Andreas Wieser (26) seit 2024 am Start
Weniger bevormunden, mehr animieren: So tickt der neue Klimaschutzmanager in Bruckmühl
Kommunaler Wärmeplan, Photovoltaik, Radverkehrskonzept: Diese Themen werden das Arbeitsjahr des neuen Bruckmühler Klimamanagers Andreas Wieser (26) bestimmen. Wie er den Klimaschutz vorantreiben will – und welche Rolle für ihn dabei Windräder spielen.
Bruckmühl – Wenn Andreas Wieser, neuer Mitarbeiter für Energie und Klimaschutz in der Bruckmühler Gemeindeverwaltung, gefragt wird, wie sein Einstieg im neuen Job war, kann er mit „ausgezeichnet“ antworten. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Gerade einmal seit rund acht Wochen im Dienst, hat die Marktgemeinde jetzt das Prädikat „Fahrradfreundliche Kommune“ erhalten. Ein Prädikat, zu dem er freilich selbst noch nichts beigetragen hat, das für den 26-Jährigen aber großer Ansporn ist. Denn um in sechs Jahren erneut zertifiziert zu werden, muss die Kommune sich in puncto Radverkehr noch weiter verbessern, was jetzt in den Zuständigkeitsbereich des Aßlingers (Landkreis Ebersberg) fällt.
Studium der Volkswirtschaftslehre und Master-Abschluss
Für Wieser, der in Ebersberg geboren ist, in Grafing das Gymnasium besucht hat, ist der Job als Energie- und Klimaschutzmanager der Marktgemeinde Bruckmühl die erste Vollzeitstelle nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre und seinem Master-Abschluss im Bereich „Business Management und Entrepreneurship Erneuerbare Energien“. Ein Abschluss, der ihm in der freien Wirtschaft zahlreiche Türen geöffnet hätte.
Dennoch hat er sich für den Job bei der Marktgemeinde Bruckmühl entschieden. „Wenn man in größeren Firmen als Junior anfängt, dann ist das oftmals eher ein Hiwi-Job“, begründet Wieser seine Wahl und freut sich darüber, bereits in jungen Jahren „eine Aufgabe mit Verantwortung“ bekommen zu haben. Wieser: „Für mich war es nach dem Studium wichtig, eine Arbeit zu haben, bei der ich anpacken kann. Und das ist beim kommunalen Klimaschutz möglich.“
Einen ersten Überblick, wo in Bruckmühl dringend angepackt werden muss, hat sich der 26-Jährige bereits verschafft. Seine erste Bilanz? Äußerst positiv. „Mir ist nichts aufgefallen, was extrem im Argen liegt“, sagt der junge Mann und stellt der Kommune sowie seiner Vorgängerin Anna Heimgartner, die mittlerweile andere Aufgaben in der Verwaltung übernommen hat, ein gutes Zeugnis aus. „Ich bin hier in eine Gemeinde gekommen, in der Verwaltung, Marktgemeinderat und Bürgermeister bereits viele Projekte angestoßen und ausgeführt haben.“
Was ihm beispielsweise jetzt beim Projekt „Kommunale Wärmeplanung“, einem der Hauptprojekte für 2024, entgegenkommen wird. „Hier hat der Marktgemeinderat im vergangenen Jahr schon sehr fortschrittlich gedacht und sich um die staatliche Förderung beworben, die bis zu 90 Prozent beträgt“, sagt Wieser und verweist darauf, dass die Förderzusage für 2024 bereits eingegangen ist. Bruckmühl gehöre damit „zu den ersten Gemeinden im Landkreis, die das nun angehen“, sagt der 26-Jährige.
Jede Menge Potenzial für Photovoltaikanlagen
Ein weiteres Thema, das bei Wieser fürs laufende Jahr einen hohen Stellenwert besitzt, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem durch Photovoltaik. Hier gäbe es seiner Einschätzung nach noch ein großes Potenzial in der Gemeinde – zum einen auf Dächern kommunaler Liegenschaften, zum anderen aber auch auf Privathäusern. Wichtig sei jedoch zunächst, dass sich die Gemeinde klar darüber werde, welchen Weg sie einschlagen wolle. Denn nur wenn seitens der Kommune „klare Rahmenbedingungen“ vorgegeben seien, könne der Marktgemeinderat bei Anträgen auch letztlich „eine objektive Entscheidung“ treffen. Und somit verhindern, dass Antragsteller, wie bereits geschehen, „verwundert“ seien, wieso ihr Antrag abgelehnt worden ist.
Und wie sieht es bei möglichen Windrädern auf Bruckmühler Grund aus, die ja ebenfalls regenerative Energie erzeugen könnten? Bei dieser Frage hält sich der 26-Jährige eher bedeckt. „Wir verfolgen sehr eng, was beispielsweise bei Feldkirchen-Westerham oder auf Tuntenhausener Grund geplant ist“, sagt der Aßlinger, der bei derartigen Projekten die „Akzeptanz durch die Bürger“ als entscheidenden Faktor sieht. Eine Sichtweise, die für ihn nach eigenen Angaben für alle Entscheidungen rund um den Klimaschutz gilt. So will Wieser bei all seinen Projekten die Bürger nicht nur „transparent informieren“, sondern auch „deren Sorgen ernst nehmen“.
Zu diesen Sorgen gehört für den 26-Jährigen dann auch die Angst, dass ein Bauwerk wie eine Windkraftanlage das Erscheinungsbild der Region zerstören könnte. So werfe er selbst auf das sogenannte Hamberger Windrad bei Aßling, das vor seiner Inbetriebnahme im Jahr 2016 viel Widerstand hervorgerufen hatte, eigentlich jeden Tag einen Blick, da es quasi fast vor seiner Haustür steht. „Mich stört es persönlich nicht“, sagt Wieser. „Aber auch ich muss natürlich zugeben, dass es ein Punkt in der Landschaft ist, an dem man nicht vorbeischauen kann.“
Was beim Gespräch mit dem 26-Jährige deutlich wird: Er will die Bürger in puncto Klimaschutz nicht bevormunden, sondern viel mehr motivieren. So verweist er darauf, dass der Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften zwar nur ein bis zwei Prozent der Kommune ausmache, Maßnahmen dort aber dennoch enorm wichtig seien, „damit wir vielleicht den ein oder anderen Bürger dazu animieren können, in dieser Richtung auch etwas zu tun.“ Eine Vorgehensweise, die er nicht nur beruflich, sondern auch im Privatleben so handhabe.
Andreas Wieser will mit gutem Beispiel vorangehen
Daher freut es den gebürtigen Ebersberger, der seit zehn Jahren in einem Chor singt, besonders, dass sein Chef beispielsweise beim Thema Radnutzung mit gutem Beispiel für alle Bürger vorangehe. „Er macht viele Termine mit dem Fahrrad“, weiß Wiesner, der zwar selbst gerne Rennrad fährt, sich aber selbst als „Schönwetter-Radler“ bezeichnet. Dennoch will er zukünftig vermehrt die gut 30 Minuten mit dem Drahtesel von Aßling aus in die Arbeit nach Bruckmühl fahren, um ebenfalls mit gutem Beispiel voranzugehen.
Und um sich vielleicht ein paar Anregungen für das dritte große Projekt des Jahres 2024 zu holen: die weitere Umsetzung des Radverkehrskonzepts der Marktgemeinde. „Das Netz ist, vor allem im Kerngebiet der Kommune, schon sehr gut“, schildert der 26-Jährige seine ersten Eindrücke. Er wolle primär nun die bestehenden Strecken „noch sicherer und besser machen“, um der Bevölkerung ins Gedächtnis zu rufen, dass man „in Bruckmühl gut und sicher radeln kann“. Und zwar „das ganze Jahr über“ und nicht nur beim Stadtradeln, wo Bruckmühl in den vergangenen Jahren bereits „eine echte Vorreiterrolle eingenommen“ habe. So, wie es sich für eine „fahrradfreundliche Kommune“ eben gehört.