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Resultate in der Region

„Schnell in die Puschen kommen“: Das fordert Rosenheims Siegerin Ludwig - so reagieren die Verlierer

Stadt und Landkreis Rosenheim haben gewählt - genauso wie die Direktkandidaten. Daniela Ludwig mit Ehemann Florian Ludwig (CSU, l.o.), Reka Molnar (SPD, l.m.), Leyla Bilge (AfD, l.u.), Victoria Broßart (Grüne, r.o.), Peggy Galic (dieBasis, r.m.), Marcus Moga (r.u.).
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Stadt und Landkreis Rosenheim haben gewählt - genauso wie die Direktkandidaten. Daniela Ludwig mit Ehemann Florian Ludwig (CSU, l.o.), Reka Molnar (SPD, l.m.), Leyla Bilge (AfD, l.u.), Victoria Broßart (Grüne, r.o.), Peggy Galic (dieBasis, r.m.), Marcus Moga (r.u.).

Die Region hat gewählt: Die CSU ist im Wahlkreis Rosenheim mit Abstand stärkste Kraft, Direktkandidatin Daniela Ludwig gewinnt mit über 40 Prozent der Stimmen. Vieles anderes blieb vorerst noch in der Schwebe. Wer am Sonntag (23. Februar) sonst noch feierte. Und wer seine Wunden leckte.

Rosenheim – Anders als sonst gab es nachmittags nicht einmal Prognosen, auch Daniela Ludwig von der CSU musste sich gedulden. Erst am frühen Abend fiel die Spannung langsam ab. Und als sich herauskristallisierte, dass Ludwig gegenüber 2021 beträchtlich zulegen würde, stellte sich endgültig gute Laune ein. „Ich glaube, ich kann ich sehr, sehr zufrieden sein“, sagte sie dem OVB am Sonntagabend (22. Februar). „Doppelt so stark wie der zweite Platz bei den Erststimmen, das ist auf jeden Fall super.“

Auch wenn viele Details noch offen sind, etwa, ob FDP und BSW noch in den Bundestag gelangen, ist für Ludwig eines sicher: „Wir haben einen klaren Regierungsauftrag.“ Die Zeit dränge. „Ich bin relativ sicher, dass diese Woche die ersten Gespräche laufen müssen“, sagte Ludwig.

Daniela Ludwigs Ergebnis von über 40 Prozent ist beachtlich. Um so mehr, da die AfD auch in der Region Rosenheim kräftig zulegte. Leyla Bilge erreichte 18,5 Prozent der Stimmen. Damit hat sich das Erststimmenergebnis gegenüber 2021 (8,3 Prozent) mehr als verdoppelt. Auf dem dritten Platz landete Victoria Broßart von den Grünen mit 12,6 Prozent. Überraschend Ates Gürpinar von der Linken: Er holte 4,5 Prozent und bestätigte damit den Trend seiner Partei sogar in der eher konservativ geprägten Region Rosenheim.

Sehr hohe Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung war mit knapp unter 85 Prozent im Wahlkreis Rosenheim sehr hoch. Spitzenreiter war (Stand 20.50 Uhr) Feldkirchen-Westerham mit 91,6 Prozent. Neben der CSU profitierte die AfD in der Region besonders von diesem neu erwachten Interesse an der Politik. Im Stadtgebiet Rosenheim erreichte die „Alternative“ beispielsweise 31,7 Prozent der im Bürgerhaus Miteinander abgegebenen Stimmen.

Auch in anderen Wahllokalen kam die AfD auf Spitzenwerte. Im Gasthaus Seiderer in Kolbermoor kam Leyla Bilge auf 32,2 Prozent, nur drei Prozentpunkte hinter Daniela Ludwig. In Vogtareuth (Außenbezirk) kam sie auf 37,2 Prozent – und damit auf mehr als Ludwig (36,2).

Kandidaten-Stimmen: Freude bei Daniela Ludwig (CSU)

Die Rosenheimer CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig freut sich über ein starkes Abschneiden : „Sieben Prozente plus im Verhältnis zur letzten Bundestagswahl in Bayern - das ist großartig, wirklich. Es ist definitiv mehr, als wir uns am Anfang erhofft hätten. Der Rest bleibt spannend. Das wird eine lange Nacht. Wir hoffen natürlich, dass wir mit einer Zweierkoalition rausgehen. Doch das hängt nun am Abschneiden von BSW und FDP.“

Die von Friedrich Merz forcierte Abstimmung in der Migrationsfrage sei richtig gewesen, „sonst wären wir heute nicht bei 29 Prozent.“ Der designierte Kanzler habe den Ton gut getroffen, indem er sich auch bei den Mitbewerbern bedankt habe. „Die Leute erwarten jetzt natürlich, dass konstruktiv miteinander gesprochen wird. Und das vor allem schnell.“

Also werde man sich keine Wochen- oder monatelangen Koalitionsverhandlungen leisten, schon gar nicht ein Desaster wie 2021, als Deutschland ein Dreivierteljahr verloren habe. „Wir müssen schnell in die Puschen kommen. Wir haben einen klaren Regierungsauftrag. Das ist überhaupt keine Frage. Wir sind fast doppelt so stark wie die SPD. Da müssen sich jetzt alle natürlich am Riemen reißen. Aber ich denke, da sind wir Profis genug, um das hinzukriegen.“ Schließlich warteten nicht nur deutsche Probleme, auch Europa erwarte wieder klaren Kurs von Deutschland.

Daniela Ludwig - hier mit ihrem Mann - hat wohl die meisten Stimmen im Wahlkreis ergattert.

Leyla Bilge (AfD) ist „sehr sehr zufrieden“

„Ich bin wirklich sehr, sehr zufrieden“, sagte Leyla Bilge von der AfD. Man habe das Ergebnis im Vergleich zu 2021 verdoppeln können. „Es gibt einige Regionen, in denen wir mit über 30 Prozent abgeschnitten haben. Das ist phänomenal“, sagte sie. Ihr persönliches Abschneiden sei überraschend gut gewesen, „schon aufgrund der kurzen Zeit hätte ich nicht gedacht, dass ich so gut abschneide.“ Sie freue sich, dass sie bei jungen Menschen gut ankomme. Insgesamt sei das Ergebnis sehr zufriedenstellen, und das, obwohl sie erst relativ kurze Zeit in Rosenheim lebe, der Wahlkampf sehr kurz und von schwierigen Verhältnissen für die AfD geprägt gewesen sei.

Leyla Bilge, Direktkandidatin für die AfD, zeigt sich „sehr, sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis.

Ates Gürpinar: Glückliche Linke

„Glücklich“ sei er, sagte der Linken-Bundestagsabgeordnete Ates Gürpinar am Sonntagabend. Er war auf Platz eins der Liste angetreten, hatte um die 4,5 Prozent geholt. „Die Stimmung ist sehr gut“, sagte der Rosenheimer dem OVB, „bis vor kurzem hätten wir nicht gedacht, dass wir so gut abschneiden würden.“ Die Linke habe sich auf zwei Punkte fokussiert, die sie von den Mitbewerbern unterschieden hätten: Preise und Mietendeckel sowie „Stabilität im Kampf gegen Rechts“.

Im Anliegen, reale Probleme anzusprechen, habe man sich auch von Grünen und SPD unterschieden. Vor den Parlamentariern liegen nach Ansicht Gürpinars anstrengende Jahre. „Die Aufgaben werden nicht leichter“, in der Welt und bundesweit gebe es Herausforderungen. „Da wird die Linke noch mal eine andere Rolle spielen müssen.“ Die Welt werde kriegerischer, Gewissheiten kämen abhanden. „Aber wir werden mit den Aufgaben wachsen.“

Auch bei Ates Gürpinar von den Linken ist die Stimmung „sehr gut“

Reka Molnar (SPD): „Ganz klar verloren“

„Das Ergebnis ist wie erwartet schlecht“, sagt Reka Molnar, Direktkandidatin der SPD für den Landkreis Rosenheim nach den ersten Hochrechnungen. „Wir haben ganz klar die Wahl verloren.“ Die SPD sei nach wie vor nur mit dem Status Quo – also dem Scheitern der Bundesregierung - verbunden worden. „Jetzt müssen wir die Leute zurückgewinnen“, betont Molnar.

Dass sie selbst voraussichtlich nicht in den Bundestag einziehen würde, hatte sie allerdings schon vor der Wahl vermutet. Auf der Landesliste lag sie auf Platz 34. „Die CSU hat mit Daniela Ludwig in den vergangenen Wahlen ja immer gewonnen“, ergänzt die 24-Jährige. Mit ihrem eigenen Einsatz zeigt sie sich zufrieden. „Ich bin das erste Mal angetreten und hatte gleichzeitig noch Prüfungsphase. Wir haben wirklich sehr viel geleistet im Wahlkampf.“

SPD-Kandidatin Reka Molnar blickt nach der Wahl in die Zukunft: „Jetzt müssen wir die Leute zurückgewinnen.“

Peggy Galic von der „Basis“: An Bekanntheit gewonnen

Peggy Galic trat für die Partei „dieBasis“ an. „Wir sind unter den Sonstigen gelandet“, sagt sie, äußert aber dennoch Zufriedenheit. „Ich bin zufrieden, schließlich stehen wir ja erst am Anfang.“ Man habe im Wahlkampf viele Menschen erreicht, der Zuspruch am Infostand habe sich verstärkt. Man werde weiterhin Ideen und Sorgen der Bürger aufnehmen. Den nötigen Bekanntheitsgrad zu erlangen, brauche aber Zeit, sagt die Rosenheimerin. „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“

Bei der „Basis“ brauche man noch Zeit, meint Peggy Galic.

Marcus Monga (FDP): „Spannung immer noch groß“

„Die Spannung ist immer noch groß“, sagt FDP-Kandidat Marcus Moga am frühen Sonntagabend. Die Hochrechnungen schwanken noch. Die FDP liegt in den meisten unter der Fünf-Prozent-Hürde. „Aktuell hat sich der Trend eher in Richtung vier als fünf Prozent entwickelt“, sagt Moga. „Das ist nicht ganz in unserem Sinne, aber der Optimismus ist noch da.“ Allgemein könne das Ergebnis natürlich nicht zufriedenstellen. In der Zukunft müsse man sich neu aufstellen. „Die FDP hat sehr lange die Ampel mitgetragen, bis es nicht mehr ging. Ich bin der Meinung, wir hätten früher eine Konsequenz daraus ziehen müssen. Die Ampel war keine Liebesheirat.“ Trotz der unsicheren Lage ist sich Moga sicher: „Es braucht eine liberale Stimme im Bundesparlament.“

Bei Marcus Mogavon der FDP war die Anspannung am Wahlabend noch sehr groß.

Victoria Broßart (Grüne): „Kleben am Mandatsrechner“

Auch bei Victoria Broßart von den Grünen ist die Spannung am Sonntagabend noch enorm. „Bei mir persönlich ist es gerade noch sehr aufregend“, sagt sie. „Wir kleben aktuell am Mandatsrechner.“ Ob sie über den Listenplatz 13 in den Bundestag einziehen wird, ist derzeit noch unklar. „Ich habe genau den Wackelplatz.“

Was die Zukunft in Berlin bringen könnte, gibt sie sich daher noch vage. „Aktuell ist noch nicht klar, ob eine Zweier-Koalition möglich wäre“, sagt Broßart über eine mögliche Groko. „Sollte die FDP nicht reinkomme, bliebe etwas wie schwarz, rot, grün.“ Dazu hegt sie allerdings noch Bedenken – und zwar wegen Bayerns Ministerpräsident. „Markus Söder hat uns ja gefressen mit seiner Ausschließeritis“, sagt sie und lacht.

Victoria Broßart von den Grünen muss noch zittern.

Sepp Hofer (Freie Wähler): „Das ist beunruhigend“

„Am meisten beunruhigt mich der Rechtsrutsch, den wir hier erleben – auch im Landkreis Rosenheim“, sagt Sepp Hofer von den Freien Wählern. „Wenn eine unbekannte Kandidatin, die nicht aus der Region kommt, mehr Stimmen erhält, als ein alteingesessener Politiker aus der Gegend, ist das beunruhigend“, spielt Hofer auf AfD-Kandidatin Leyla Bilge an. „Das ist beunruhigend für mich und für unser ganzes Land.“ Anscheinend hätten viele vergessen, welche Zustände wir früher hatten, sagt Hofer. „Und solche Zustände kriegen wir mit dieser Partei wieder, da bin ich mir sicher.“

FW-Bundestagskandidat Sepp Hofer ist beunruhigt.

„Mit dem Ergebnis kann man nicht zufrieden sein“, sagt er über das Ergebnis seiner Partei. Mit den drei Direktmandaten hat es nach bisherigem Stand am Sonntagabend nicht geklappt. Überrascht ist er dennoch nicht: „Wir haben gewusst, dass wir nicht über die Fünf-Prozent-Hürde kommen werden.“ Das habe daran gelegen, dass man nicht die selben Themen wie „die Populisten“ angesprochen habe. „Da braucht man sich selbst keine Vorwürfe zu machen.“

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