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Nachruf

Er formte Weltmeister: Breitbrunns Ehrenbürger „Staller Franz“ Obermair (93) verstorben

Franz Obermair
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Franz Obermair

Der Breitbrunner Ehrenbürger Franz Obermair, bekannt als „Staller Franz“, ist im Alter von 93 Jahren verstorben. Obermair prägte das örtliche Vereinsleben maßgeblich und wurde für seine Verdienste vielfach ausgezeichnet.

Breitbrunn – Mit 93 Jahren verstarb der bekannte Breitbrunner Ehrenbürger Franz Obermair nach kurzer schwerer Krankheit. In seinem Requiem ging Pfarrer Andreas Przybylksi auf das Leben und Wirken des Verstorbenen ein. Umrahmt wurde die Messe von den Rimstinger Sängern.

Der Obermair Franz, den die meistern als „Staller Franz“ kannten, wurde 1931 am Fronleichnams-Tag mittels Hausgeburt als sechstes von acht Kindern der Bauersleut Susanna und Sepp Obermair in den „Stallerhof“ hineingeboren. Während der Wirren des Zweiten Weltkrieges schlug das Schicksal in der Familie unerbittlich zu. In den Jahren 1942 und 1943 mussten seine beiden Brüder Josef und Emmeram mit 19 beziehungsweise 28 Jahren ihr Leben in Russland lassen.

Seine Jugend war von der Nachkriegszeit geprägt, arm und arbeitsreich. Der Vater erlag 1946 seinem Krebsleiden und auch der Opa verstarb während der Zeit.

Und so musste Franz mit gerade mal 15 Jahren das elterliche Anwesen übernehmen und mit Unterstützung seiner Schwestern führen, kaum dass er die Volks- und Landwirtschaftsschule abgeschlossen hatte.

Trotz des harten Alltags fand er schon früh am Schuhplatteln gefallen. Sein Talent dafür zeigte sich darin, dass er schon damals zu jedem Musikstück geplattelt hat. Besonders gerne gingen sie auf „Almtänze“, bei denen er auch seine spätere Frau Irene Schlaipfner kennengelernt hat.

Hochzeitsglocken am Geburtstag

Schon bald, nämlich an seinem Geburtstag 1958, läuteten die Hochzeitsglocken und die Familie wuchs um die Kinder Susanne, Franz, Sepp, Hans und Petra sowie zwölf Enkerl und fünf Urenkerl, die alle sein ganzer Stolz waren.

Anfangs der 1970er-Jahre stellte Franz die Landwirtschaft ein und arbeitete fortan als Maschinenführer in einer Priener Druckerei. Ein schwerer Waldunfall zwang ihn 1989 schließlich in die vorzeitige Erwerbsunfähigkeit. Für zwei Passionen hatte der Franz immer ein offenes Ohr: Schuhplatteln und Eisstockschießen. Beiden widmete er sehr viel Zeit und Einsatz. So lernten unter seiner Anleitung Generationen von Kindern das „Platteln“. Geübt wurde in Anfangszeiten noch im Hausgang vom Stallerhof, der in der Mitte vom Ort eine zentrale Anlaufstelle war. Da es keine musikalische Unterstützung gab, wurden die „Stückl“ einfach von ihm gepfiffen, auf Fehler wurde mit vereinbarten Zeichen hingewiesen. Viele seiner „Trachtenkinder“ holten imposante Stockerlpreise oder durften in der Gaugruppe mitwirken.

Wurde im Sommer hauptsächlich getanzt, so schwang man im Winter den Eisstock. Der Sport war anfänglich nur als Ersatz für kaputtgegangene Skier gedacht, da es kein Geld für neue Brettl gab. Ein alter „Holzstock“ aus dem elterlichen Schuppen diente als Einsteigermodell und von da an ging es jeden Winter aufs Eis, um beim „Wuidschiaßn mit O´wandln“ erst einmal auf den Geschmack und die Technik zu kommen. Aber durch unermüdlichen Einsatz als Trainer der Mannschaften schafften es die Breitbrunner Stockschützen über den Kreismeister bis hin zum Bayerischen, Deutschen, Europa- und Weltmeister im Gruppen- und Einzelstockschießen. Besonders stolz war der Staller Franz darüber, dass sich keiner „seiner Buam“ hat abwerben lassen und sie seit Anfang der 1990er Jahre sogar erfolgreich als Bundesliga-Mannschaft unterwegs waren.

Auszeichnungen gab es viele für den Franz, der immer bescheiden blieb. Im Jahr 2006 war es das Gau-Ehrenabzeichen des Trachtenverbandes, 2008 das Ehrenabzeichen in Gold vom Bayerischen Eisstockverband und schließlich beschloss der Gemeinderat 2012, den Verstorbenen zum Breitbrunner Ehrenbürger zu ernennen.

2018 musste er seine geliebte Gattin Irene zu Grabe tragen. Als gläubiger Christ war ihm der regelmäßige Kirchgang ein Anliegen. Solange es seine Gesundheit zuließ, sah man ihn ausgedehnte Spaziergänge mit seinen Walking-Stöcken zu unternehmen und unter anderem mit den Senioren Stockschießen. Sein sportliches Interesse galt auch dem FC Bayern, Skispringen und Biathlon, dass er gerne im Fernsehen verfolgte. Ebenso gehörte das Lesen der Chiemgau-Zeitung zu seinen täglichen Ritualen.

Ausgedehnte Spaziergänge mit Walking-Stöcken

Im Oktober 2024 bekam er corona-bedingt eine schwere Lungenzündung, von der er sich nur schwerlich erholte. Trotz fürsorglicher Pflege - hauptsächlich durch die Familie seines Sohnes Franz, mit dem er 30 Jahre Tür an Tür lebte - musste er im Dezember in ein Pflegeheim umziehen, in dem er nun verstarb.

Am offenen Grab dankten Bürgermeister Anton Baumgartner sowie die Vereinsvorsitzenden dem Verstorbenen und die mitgetragenen Fahnen wurden zu seinen Ehren gesenkt.

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