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Präventiv-Maßnahmen

So schützen Sie Ihr Pferd vor Borna-Virus: Wasserburgs Fachtierarzt Matthias Baumann weiß Rat

Matthias Baumann aus Wasserburg (Bild links) ist Fachtierarzt für Pferde. Er weiß Rat, wie Pferdehalter ihre Tiere vor dem Borna-Virus schützen können. In Gars ist jüngst die Stute „Stella“ (hier auf dem Bild rechts mit Besitzerin Sibylle Burckardt) an dem Virus gestorben.
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Matthias Baumann aus Wasserburg (Bild links) ist Fachtierarzt für Pferde. Er weiß Rat, wie Pferdehalter ihre Tiere vor dem Borna-Virus schützen können. In Gars ist jüngst die Stute „Stella“ (hier auf dem Bild rechts mit Besitzerin Sibylle Burckardt) an dem Virus gestorben.

Pferdehalter sind beunruhigt: In Gars ist eine Stute am Borna-Virus gestorben. Matthias Baumann, Fachtierarzt für Pferde aus Wasserburg, weiß, wie Besitzer sich selbst und ihre Tiere schützen können.

Wasserburg/Gars – Die Thematik rund um das Borna-Virus beschäftigt die Bürger in der Region weiterhin. In Maitenbeth sind in den vergangenen Jahren zwei Kinder an der heimtückischen, unheilbaren Krankheit verstorben. Als Überträger gelten Spitzmäuse, beziehungsweise Feldspitzmäuse. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) können sie das Virus unter anderem über Speichel, Urin, Kot und die Haut ausscheiden, ohne selbst daran zu erkranken. Nun wurde in Gars ein weiterer Fall bekannt: Diesmal ist ein Pferd am Borna-Virus verstorben, wie die tierärztliche Fakultät der LMU bestätigt hat.

Fall von Borna-Virus bei Turnier in Amerika

Eine beunruhigende Tatsache für Pferdehalter in der Region. Das weiß auch der Fachtierarzt für Pferde, Matthias Baumann aus Wasserburg. Er habe jüngst einen weiteren Fall von Borna-Virus erlebt. „Ich war im Januar als offizieller Tierarzt bei einem Turnier in Wellington bei Florida zugegen. Dort ist ein Pferd erkrankt, es hatte neurologische Ausfälle“, berichtet der Experte. Das Tier sei ebenfalls aus der Gegend bei Gars gewesen. Ein Test habe seinen Verdacht auf Borna-Virus bestätigt. „In den USA ist diese Erkrankung jedoch völlig unbekannt, weshalb auch sonst niemand die Anzeichen erkannt hat“, erklärt er.

Seit 1990 praktiziert Baumann als Tierarzt, seit 1994 hat er sich auf Pferde spezialisiert. Seitdem habe er „einige Fälle“ von Borna-Virus-Erkrankungen bei den Tieren erlebt. „Das kommt in Bayern häufiger vor. In Norddeutschland ist das Virus unbekannt“, sagt er. Trotzdem gab es seiner Wahrnehmung nach in den vergangenen Jahren mehr Borna-Virus-Fälle. Unter anderem treffe es vor allem ältere Tiere, meint der Experte. Auch das Immunsystem des Pferdes sei ausschlaggebend und die Dosis, die das Tier an Borna-Viren aufgenommen habe, vermutet er.

Als Überträger des Borna-Virus gelten Spitzmäuse, beziehungsweise Feldspitzmäuse.

Betroffene Pferde können keine anderen Lebewesen anstecken

Baumann kann aber Entwarnung geben. Die betroffenen Pferde könnten weder andere Tiere, noch die Halter damit anstecken. Sein Rat für Besitzer: unbedingt die Mäuse bekämpfen. Die einfachste Methode sei es, sich eine Katze anzuschaffen. Darüber hinaus empfiehlt er „befestigte Boxen“, zu denen die Spitzmäuse keinen Zugang haben. „Sie bauen im Stall ein Nest, richten sich dort ihr ganzes Leben ein. Das gilt es, zu verhindern“, erklärt er. Draußen auf dem Feld sei es deutlich unwahrscheinlicher, dass sich Pferde mit dem Virus anstecken würden.

Matthias Baumann wirft einen Blick ins „Handbuch Pferdepraxis“. Dort gibt es einige Einträge über das Borna-Virus.

Ausschlaggebend sei auch die Hygiene im Stall. „Einmal im Jahr sollte alles intensiv mit dem Dampfreiniger sauber gemacht werden“, rät er. Beim Ausmisten empfiehlt er, grundsätzlich eine Maske zu tragen. „Ich weiß, das macht keiner. Aber allein die Ammoniak-Belastung ist dort sehr hoch, geschweige denn, wie viel Staub Heu und Stroh auslösen“, erklärt der 61-Jährige.

Im „Handbuch Pferdepraxis“, begründet von Olof Dietz und Bernhard Huskamp, gibt es einige Einträge über das Borna-Virus. Dort wird es als „seuchenhafte Hirn-Rückenmark-Entzündung der Einhufer“ beschrieben. In Deutschland betrage die Seroprävalenz – also die Häufigkeit spezifischer Antikörper im Blutserum, die auf eine bestehende oder durchgemachte Infektionskrankheit hinweisen – in der Pferdepopulation zwölf Prozent. In Endemiegebieten – wie laut Baumann die Region Bayern – betrage die Seroprävalenz bis zu 22 Prozent, in sogenannten „Borna-Ställen“ könne sie 50 Prozent überschreiten, wird in dem Fachbuch erklärt. Obwohl Antikörper bei Pferden praktisch weltweit nachgewiesen wurden, seien klinische Fälle fast ausschließlich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein beschrieben, heißt es weiter.

Matthias Baumann aus Wasserburg ist Fachtierarzt für Pferde.

Bürgermeister in Kontakt mit Gesundheitsamt

Nachdem der Verdachtsfall der Stute „Stella“ von Sibylle Burckardt in der Marktgemeinde Gars bestätigt worden war, hat sich auch Bürgermeister Robert Otter mit der Thematik intensiv befasst. „Ich habe mit dem Gesundheitsamt über die Gefahren gesprochen und darüber, welche Präventiv-Maßnahmen die Bürger treffen können“, erklärt er auf Anfrage. Er wurde darüber unterrichtet, dass man vor allem bei handwerklichen Arbeiten, beispielsweise mit der Holzsäge, aufpassen müsse. Im Holz würden sich Mäuse gerne ihr Winterlager einrichten. Grundsätzlich sollte man keine toten Tiere anfassen, weder Mäuse noch andere Lebewesen, wie beispielsweise Igel, hat Otter erfahren.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das ebenfalls zum Borna-Virus forscht, hat Maßregeln herausgegeben, um eine Ansteckung zu vermeiden: „Personen, die den Kadaver von (Feld)Spitzmäusen beseitigen, müssen Einmalhandschuhe und eine Maske (nach Möglichkeit eine Feinstaubmaske, zum Beispiel FFP2, KN95) tragen. Vor der Entsorgung sollten Spitzmäuse und deren Ausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel besprüht werden. So verhindert man die Aufwirbelung von virushaltigem Staub bei der Entsorgung und anschließenden Reinigung“, so das Institut.

Die Grafik zeigt die Handlungsempfehlungen beim Antreffen einer toten Spitzmaus.

„Die tote Spitzmaus kann dann mit einer über die Hand gestülpten Plastiktüte aufgenommen und die Tüte anschließend verschlossen und entsorgt werden. Angesichts der geringen Anzahl bekannter Infektionen mit BoDV-1 beim Menschen ist die Infektionswahrscheinlichkeit insgesamt sehr gering“, teilt das FLI weiter mit.

220 Spitzmäuse bei Maitenbether Studie untersucht

Im Rahmen der Studie zur Spitzmauspopulation des FLI, die in Maitenbeth durchgeführt wurde, wurden 220 Spitzmäuse untersucht. „Zwölf der Feldspitzmäuse wurden positiv auf das Borna-Virus getestet, aber keine der anderen untersuchten Spitzmausarten“, so das Institut. „Es wurde außerdem eine kleine Zahl eingesandter Tiere anderer Arten (Nager) untersucht. Keines dieser Tiere wurde positiv getestet.“

Pferde sind „Sackgassen-Wirte“

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teilt mit, dass prinzipiell davon auszugehen sei, dass nahezu jedes Säugetier für eine Infektion mit dem Borna-Virus (BoDV-1) empfänglich sei. Bisher wurden laut der Behörde Infektionen unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas, Igeln, Bibern und auch beim Menschen nachgewiesen. Mit Ausnahme von Spitzmäusen erkranken Säugetiere schwer. Sie gelten aber laut der Behörde als Fehl- oder Sackgassenwirte. Das heißt: Sie können den Virus nicht ausscheiden oder übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen.

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