In St. Petrus und dem Gottesacker
Hunderte Trauergäste: Gstadt nimmt Abschied von der Chiemsee-Legende Seppi Rappl VI.
Hunderte Trauergäste verabschieden sich am Samstag (12. April) in Gstadt von Seppi Rappl VI. aus einer der bekanntesten Unternehmer-Familien am Chiemsee. Ein Nachruf in Worten und Bildern.
Gstadt - Im noch jungen Alter von 63 Jahren verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der beliebte Gstadter Bürger und Boostverleiher Josef „Seppi“ Rappl aus der am ganzen Chiemsee bekannten Unternehmer-Familie.
Pater Bruno würdigt den Verstorbenen
In seinem Requiem ging Pater Bruno in der bis auf den letzten Platz besetzten Gstadter Filialkirche St.Petrus auf das Leben und Wirken des Verstorbenen ein. Die musikalische Umrahmung übernahm das Ensemble Landinger. So wurde er nun unter Anteilnahme hunderter Trauergäste am Gstadter Gottesacker beigesetzt. Am offenen Grab bedankten sich Ludwig Fessler Senior im Namen der Chiemsee-Schifffahrt und sein Sohn für die Familien bei dem Verstorbenen.
Der „Seppi“, von allen so genannt, wurde 1962 als Zweitgeborener in die Familie von Herta und Josef Rappl geboren. Gemeinsam mit seiner älteren Schwester Maria wuchs er wohl behütet in der Pension seiner Eltern auf. Mit den Kindern der Sommerfrischler und in einem großen Haus war es meist lustig und spannend.
Schule in Prien und Breitbrunn
Nach dem Kindergartenbesuch bei den Klosterschwestern auf der Fraueninsel folgten die Volksschule in Breitbrunn und die Mittelschule in Prien, die Seppi erfolgreich absolvierte. Schon als kleiner Bub war er am liebsten bei den Ruder- und Elektrobooten am See und unterstützte die früheren Verleihhelfern, wann immer er konnte. So war es für ihn selbstverständlich, nach dem Schulabschluss den Bootsverleih zu übernehmen.
Chiemsee-Legende Seppi Rappl VI. verstorben




Sah sein Vater den Betrieb noch als Nebenerwerb, entwickelte Seppi den Verleih von Jahr zu Jahr weiter. Mit einer Akribie renovierte er jeden Winter seine Verleihboote, die alle Namen von Familienangehörigen trugen. Mitte der 1980er trieb er den Bau eines großen Steges neben dem der Insulaner voran, der Vielen als Anlegestelle diente. Die Zeit am Bootsverleih brachte viele Freundschaften, die teils ein Leben lang hielten.
Liebe zum Chiemsee und der Schifffahrt
Auch als Geschäftspartner der ehemaligen Schifffahrt Gstadt und der Chiemsee-Schifffahrt brachte er sich ein und so erwarb Seppi das Kapitäns-Patent. Viele Jahre fuhr er sowohl das Schulschiff im Pendelverkehr zu den Inseln als auch das Schiffstaxi für die Nachtschwärmer unter den Insulanern.
Im Jahr 1988 lernte er seine spätere Frau Petra Krämmer kennen und lieben. Ein Jahr später läuteten die Hochzeitsglocken und die Familie wuchs um die Kinder Stephanie und Josef „Seppi“ VII. Alexander sowie die Enkel Liliana, Seppi VIII. Francesco und Benedikt, die sein ganzer Stolz waren. Trotz der Trennung nach 20 Jahren waren sie zeitlebens ein eingespieltes Team.
Unternehmer-Familie Rappl
Die Wurzeln der Unternehmer-Familie, bei der der Name „Seppi“ Rappl seit Jahrhunderten vom Vater an einen Sohn weitergegeben wird, liegen in der Landwirtschaft auf dem Huberhof. Ab 1954 betrieb Seppi V. das „Cafe Überfahrt“ und vermietete Zimmer. Mit einem Grundstückskauf für die Nutzung als Parkfläche legte er den Grundstein für den geschäftlichen Erfolg der Familie Rappl. Inzwischen betreiben die Rappls in Gstadt neben der „Überfahrt“, dem Bootsverleih Josef Rappl und dem Fraueninsel-Hauptparktplatz auch das Hotel Chiemsee-Panorama, die Pizzeria Conte Chiemo und die Geschäfte Tante Herta und Ois Chicago.
Das Grundstück, auf dem die Tourist-Info Gstadt steht, überließen die Rappls der Gemeinde auf Erbpacht, wie Bürgermeister Bernhard Hainz vor einiger Zeit mitteilte. Dazu gehören der Familie in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein Hotels mit über 500 Betten.
Fotos die große Passion
Neben seinem Bootsverleih war der Umgang mit Fotoapparat und Kamera eine große Passion vom Seppi. Schon als kleiner Bub schaute er sich gerne alte Super-8-Sequenzen an, die damalige Sommerfrischler während ihres Aufenthaltes vom Urlaubsort gedreht hatten. Vor vielen Jahren machte er sich sogar an die Arbeit und digitalisierte die prähistorischen Filmrollen, um sie dann im Lokal zur Freude der Gäste in Endlos-Schleife über den Bildschirm flimmern zu lassen. Sein Equipment wurde moderner und die Bearbeitung des Filmguts ausgefeilter, was seinem Naturell entsprach.
Ein weiteres Faible waren Young-Timer. Initialzündung war ein alter Opel „Admiral“, den sein Vater bereits besessen aber leider verkauft hatte. Er verbrachte Stunden mit der Akquise von „Schmankerln“ und fuhr lange Strecken, um fast neuwertige Fahrzeuge nach Gstadt zu holen. Seinen beachtlichen Fuhrpark hegte und pflegte er in der von ihm gewohnten Weise.
Als geselliger Mensch war er auf Festen ein gerne gesehener Gast, der unterhaltsam war und schallend Lachen konnte. Er war ein Familienmensch und somit stets der „Anker im Heimathafen“, um mit den Worten eines Bootsverleihers zu sprechen.
Aber auch das Schicksal ging nicht spurlos an ihm vorüber. So musste die Familie erst vor drei Jahren seinen Vater zu Grabe tragen. Gemeinsam mit seiner Schwester Maria kümmerte er sich von da an liebevoll um seine Mutter. Seppi war ein durchweg positiver Mensch, was er aber in den letzten Monaten im Kampf gegen seine Erkrankung verlor.
