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Eröffnung mit Knalleffekt – mit *Umfrage*

Böllern trotz Ukraine-Krieg: Wasserburger Tradition beim Frühlingsfest steht in der Kritik

2019 fand das letzte Frühlingsfest vor der Pandemie statt.
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2019 fand das letzte Frühlingsfest vor der Pandemie statt. Damals ließen es die Böllerschützen kräftig krachen.

Heuer startet das Frühlingsfest in Wasserburg am 17. Mai wieder mit dem Böllerschießen. Eine geliebte Tradition, die 2022 ausfiel und nun erneut kritisch hinterfragt wird. Ist es okay, es knallen zu lassen in einer Stadt, die nach wie vor viele Geflüchtete aus der Ukraine beherbergt?

Wasserburg - Heuer wird es wieder laut auf dem Wasserburger Frühlingsfest: Böllerschützen aus dem gesamten Südosten Bayerns werden am Mittwoch, 17. Mai, den Start der Wiesn-Zeit akustisch verkünden.

Vergangenes Jahr beschränkte sich das Böllern auf einen einzigen Schuss am Festplatz selber – fernab von den Unterkünften der ukrainischen Geflüchteten. Sie sollten nicht zusätzlich erschreckt werden, erklärte Bürgermeister Michael Kölbl 2022. Das Böllern sei zwar eine wichtige Tradition in Bayern und beim Frühlingsfest, doch den frisch angekommenen Flüchtlingen würde es sicherlich schwerfallen, die Aktion richtig einzuordnen, so die Meinung des Rathauschefs im vergangenen Jahr.

Doch heuer soll wieder geschossen werden, für einige Wasserburger ein Unding. In den sozialen Netzwerken gibt es Diskussionen zur Frage, ob die Aktion angemessen sei. Ein innerstädtischer Bewohner, der anonym bleiben möchte, weist im Gespräch mit der Redaktion darauf hin, dass immer noch neue Flüchtlinge in Wasserburg ankommen würden. Die Zeit sei nach wie vor nicht reif für das Böllern, der Knall könne traumatische Erinnerungen bei den aus ihrer Heimat Vertriebenen wieder hochspülen, zeigt er sich überzeugt. Auch die Bewohner des Seniorenheims auf der Burg könnten verschreckt werden, warnen andere.

Ludwig Bürger, Erster Schussmeister der Griesstätter Böllerschützen, ist federführend dabei. Die Vereinsmitglieder stellen sich an der Staustufe beim Inndamm auf, Bürger gibt von gegenüber das Zeichen zum Schießen. „Ich habe das auch mit dem Altenheim Maria Stern abgesprochen. Das geht in Ordnung“, erklärt er. Die Bewohner des Seniorenheim seien vorgewarnt. Viele würden beim Anschießen sogar draußen stehen und begeistert zuschauen, so die Erfahrung des Schussmeisters.

„Ich kann nicht verstehen, dass sich jemand dagegen ausspricht. Das ist gelebte Tradition und Brauchtum. Es geht Jahrhunderte zurück“, verdeutlicht Bürger. Vergangenes Jahr hätten die Böllerschützen am Badria nur einmal schießen dürfen. Heuer freue er sich auf einen normalen Ablauf. „Es dauert ja auch nicht ewig, es gibt zwei Salven und zwei Reihenfeuer. Das ist in einer Viertelstunde vorbei“, meint er.

Die Befürchtung, dass sich die Geflüchteten aus der Ukraine erschrecken könnten, teilt der Schussmeister nicht. „Wir leben hier in Frieden. Das wissen die Gäste. Die Geflüchteten wollen doch Land und Leute kennenlernen. Das Böllern gehört bei uns dazu“, betont er. Seit 1991 hat Bürger das Amt des Schussmeisters inne, seit 1983 – heuer also 40 Jahre – ist er beim Anschießen des Wasserburger Frühlingsfestes dabei. Insgesamt sind für dieses Jahr laut Wirtschaftsförderungsverband (WFV), der das Frühlingsfest organisiert und veranstaltet, etwa 125 Schützen angemeldet.

Entsprechend hat Moritz Hasselt, Zweiter Vorsitzender des WFV und einer der Hauptorganisatoren sowie Pressesprecher des Frühlingsfestes, wenig Verständnis für die Kritik. „Es ist eine bayerische Tradition“, erklärt er. Im vergangenen Jahr sei sie aufgrund der besonderen Situation mit den neu angekommenen ukrainischen Geflüchteten ausgesetzt worden, aber jetzt sei es an der Zeit, die Tradition wieder aufzunehmen, findet er. In diesem Zusammenhang sei zu betonen, dass es sich beim Festzug des Wasserburger Frühlingsfests mit rund 1200 Teilnehmern um einen der größten Umzüge in der Region handle – „und da gehören die Böllerschützen mit dazu.“

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