Rechtlich gesehen benötigen wir deshalb keine Badeaufsicht“, sagt Hausmann. „Bei schönem Wetter am Wochenende ist aber die Wasserwacht vor Ort.”
Der Naturerlebnisweiher in Halfing ist Bürgermeisterin Regina Braun ebenfalls kein Freibad, deshalb gibt es auch hier keine Rettungsschwimmer. Das liege nicht grundsätzlich an einem fehlenden Bademeister. Vor einigen Jahren hätten die Behörden festgelegt, dass der Baggersee nicht als ein Naturbad gelten darf. Deshalb gebe es keine Badeaufsicht. Zudem dürfe es keine Schwimminseln, Stege und Spielgeräte auf dem Gelände geben.
Auch wenn es in den Orten im Chiemgau keine Bademeister gibt, gehen bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) viele Anfragen ein. Das berichtet Pia Brinkmann vom Ortsverband in Bad Aibling. „Wir merken, dass es in Deutschland Probleme gibt, ausgebildete Bademeister zu finden“, sagt sie.
Abzeichen schwierig zu erlangen
Sie vermutet, dass die Corona-Pandemie die Situation beeinflusst hat. „In den Corona-Jahren wurden wenig Rettungsschwimmer ausgebildet, weil man es natürlich nicht durfte“, sagt Brinkmann. Rettungsschwimmer sei ein klassischer Nebenjob für viele Menschen gewesen. In der Pandemie hätten sie sich jedoch andere Jobs gesucht, weil der Bedarf geringer war.
Eine andere Erklärung für den Bademeister-Mangel im Chiemgau sieht Brinkmann in der Ausbildung. „Dafür braucht man den Rettungsschwimmer Silber, den man in der Region nicht so leicht machen kann“, sagt sie. Um dieses Abzeichen zu erhalten, müssten Anwärter einen Kurs mit 16 Lerneinheiten belegen - mit Drei-Meter-Springen und Tieftauchen.
Das ist Brinkmann zufolge in der Region nur in Bad Feilnbach möglich, was die Organisation erschwere. Die DLRG bekomme viele Anfragen, die Kapazität reiche jedoch nicht. Dennoch hofft Pia Brinkmann, dass es in Zukunft wieder mehr Badeaufsichten in der Region gibt: „Wir wollen adäquat helfen und damit Unfälle vermeiden.“
