Bruckmühlerin (58) nimmt Marktgemeinde in die Pflicht
Mit jedem Gewitter kommt die Angst: Straße in Götting verwandelt sich bei Starkregen in See
Bei jedem Gewitter mit Regen steigt bei einer Frau aus dem Bruckmühler Gemeindeteil Götting die Angst. Denn dann bildet sich vor ihrem Haus ein See, der ihr Haus bedroht. Wie die Marktgemeinde darauf reagieren will – und warum das Nachbarn verärgern könnte.
Bruckmühl – Während viele Menschen bei den hochsommerlichen Temperaturen bei heraufziehenden Gewittern auf eine Abkühlung hoffen, breiten sich bei einer Frau aus dem Bruckmühler Gemeindeteil Götting bei derartigen Wetterszenarien Sorgenfalten aus. Denn wenn‘s heftiger regnet, entwickelt sich die Margaritenstraße vor dem Haus der Göttingerin zum See. Sie hat zwar mittlerweile vorgesorgt und rund ums Haus Vorrichtungen einbauen lassen, die ein Eindringen des Wassers in die Räumlichkeiten verhindern soll. Für die Göttingerin aber kein Dauerzustand: „Die Gemeinde muss dafür sorgen, dass das Wasser richtig von der Straße abfließt und wir wieder ruhig schlafen können.“
Die jüngsten Unwetter mit Gewittern und oftmals kurzen, aber heftigen Regenschauern haben die Anwohnerin im wahrsten Sinne des Wortes ihre Tagesplanungen verhagelt. Beispiel Montag, 17. Juli: In der Nacht hatte es ein heftiges Gewitter gegeben, die Regenschauer noch einige Zeit angehalten. Als ihr Sohn in den frühen Morgenstunden dann in die Arbeit fahren wollte, entdeckte er, dass sich auf der Margeritenstraße erneut ein See gebildet hatte, dessen Ausläufer sich bereits bedenklich in Richtung des Wohnhauses näherten.
Spezielles Hochwasser-Schutzsystem am Haus angebracht
So hieß es für die Hausbesitzerin, alle bisherigen Pläne des Tages zunächst ad acta zu legen. Stattdessen setzte sie rund um das Haus das extra angeschaffte und installierte Dammbalken-System in die angebrachten Haltevorrichtungen ein, das die Räumlichkeiten vor dem Eindringen von Wasser schützen soll. „Das ist zwar recht schnell erledigt“, sagt die Anwohnerin gegenüber dem OVB. „Aber was ist, wenn ich mal nicht daheim bin oder nicht mitbekomme, wie der See auf der Straße anwächst?“
Ihre deutliche Forderung an die Kommune: „Die Marktgemeinde muss dafür sorgen, dass das Wasser dort richtig abfließt.“ Denn die Göttingerin ist überzeugt davon, dass dort einfach eine Fehlplanung vorliegt. Aufgrund wasserrechtlicher Vorgaben sind dort nämlich sogenannte Rigolen verbaut worden. Ein Entwässerungssystem, das zum Zeitpunkt des Baus der Straße aufgrund des Trinkwasserschutzgebiets vorgeschrieben war und bei dem das Wasser über Schächte mit Filtersäcken eingeleitet wird. Dort wird der grobe Schmutz dann aufgefangen, bevor das Wasser über Röhren abgegeben wird und schließlich im Untergrund versickert.
„Es geht um normale Sommergewitter“
„Meiner Meinung nach wäre es das Wichtigste, sich von der Rigolen-Lösung zu verabschieden“, sagt die Hausbesitzerin, die als einzige Möglichkeit sieht, das Problem dauerhaft zu lösen, „bis zur Kiesschicht runterzubuddeln, damit das Wasser dann dort ablaufen kann“. Ihr sei zwar klar, dass es es ein sehr individuelles Problem sei. Dennoch sieht sie die Marktgemeinde in der Pflicht, für eine Lösung zu sorgen, denn: „Es geht hier ja nicht um ein Ereignis wie das Hochwasser 2021, bei dem ich damals auch abgesoffen bin“, sagt die Göttingerin. „Es geht um normale Sommergewitter. Und es kann ja wohl nicht sein, dass ich bei jedem Regen die das Hochwasserschutzsystem reinmachen muss, damit wir sicher sind.“ Zwar stünde sie bereits im Austausch mit Vertretern der Kommune und habe auch das Gefühl, dass das Thema dort präsent sei, aber: „Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass das mit dem großen Thema Hochwasserschutz vermischt wird.“
Was Richard Richter, Bürgermeister der Marktgemeinde Bruckmühl, verneint. Die Kommune habe die Problematik auf dem Schirm – und wolle sich dem Thema auch gesondert annehmen. Gegenüber dem OVB betont der Rathauschef zwar, dass man den damaligen Straßenplaner bereits mit den dortigen Schwierigkeiten konfrontiert habe, Untersuchungen aber auch ergeben hätten, dass die Straßenentwässerung an der Margeritenstraße in Hinblick auf die rechtlichen Vorgaben ausreiche. Aber: „Das ist die Theorie, in der Praxis sieht‘s dann oftmals halt ein bisschen anders aus.“
Erste Schritte, um die Situation zu verbessern, hat die Kommune laut Richter bereits eingeleitet. So seien die Spülintervalle der Rigolen, die gewährleisten sollen, dass die Entwässerungseinrichtung nicht durch „höhere Staub- und Schmutzeinträge“ verstopft sind, bereits verkürzt worden. Positive Auswirkungen auf die Entwässerung der Margeritenstraße erhofft sich Richter zudem durch Umbaumaßnahmen der Entwässerungseinrichtung der nahegelegenen Enzianstraße, wo die Abflussmöglichkeiten „aufgeweitet“ werden sollen. Von dort laufe nämlich bei Starkregen zusätzliches Wasser in die Margeritenstraße, wie die Kommune festgestellt habe. Ein Umbau dort soll bereits in den kommenden Monaten erfolgen.
Ist die Entwässerung der angrenzenden Grundstücke ausreichend?
Als dritten Punkt will die Kommune außerdem die Anwohner der Margeritenstraße in die Pflicht nehmen. Denn Richter betont, dass die dortigen Probleme in puncto Entwässerung „nur zum Teil die Gemeinde“ beträfen: „Wir sind dafür verantwortlich, dass das Wasser, das auf Flächen der Gemeinde trifft, abfließt“, erklärt der Rathauschef. „Für das Wasser, dass auf Privatgrundstücke trifft, die über keine entsprechende Entwässerung verfügen, und das dann auf die Straße fließt, sind die Besitzer der Grundstücke verantwortlich.“
Daher will die Kommune „zeitnah“ vor Ort überprüfen, ob dort auf den Privatflächen etwaige Baumängel vorliegen und anschließend betroffene Eigentümer auffordern, diese Mängel „innerhalb einer angemessenen Frist“ zu beseitigen. Richter betont, dass „er keinesfalls die dortigen Anwohner unter Generalverdacht“ stellen will. Er habe selbst bei einem Besuch vor Ort gesehen, dass einige Anwesen offensichtlich Entwässerungssysteme auf den Grundstücken verbaut hätten. Anhand von Foto- und Videoaufnahmen käme andererseits der Verdacht auf, dass größere Mengen an Wasser von angrenzenden Privatflächen auf die Margeritenstraße abfließen. Und da seien eben auch „die Anwohner gefordert, diese Schwachstelle zu beheben“.
Bis es so weit ist, wird die Anwohnerin der Margeritenstraße weiterhin aufmerksam die Wettermeldungen verfolgen, um schnell reagieren zu können, wenn stärkere Regenschauer drohen. Erst in den Herbstmonaten, wenn die Regenschauer oftmals nicht mehr so heftig ausfallen würden, könne sie an der Margeritenstraße wieder etwas entspannter in den Tag gehen. Doch auch im Sommer würde sie wieder gerne einen Gewitterschauer, wie andere auch, als willkommene Abkühlung an heißen Tagen empfinden – und nicht als Bedrohung für Hab und Gut.