51-Jährige gewinnt drei Medaillen bei WM
Rettungsschwimmerin Anke Kürpick: Darum kämpft sie für ein Schwimmbad in Bad Aibling
Normalerweise kämpft sie erfolgreich um Medaillen, seit rund zehn Jahren aber erfolglos um ein Schwimmbad für Bad Aibling: Rettungsschwimmerin Anke Kürpick. Warum die 51-Jährige eine derartige Einrichtung für unverzichtbar hält.
Bad Aibling – Das kann man wirklich ein gelungenes Comeback nennen: 20 Jahre lang hatte sich Leistungsschwimmerin Anke Kürpick (51) aus Bad Aibling vom Wasser ferngehalten. Durch ihren Sohn hat sie letztlich wieder zum Sport zurückgefunden – und hat jüngst drei Medaillen bei der Weltmeisterschaft der Rettungsschwimmer in Italien gewonnen. Doch noch mehr Ausdauer benötigt sie bei ihrem Kampf für ein Schwimmbad.
Bereits im Kindesalter hatte die heute 51-Jährige, die in Chemnitz aufgewachsen ist, gefallen am Schwimmen gefunden – und schließlich auch den Weg zum Leistungsport eingeschlagen. Eine Asthma-Erkrankung bremste das Schwimmtalent dann aber aus. „Irgendwann habe ich dann einfach keinen Bock mehr aufs Schwimmen gehabt“, erinnert sich die zweifache Mutter zurück.
Kurs des Sohnes als erster Schritt
Dass sie letztlich wieder den Spaß am Schwimmen gefunden hat, hat die Controllerin letztlich einem ihrer beiden Söhne zu verdanken. Denn als die 51-Jährige, die sich mit ihrer Familie vor 18 Jahren in Bad Aibling niedergelassen hatte, ihren Sohn zu einem Schwimmkurs bei der DLRG Bad Aibling begleitete, stand sie vor der Wahl: Eine Stunde warten, bis der Kurs zu Ende ist, oder selbst ins Wasser gehen?
Wechsel nach Ruhpolding
Letztlich entschied sich Kürpick für den Sprung ins Becken – der erste Schritt zum Comeback im Leistungsschwimmen. Sie wurde Mitglied bei der DLRG Bad Aibling, wechselte später nach Ruhpolding. Zwischenzeitlich hatte sie sich auch der DLRG im unterfränkischen Kronach angeschlossen, für die die ausgebildete Rettungsschwimmerin bei Wettkämpfen an den Start geht.
Ihr größter Erfolg: der Weltmeistertitel 2018 bei den Weltmeisterschaften der Rettungsschwimmer in Australien, errungen in der 4x50-Meter-Gurtretterstaffel. „Dieser Erfolg kam einfach so überraschend“, erinnert sich die 51-Jährige zurück. „Das waren wirklich Emotionen pur.“ Mittlerweile hat die sportliche Sächsin so viele Medaillen errungen, dass sie daheim ein eigenes Regal hat.
Dennoch steht für die 51-Jährige das Medaillensammeln nicht im Vordergrund. „Es ist einfach schön, sich weltweit mit Gleichgesinnten auszutauschen“, sagt Kürpick. „Da haben sich während der Wettkämpfe richtige Freundschaften gebildet“. So schwimme sie beispielsweise bei den Weltmeisterschaften mit der Badekappe einer Kanadierin, während diese mit ihrer Badekappe an den Wettkämpfen teilnehme.
Doch während Kürpicks Kämpfe um Titel und Medaillen oftmals von Erfolg gekrönt sind, ist die 51-Jährige bei einem Kampf, den sie seit zehn Jahren in der Kurstadt ausfechtet, bislang erfolglos: beim Kampf um ein Schwimmbad für Bad Aibling. Vor allem in den Wintermonaten muss die zierliche Frau mit grau melierten Haaren weite Wege auf sich nehmen, um trainieren zu können. Im Sommer kann sie unter anderem im Kolbermoorer Freibad trainieren, wo sie frühmorgens schon von einer ganzen Horde schwimmender Rentner und „den hilfsbereiten Bademeister“ herzlich begrüßt wird.
Dabei geht es ihr beim Kampf um ein Schwimmbad für die Kurstadt nach eigenen Angaben gar nicht primär ums eigene Training, sondern um die Sicherheit und Gesundheit der Mitmenschen. „Das Schwimmen ist etwas, was die Bürger bis ins hohe Alter machen können, weil es so gelenkschonend ist“, sagt Kürpick, die den Kostenfaktor eines Schwimmbads, den Kommunen oftmals anführen, nicht gelten lassen will: „Ein Schwimmbad bedeutet Gesundheitsprävention. Und die Gesundheitsprävention ist immer günstiger, als später dann medizinische Behandlungen.“
Kürpick führt Sicherheit ins Feld
Auch der Sicherheitsaspekt dürfe ihrer Meinung nach bei den Entscheidungen der Kommunen nicht außer Acht gelassen werden. „Die Badetoten nehmen Jahr für Jahr zu, weil viele nicht mehr richtig Schwimmen lernen.“ Auch da würde ein Schwimmbad und mehr Schwimmunterricht für Kinder helfen.
Dass Schwimmen einen Großteil ihrer Freizeit bestimmt, daraus macht die 51-Jährige, die während der Corona-Pandemie auch mit dem Malen begonnen hat, keinen Hehl. Zumal sie beim Schwimmen vom Alltagsstress abschalten kann. „Für mich ist das wie Meditation“, sagt die Bad Aiblingerin, die fasziniert davon ist, wie „das Wasser die Geräuschkulisse des Alltags dämpft“.
Die Leidenschaft des Schwimmens teilt die 51-Jährige fast mit ihrer ganzen Familien. Beide Söhne, 18 und 24 Jahre alt, sind leidenschaftliche Schwimmer. Der einzige, der aus der Reihe tanzt, ist ihr Mann: „Der kann zwar super schwimmen“, sagt Kürpick und lacht. „Das Radfahren hat‘s ihm aber einfach mehr angetan.“
