Unfall in Breitbrunn
Seniorin (87) von Baum schwer verletzt: Warum der Waldbesuch jetzt lebensgefährlich werden kann
Lebensgefahr im Wald? Wegen der starken Regen- und Schneefälle bitten die Bayerischen Staatsforsten Ruhpolding derzeit Waldbesuche zu lassen. In Breitbrunn hat sich ein tragischer Unfall ereignet, für den der Dauerregen verantwortlich sein könnte. Was bisher bekannt ist und welche Gefahren lauern.
Prien/Breitbrunn/Chiemgau – Der Dauerregen in den vergangenen Tagen hat der Region vielerorts zugesetzt. Flüsse und Bäche traten über die Ufer, Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll. Die Feuerwehren in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein waren Tag und Nacht unterwegs und mussten zu etwa 250 Einsätzen ausrücken. Am Montagnachmittag (16. September) hat sich in Breitbrunn ein tragischer Unfall ereignet. Laut Polizei Prien könnte auch hierfür der Dauerregen verantwortlich sein.
Eine 87-jährige Seniorin aus dem Landkreis Rosenheim war im Bereich der Kailbachstraße in einem Waldstück spazieren. Wie die Polizei Prien mitteilt, stürzte in diesem Moment eine Esche am Straßenrand um und erfasste die Spaziergängerin. Die Seniorin wurde dadurch schwer, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt und kam ins Krankenhaus. Am Dienstag (17. September) erklärte ein Sprecher der Polizei Prien, dass es zwar noch keine genauen Details über die Verletzungen der Frau gebe, sich ihr Zustand aber nicht verschlechtert habe.
Waldböden können kein Wasser mehr aufnehmen
Warum der Baum umfiel, sei noch nicht geklärt. Es werde jedoch ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren vermutet. Erste Ermittlungen vor Ort ergaben, dass der umgefallene Baum aufgrund eines Eschen-Sterbens umgeknickt sein könnte. Weiter erklärt die Polizei aber auch, dass der Boden aufgrund der Regenfälle stark aufgeweicht war. Wenn der Baum nicht mehr richtig verwurzelt war, könnte das dann zum Sturz beigetragen haben. Der Vorfall wurde an die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft in Rosenheim weitergegeben.
Dauerregen und Schnee im Landkreis Traunstein am 14. September
Allgemein können Waldbesuche nach den jüngsten Niederschlagsereignissen lebensgefährlich werden. Davor warnen auch die Bayerischen Staatsforsten Ruhpolding. „Aufgrund der starken Regen- und Schneefälle der letzten Tage bitten wir in den kommenden Tagen von Waldbesuchen Abstand zu nehmen“, heißt es vonseiten der Behörde. Betroffen sind vor allem das südliche Trauntal, die Region Reit im Winkl, das südliche Achental und das südliche Priental.
Wegen des Regens seien die Waldböden gesättigt, erklärt Joachim Keßler, Leiter der Bayerischen Staatsforsten Ruhpolding. „Das bedeutet auch, dass sie kein Wasser mehr aufnehmen können.“ Zwar sei die Folge weniger, dass Bäume, beziehungsweise ihre Wurzeln unterspült werden, jedoch kann es zu Überschwemmungen kommen oder Erdrutschen, wenn das Wasser abläuft. Am Sonntagmorgen (15. September) wurde auch die Feuerwehr in Ruhpolding zur Erkundung eines drohenden Hangrutsches im Ortsteil Bacherwinkl alarmiert. Hinter den Gebäuden hatte sich eine Abrisskante im Hang gebildet.
Eine weitere Gefahr in Wäldern besteht für Radfahrer. Für sie können Waldwege gefährlich werden, wenn sie durch den Regen ausgewaschen wurden und sich Rinnen bilden.
Lebensgefahr durch Nass-Schnee auf Bäumen
Aber nicht nur viel Regen kam in den vergangenen Tagen runter, auch Schnee. Die B 305 zwischen Seehaus bis Seegatterl bei Reit im Winkl musste für den Verkehr komplett gesperrt werden. Wie das Staatliche Bauamt Traunstein mitteilt, haben die starken Schneefälle viele Bäume umstürzen lassen, beziehungsweise sind viele Äste und Kronen abgebrochen oder wurden stark geschädigt. Der Straßenabschnitt soll noch bis mindestens Ende dieser Woche gesperrt bleiben, hieß es weiter von der Behörde (Stand Montag, 16. September 16 Uhr).
Besonders Laubbäume können dabei eine große Gefahr darstellen, sagt Joachim Keßler. „Die haben noch ihre Blätter dran, dadurch bleibt der Schnee oben auf den Blättern liegen.“ Hinzu kommt noch, dass es sich um Nass-Schnee handelte, der einen hohen Wassergehalt hat, weil er sich mit Regen vermischt hat. „Da bekommen die Äste dann so ein Gewicht, dass sie irgendwann brechen oder es sogar den ganzen Baum umhaut“, sagt Keßler. Derzeit werden die umgestürzten Bäume entfernt und auch die am Straßenrand umgeschnitten, die eine Gefahr darstellen. Jedoch konzentrieren sich die Arbeiter laut Keßler erst einmal darauf, die Hauptinfrastruktur freizubekommen. „Als Erstes kommen Straßen und Stromleitungen, dann Wanderwege.“
Auch vonseiten des Traunsteiner Landratsamts wird empfohlen von Schneebruch bedrohte Waldgebiete zu meiden und von Bergtouren abzusehen. „Wir bitten auch darum, dass die Sperrungen beachtet werden“, sagt Keßler. Denn in diesen Bereichen kann es lebensgefährlich werden.
