Das sind die neuen Pläne
Bürgerhaus Kolbermoor: Wie Daniela Dobner neues Leben in den „Mangfalltreff“ bringt
Daniela Dobner hält die Fäden eines großen sozialen Netzwerkes zusammen. Sie will das Bürgerhaus „Mangfalltreff“ zum sozialen Informations- und Dienstleistungsdrehkreuz Kolbermoors und einem Anlaufpunkt für alle Generationen machen.
Kolbermoor – Mit dem neuen Jahr hat sich im „Mangfalltreff“ einiges verändert. Die Arbeiterwohlfahrt Rosenheim hat die Trägerschaft des Bürgerhauses übernommen und will es zur sozialen Informations- und Dienstleistungsdrehscheibe der Stadt entwickeln. Hier sollen die Fäden eines großen Netzwerkes aus Vereinen, Organisationen, Initiativen und Privatpersonen zusammenlaufen und gemeinsame Aktionen geplant werden – zum Wohle aller Kolbermoorer. Auch in Zukunft wird der „Mangfalltreff“ die Heimat von Selbsthilfegruppen, Frauentreffs, Senioren, Einsamen, Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingen sein. Doch die Angebote des Hauses sollen vielfältiger werden und sich an alle Generationen richten.
Ein Ort für die Sorgen
Die Leitung des Bürgerhauses hat Daniela Dobner übernommen. Sie ist Erzieherin und aus der jahrelangen Tätigkeit als pädagogische Fachkraft an Schulen das generationsübergreifende Problemlösen und Netzwerken gewohnt. Das kommt ihr nun für die neue Aufgabe im „Mangfalltreff“ zugute. Hier koordiniert sie nicht nur alle Angebote im Haus, sondern ist vor allem Ansprechpartnerin für die Sorgen der Kolbermoorer.
Das Beratungsbüro ist jetzt (außer an den Wochenenden) täglich, ab 9 Uhr, besetzt und wird gut frequentiert. „Die Beratungstätigkeit ist spannend. Jeder Tag bringt neue, ganz individuelle Themen mit sich“, beschreibt Dobner die riesige Bandbreite an sozialen Fragen, mit denen die Kolbermoorer sich vertrauensvoll an sie wenden. Dazu gehören neben Altersthemen, privaten Sorgen oder Einsamkeit auch Armut, Schulden, Langzeitarbeitslosigkeit, Sucht und Obdachlosigkeit.
Menschen in dramatischen Lebenslagen
Menschen in den verschiedensten Lebenslagen suchen im Bürgerhaus nach Halt und Rat. „Ich versuche, sie dort abzuholen, wo sie stehen. Irgendwann in ihrem Leben sind sie falsch abgebogen und kommen aus dem Tief nicht mehr allein heraus. Wir loten gemeinsam aus, welche Unterstützung sie brauchen. Ich gebe ihnen Hilfestellung und knüpfe neue Netzwerke für ihre ganz individuellen Probleme“, erklärt Dobner.
Das Bürgerhaus ist ein Spiegel der Gesellschaft. „Armut und soziale Sorgen nehmen immens zu“, spürt Daniela Dobner. Doch eines der akutesten Probleme ist die Wohnungsnot. „Etwa zweimal pro Woche kommen Menschen zu mir, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.“ Eine fast aussichtslose Lage. Das Bürgerhaus kann keine Wohnungen vermitteln. Die Wartelisten für Wohnungen der Stadt oder von Wohnbaugenossenschaften sind lang. „Doch manchmal hilft schon ein Gespräch, um ihnen Mut zu machen, nicht aufzugeben“, weiß Dobner.
Hilfsangebote im Bürgerhaus
Wichtige Knotenpunkte des sozialen Netzwerkes befinden sich direkt im Bürgerhaus. Hier bieten Diakonie, Caritas und Sozialdienst der katholischen Frauen verschiedenste Beratungen an: Dabei geht es um Themen wie Flucht und Integration, eine gesunde Psyche, Schwangerschaft und Familie. Eine Schuldnerberatung soll künftig dazukommen. Unverzichtbare Partner in der Fürsorge für Menschen mit speziellem Hilfebedarf sind die im Helferkreis Asyl, dem Verein „Kolbermoorer helfen“ oder der Tafel ehrenamtlich engagierten Menschen.
Kolbermoorer Tafel ist bei Diakonie geblieben
Am 1. Januar haben sich die Wege von Bürgerhaus „Mangfalltreff“ und Kolbermoorer Tafel getrennt. Die Stadt hat die Trägerschaft des Bürgerhauses mit dem neuen Jahr an die Arbeiterwohlfahrt übertragen. Die Kolbermoorer Tafel ist bei der Diakonie geblieben. Betrieben wird sie nun von 20 Frauen und Männern, die – überwiegend in ihrem Ruhestand – ehrenamtlich die Armut lindern und etwa 400 bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Die Führung des ehrenamtlichen Teams hat Andreas Bobbert (65) übernommen. Der Familienvater und studierte Betriebswirt leitete über drei Jahrzehnte den Bereich Einkauf und Materialwirtschaft eines großen Rosenheimer Unternehmens. Mit dem Ruhestand suchte er nach einem Ehrenamt im sozialen Bereich und fand es bei der Tafel.
Ausländische Mitbürger machen einen großen Teil des Klientels des Bürgerhauses aus. Ihnen steht die Flüchtlings- und Integrationsberaterin der Diakonie einmal pro Woche im Bürgerhaus und in der neuen Flüchtlingsunterkunft zur Seite. Gemeinsam mit dem Helferkreis Asyl kümmert sie sich um die Suche nach Deutschkursen oder nach Arbeit, um Patenschaften fürs Deutschlernen, Hausaufgabenhilfe für Schulkinder und im monatlichen Treffpunkt „Coffee and more“ auch um die Sorgen dieser Menschen. Der Hilfebedarf ist aber weitaus größer, „vor allem beim Verstehen behördlicher Post oder Verfassen von Lebensläufen und Bewerbungen für die Arbeitssuche“, berichtet Daniela Dobner von der täglichen Aufgabenvielfalt. Gerade in diesem Bereich wäre die Unterstützung weiterer ehrenamtlicher Helfer – beispielsweise als Dolmetscher – eine große Bereicherung für das Bürgerhaus.
Ehrenamtliches Engagement ist wichtig
Die Arbeiterwohlfahrt als neuer Träger des Bürgerhauses baut auf dem Vorhandenen auf, führt die bekannten Angebote für Senioren weiter und will neue schaffen – auch für junge Familien. „Menschen aller Generationen sollen sich hier entfalten können“, wünscht sich Dobner für die Zukunft. Doch für das Leben im Bürgerhaus ist auch in Zukunft ein großes ehrenamtliches Engagement wichtig: „Wie gut soziale Angebote sind, hängt von den Menschen ab, die sie machen“, betont die neue Leiterin.
Natürlich sprechen bei ihr ab und an auch Menschen auf der Suche nach einem Ehrenamt vor. „Wichtig ist, dass man im persönlichen Gespräch die passende Aufgabe findet, damit das Ehrenamt zu den eigenen Interessen passt, Spaß macht und von Dauer ist.“ Für die Lesepatenschaften an den Grundschulen, für Seniorenfrühstück, Brotzeit-Brettl, Kaffeenachmittage, Spieletreff, Backen und Kochen im „Mangfalltreff“ gibt es bereits einen Stamm an Ehrenamtlichen. „Für den Aufbau neuer Angebote fehlen mir aber noch Menschen, die gern Verantwortung übernehmen würden“, betont sie.
Wie Jung und Alt zusammengebracht werden
Tai-Chi- und Line-Dance-Kurse sind bereits neu hinzugekommen. Die Faschingsparty mit der Kindergarde und ein Weißwurstfrühstück hatten bereits generationsübergreifenden Erfolg. Ihr nächstes Projekt ist ein Medienkompetenztreff, bei dem sie Jung und Alt am Handy zusammenbringen will. „Auch für einen Mutter-Kind-Treff gibt es einige Interessentinnen, aber noch keine, die sich zutraut, die Gruppe zu leiten“, wirbt Dobner um Freiwillige und versichert: „Unser Haus steht allen offen. Wer eine Idee für ein Angebot hat, kann sich jederzeit melden. Wir unterstützen die Gruppen beim Start und bei organisatorischen Fragen.“
Gute Beispiele machen Mut
Wie gut und mit welcher Kontinuität solche Gruppen funktionieren, zeigen beispielsweise die „Mittwochsfrauen“, die sich unter der Regie von Semira Bolat regelmäßig zum Frühstück treffen. Die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam statt einsam – Raus aus dem Post-Covid-Strudel“ von Kerstin Wanitschek hat im Bürgerhaus ihr Domizil gefunden. Und auch trauernde Erwachsene geben sich hier gegenseitig Halt.
Wer sich mit der Arbeiterwohlfahrt ehrenamtlich für vielseitige Angebote im Bürgerhaus engagieren möchte, kann sich unter der 08031 / 231 92 57 oder per E-Mail an mangfalltreff@awo-rosenheim.de direkt an Daniela Dobner wenden: „Ich freue mich auf viele neue ehrenamtliche Mitstreiter und ihre Ideen.“ Während der Öffnungszeiten ist im Bürgerhaus immer eine Ansprechpartnerin erreichbar ist, denn zum neuen Team des Bürgerhauses gehört auch Zübeyde Samli als Verwaltungsmitarbeiterin.