Waldkraiburgerin hofft auf Aufklärung
Verdacht auf Borna-Virus: Pferd „Stella“ in Gars gestorben – Sibylle Burckardt „schwer besorgt“
Wenn das geliebte Pferd stirbt, ist dies für Reiter und Halter sowieso schon ein schwerer Verlust. Doch beim Tod von „Stella“, Stute von Sibylle Burckardt, steht ein schlimmer Verdacht im Raum: Ist das Pferd aus Gars am Borna-Virus gestorben? Wie die Behörden jetzt weiter vorgehen.
Gars/Waldkraiburg/Maitenbeth – Die Thematik Borna-Virus lässt die Bürger im Landkreis Mühldorf nicht los. In Maitenbeth sind in den vergangenen Jahren zwei Kinder an der heimtückischen, unheilbaren Krankheit verstorben. Als Überträger gelten Spitzmäuse, beziehungsweise Feldspitzmäuse. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) können sie das Virus unter anderem über Speichel, Urin, Kot und die Haut ausscheiden, ohne selbst daran zu erkranken.
Prinzipiell sei davon auszugehen, dass nahezu jedes Säugetier für eine Infektion mit dem Borna-Virus (BoDV-1) empfänglich sei. Bisher wurden laut LGL Infektionen unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas, Igeln, Bibern und auch beim Menschen nachgewiesen. Mit Ausnahme von Spitzmäusen erkranken Säugetiere schwer. Sie gelten aber laut der Behörde als Fehl- oder Sackgassenwirte. Das heißt: Sie können den Virus nicht ausscheiden oder übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen.
Verdachtsfall in Gars
Nun gibt es auch in Gars einen Verdachtsfall, wie Pferdehalterin Sibylle Burckardt berichtet. Jüngst ist ihre Stute „Stella“ verstorben. Ihr geliebtes Tier hatte die 62-Jährige seit zwei Jahren bei Gars untergebracht. „Ich habe mir große Sorgen gemacht, weil Stella so schlapp wirkte“, berichtet Burckardt. „Ich dachte erst, es liegt am Wetter. Es war ja auf einmal so warm“, erzählt sie. Doch der Zustand des 13 Jahre alten Pferdes verschlechterte sich zusehends. „Wir haben den Tierarzt gerufen. Er ging von einem schweren Infekt aus“, sagt die Waldkraiburgerin. Doch am nächsten Tag war „Stella“ gar nicht mehr ansprechbar. Schließlich habe Burckardt die Stute in die tierärztliche Fakultät der LMU München einweisen lassen.
Dort sei der Verdacht auf das Borna-Virus entstanden, so die Pferdebesitzerin. Um die Stute darauf zu testen, wurde ihr Hirnwasser entnommen, berichtet Burckardt. Der Zustand des Tieres verschlechterte sich weiter, alle verabreichten Medikamente und Infusionen halfen nichts. „Es ging zu Ende“, sagt die Waldkraiburgerin mit belegter Stimme. Sie musste ihr geliebtes Tier einschläfern lassen. Der Beleg, ob ihr Pferd tatsächlich am Borna-Virus erkrankt und daran gestorben sei, stehe noch aus. „Das wird gerade in der Pathologie überprüft.“
Wo sich „Stella“ möglicherweise mit dem Virus angesteckt haben könnte, kann die Waldkraiburgerin nur mutmaßen. Erst nach dem Tod ihres Pferdes habe sich die 62-Jährige mit der Thematik rund um den Borna-Virus beschäftigt und entdeckt, dass der Landkreis Mühldorf „ein Risikogebiet“ sei. Deswegen sei sie „schwer besorgt“, dass die Problematik auch andere Tierhalter treffen könne.
Dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und dem Landratsamt Mühldorf ist der Verdachtsfall von Sibylle Burckardts Pferd bekannt, teilen beide Behörden auf Anfrage mit. Eine Meldung bezüglich der Feststellung liege noch nicht vor, so das Landratsamt. „Untersuchungsämter und sonstige öffentliche und private Untersuchungsstellen (Labore) sind verpflichtet, Infektionen mit BoDV-1 (Borna-Virus) bei Säugetieren unverzüglich dem örtlich zuständigen Veterinäramt unter Angabe des Datums der Feststellung, der betroffenen Tierarten und des betroffenen Bestandes zu melden“, erklärt die Behörde weiter. „Die Meldung zieht keine tierseuchenrechtlichen Maßnahmen nach sich. Die bundesweite Meldepflicht dient vor allem dazu, dass die Bundesbehörden einen Überblick über das Geschehen erhalten, um gegebenenfalls die Rechtslage anpassen zu können“, so das Landratsamt.
Übertragungsweg von Mensch-zu-Mensch bisher nicht bekannt
Wie das Borna-Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen übertragen werden kann, ist laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bisher nicht geklärt. „Es sind verschiedene Übertragungswege denkbar. Mögliche Infektionswege könnten die Aufnahme des Virus über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, das Einatmen des Virus über kontaminierten Staub, eine Schmierinfektion über kontaminierte Erde oder auch der direkte Kontakt, beziehungsweise Biss einer Feldspitzmaus sein“, so die Behörde.
„Weiterhin ist es vorstellbar, aber nicht nachgewiesen, dass die Übertragung über ein „Bindeglied“ (zum Beispiel Hauskatzen, die Spitzmäuse jagen) erfolgt. Eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist (außerhalb des medizinischen Kontexts, zum Beispiel bei Transplantationen) ist extrem unwahrscheinlich und bisher auch nicht bekannt, ebenso wie die direkte Übertragung von anderen Tieren als Feldspitzmäusen (zum Beispiel infizierten Pferden oder Schafen) auf den Menschen“, erklärt das LGL.
Bisher wurden Infektionen durch den Borna-Virus unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas, Igeln, Bibern und auch beim Menschen nachgewiesen. Mit Ausnahme der Feldspitzmaus erkranken Säugetiere schwer infolge einer BoDV-1-Infektion und gelten als Fehl- oder Sackgassenwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht ausscheiden und nicht übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen.

