„Coffee and more“ wird im Bürgerhaus wiederbelebt
„Gemeinsam Felsen erklimmen“: Warum Flüchtlingshilfe in Kolbermoor Spaß macht
Susanne Weber hilft Menschen seit vielen Jahren dabei, sich in Kolbermoor zu integrieren. Jetzt steht sie auch den Flüchtlingen zur Seite, die ins einstige „Haus Mangfall“ eingezogen sind. Welche Neuigkeiten es aus der Oberen Breitensteinstraße gibt.
Kolbermoor – „Wir haben manchen Felsen gemeinsam erklommen“, sagt Susanne Weber. Sie ist gerade dabei, mit Sadaf Noor für die B2-Prüfung Deutsch zu üben und erinnert sich, wie viele Hürden sie mit der 39-jährigen Pakistanerin schon genommen hat. Jetzt ist sie auf dem besten Weg zur Ausbildung als Kinderpflegerin, und ihre Mentorin sagt: „Es ist eine schöne Aufgabe, Menschen aus so viele Kulturen begleiten zu dürfen und zu sehen, wie sie sich entwickeln.“
Eine Aufgabe, die Spaß macht
Susanne Weber ist 67 Jahre alt, dürfte längst ihren verdienten Ruhestand genießen. Doch sie bleibt als Flüchtlings- und Integrationsberaterin im Dienst, weil „mir diese Arbeit Spaß macht und so unendlich viel gibt“. Einmal pro Woche bietet sie im Bürgerhaus Sprechstunden für Flüchtlinge an. Einmal in der Woche ist sie auch in der neuen Flüchtlingsunterkunft an der Oberen Breitensteinstraße zu Besuch. „Sie ist jetzt etwa zu zwei Dritteln belegt“, informiert sie auf Anfrage des OVB. Die Menschen kommen aus Syrien, Afghanistan, Aserbaidschan, der Ukraine oder Nigeria.
Chancen auf Arbeit haben sich verbessert
„Die beste Integration ist Arbeit“, betont Bürgermeister Peter Kloo. „Das Landratsamt hat sein Versprechen eingelöst und Menschen bei uns in Kolbermoor untergebracht, die in Arbeit sind.“ Einige von ihnen gehören zum Team des Textilservice Stangelmayer, andere sind im Seniorenzentrum am Conradtypark beschäftigt. „Zehn junge Männer fahren täglich mit dem Zug von Kolbermoor nach München, weil sie dort eine Arbeit gefunden haben“, informiert Susanne Weber.
Jugendliche haben sich an der Berufsschule in Bad Aibling vorgestellt. Mit der Volkshochschule Kolbermoor wurden Deutsch-Einstiegskurse organisiert. „Alle sind wirklich hochmotiviert, wollen Deutsch lernen und eine Arbeit finden“, sagt sie voller Hochachtung. Viele der Flüchtlinge, die jetzt in der Oberen Breitensteinstraße leben, waren zuvor in Turnhallen oder externen Wohnungen in Dörfern untergebracht. Durch die gute Anbindung Kolbermoors an den öffentlichen Nahverkehr sind ihre Chancen auf Arbeit nun um ein Vielfaches gestiegen.
Ehrenamtliche Helfer gesucht
Gemeinsam mit der Kolbermoorer Asylhilfe kümmert sich Susanne Weber um die Betreuung der Flüchtlinge. Da geht es um Hilfe beim Verstehen von behördlicher Post, bei der Suche nach Deutschkursen oder nach Arbeit, um Patenschaften beim Deutschlernen, Hausaufgabenhilfe für Schulkinder und auch um offene Ohren für die Sorgen dieser Menschen. „Es wäre schön, wenn wir weitere Mitstreiter gewinnen könnten“, sagt auch Heidi Andrä von der Asylhilfe. Deshalb wird der Treffpunkt „Coffee and more“ im Bürgerhaus jetzt im Rahmen des No-Hate-Projektes wieder eröffnet. Es soll regelmäßig einen Begegnungsraum für Menschen verschiedener Herkunft bieten, das Kennenlernen ermöglichen, das Miteinander fördern, Integration erleichtern und das Netzwerk an Helfern stärken.
Herausforderung gemeinsam stemmen
Unbestritten bleibt: Die steigende Zahl an Flüchtlingen in Deutschland ist eine enorme Belastung für die Kommunen. „Wir müssen vor Ort Probleme lösen, auf deren Entstehung wir auf kommunaler Ebene keinen Einfluss haben“, macht Bürgermeister Peter Kloo auf die große gesamtgesellschaftliche Herausforderung aufmerksam. Ein Asylverfahren sei ein „höchstbürokratischer Akt“. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Menschen vor Ort schnell Ansprechpartner finden.
Im Rahmen des No-Hate-Projektes setzen Kolbermoorer Bürger ein Zeichen für mehr Toleranz. Die Spenden, die bei den Veranstaltungen gesammelt werden, kommen auf das No-Hate-Konto der Stadt. Sie sollen für Projekte genutzt werden, die das Miteinander in Kolbermoor fördern.
„Coffee and more“ im Mangfalltreff
Das „Coffee and more“ im Mangfalltreff öffnet am Sonntag, 24. September, um 16.30 Uhr wieder seine Türen. Zu Gast ist die Initiative „Café Touba – auf Augenhöhe mit Afrika“ aus Prien. Die Vertreterin Helke Fussell kommt gemeinsam mit dem Musiker Heavy Man Ibou, um den Neustart in Kolbermoor zu unterstützen. Er wird den musikalischen Rahmen bieten.
Zu Kaffee Touba werden kulinarische Spezialitäten aus verschiedenen Ländern angeboten. Es gibt Informationen zur Priener Initiative und die Möglichkeit, die Mitglieder von „Hilfe für Menschen aus aller Welt“ zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.