Untersuchungsergebnisse liegen vor
Schlimmer Verdacht bestätigt: Pferd „Stella“ aus Gars am Borna-Virus gestorben – Wie geht es weiter?
Der Verdacht hat sich bestätigt: Pferd „Stella“ aus Gars ist am Borna-Virus gestorben. Das teilt die tierärztliche Fakultät der LMU München mit. Droht nun eine Gefahr für Menschen?
Gars/Waldkraiburg – Gibt es in Gars einen Fall von Borna-Virus? Pferdebesitzerin Sibylle Burckardt ist davon jedenfalls überzeugt. Ihre Stute „Stella“, die mittlerweile verstorben ist und die sie seit zwei Jahren in der Nähe von Gars untergebracht hatte, wurde vor wenigen Wochen aufgrund verschiedener Symptome in die tierärztliche Fakultät der LMU München eingewiesen. „Stella wirkte total schlapp, am nächsten Tag war sie gar nicht mehr ansprechbar“, bedauert die 62-jährige Waldkraiburgerin. In der Tierklinik sei der Verdacht auf das Borna-Virus entstanden.
Verdachtsfall von Borna-Virus in Gars bestätigt
Nun hat die tierärztliche Fakultät der LMU bestätigt, dass die Stute „Stella“ von Sibylle Burckardt am Borna-Virus gestorben ist. Das Institut für Veterinärpathologie habe den Tod des Tieres durch das Borna-Virus bestätigt, teilt die Klinikleiterin der Fakultät in München, Professorin Dr. Angelika Schoster, auf Anfrage mit. „Es wurde eine Immunhistochemie durchgeführt, welche positiv war“, so die Expertin.
Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist der Fall bekannt. „Untersuchungsämter und sonstige öffentliche und private Untersuchungsstellen sind verpflichtet, Infektionen mit BoDV-1 (Borna-Virus) bei Säugetieren unverzüglich dem örtlich zuständigen Veterinäramt unter Angabe des Datums der Feststellung, der betroffenen Tierarten und des betroffenen Bestandes zu melden“, teilt die Behörde auf Anfrage mit. Die Meldung ziehe keine tierseuchenrechtlichen Maßnahmen nach sich.
„Grundsätzlich sind insbesondere Pferde, Schafe sowie Neuweltkameliden wie Alpakas oder Lamas für Infektionen mit dem Borna-Virus empfänglich“, erklärt das LGL. „Auch bei mehreren Bibern und Igeln im bekannten Verbreitungsgebiet von BoDV-1 wurde das Virus jüngst nachgewiesen. Genannte Tiere gelten als Fehlwirte oder Sackgassenwirte, da sie nach aktuellem Kenntnisstand das Virus nicht ausscheiden und somit die Infektion nicht an andere Tiere oder den Menschen weitergeben“, erläutert die Behörde.
Als Überträger des Borna-Virus gelten Spitzmäuse
Das bisher bekannte Reservoir des Erregers sei die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese könne selbst nicht erkranken, das Virus jedoch mit Kot, Speichel und Urin ausscheiden. „Eine Ansteckung mit dem Borna-Virus kann nach bisherigem Kenntnisstand über den Kontakt mit einer infizierten Feldspitzmaus oder deren Ausscheidungen erfolgen. Der genaue Übertragungsweg ist jedoch unbekannt. Eine Übertragung von BoDV-1 von anderen Säugetieren als der Feldspitzmaus auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch ist (bis auf einen Fall einer Organtransplantation) bisher nicht belegt“, teilt das LGL weiter mit.
Eine spezifische Therapie für BoDV-1 Infektionen existiert laut der Behörde bislang nicht. Auch ein Impfstoff zur Prävention von BoDV-1 Infektionen stehe aktuell nicht zur Verfügung. „Erkrankte Tiere zeigen eine große Bandbreite neurologischer Krankheitszeichen und versterben schließlich. Erkrankungen beim Menschen ähneln denen beim Tier. Sie sind jedoch äußerst selten, verliefen jedoch in fast allen bisher bekannten Fällen tödlich“, berichtet das LGL.
Im Rahmen des ZooBoFo-Projektes (ZooBoFo – Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria) forsche das LGL gemeinsam mit Kooperationspartnern am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und der LMU auch zu BoDV-1-Erkrankungen bei Pferden in Bayern und stehe somit in engem Austausch mit den genannten Kooperationspartnern.
Übertragungsweg von Mensch-zu-Mensch bisher nicht bekannt
Wie das Borna-Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen übertragen werden kann, ist laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bisher nicht geklärt. „Es sind verschiedene Übertragungswege denkbar. Mögliche Infektionswege könnten die Aufnahme des Virus über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, das Einatmen des Virus über kontaminierten Staub, eine Schmierinfektion über kontaminierte Erde oder auch der direkte Kontakt beziehungsweise Biss einer Feldspitzmaus sein“, so die Behörde.
„Weiterhin ist es vorstellbar, aber nicht nachgewiesen, dass die Übertragung über ein „Bindeglied“ (zum Beispiel Hauskatzen, die Spitzmäuse jagen) erfolgt. Eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist (außerhalb des medizinischen Kontexts, zum Beispiel bei Transplantationen) ist extrem unwahrscheinlich und bisher auch nicht bekannt, ebenso wie die direkte Übertragung von anderen Tieren als Feldspitzmäusen (zum Beispiel infizierten Pferden oder Schafen) auf den Menschen“, erklärt das LGL.
Bisher wurden Infektionen durch den Borna-Virus unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas, Igeln, Bibern und auch beim Menschen nachgewiesen. Mit Ausnahme der Feldspitzmaus erkranken Säugetiere schwer infolge einer BoDV-1-Infektion und gelten als Fehl- oder Sackgassenwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht ausscheiden und nicht übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen.

