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Welche Folgen der Branche drohen

„Nichts mehr zu fressen“? Warum jetzt sogar Pferde-Profis die Bauern-Proteste unterstützen

Aufmacher
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Proteste weiterer Branchen nehmen Fahrt auf: Warum sich nun auch die Pferdebranche zu Wort meldet. Statements von mehreren bekannten Persönlichkeiten wie etwa Pferdeprofi Bernd Hackl.

Die derzeit demonstrierenden Landwirte erhalten von vielen Seiten Zuspruch. Jetzt melden sich Personen aus der Pferdebranche zu Wort. Auch hier ist die Solidarität mit den Landwirten groß, wie verschiedene Pferdebesitzer deutlich machen.

von Susanne Grun

Bad Endorf/Traunstein/Bad Aibling – Die Bauernproteste in dieser Woche gehen weiter. Nicht nur Landwirte beteiligen sich, auch andere Branchen wie Spediteure und weitere Unternehmer. Auch in unserer Region waren in den vergangenen Tagen etliche Landwirte unterwegs, die von vielen Seiten Unterstützung und Zuspruch erfahren haben. So nun auch aus der Pferdebranche.

Bauerndemos in der Region: „Miteinander anstatt gegeneinander“

Auch Jutta Blumhagen aus Traunstein, Coach und Inhaberin der „Happy Rider Academy“ unterstützt die Landwirte. Auf die Frage, warum sie in die Öffentlichkeit geht, antwortet sie: „Es gab in der Bevölkerung eine beunruhigende Entwicklung in den letzten Jahren, von der Gemeinschaft hin zu Isolation, dem Alleinsein, zum Einzelkämpfer. Doch die Pferde zeigen uns ganz deutlich, wie wichtig die Herdengemeinschaft ist.“ Die Herde würde unter anderem Sicherheit und gegenseitige Achtung bedeuten. „Es wird Zeit, dass wir uns wieder gegenseitig stärken – branchenübergreifend. Miteinander anstatt gegeneinander.“

Jutta Blumhagen, Coach, in der Pferdeszene bekannt, hat nun auch ihre Meinung kund getan.

Die Forderung nach einer Führung in eine sichere Zukunft mit gemeinsamem, partnerschaftlichem Austausch sei Blumhagen zufolge gerechtfertigt. „Die geplanten Änderungen der Regierung haben auch auf mein Unternehmen massive Auswirkungen. Meine Kunden besitzen entweder eigene Höfe oder haben ihre Pferde in Pensionsbetrieben eingestellt. Werden die geplanten Änderungen so umgesetzt, werden Stallplatzmiete, Futtermittel und Pacht erhöht werden. Die betreffenden Unternehmen können in letzter Konsequenz dann nicht mehr von ihrer Arbeit leben.“ Von der Politik fordert sie einen ehrlichen Dialog, aufrichtiges Interesse an den Ängsten und Sorgen der Bevölkerung.

Auch Andrea Richter vom „Blankhof“ in Bad Endorf wäre von den Plänen der Politik massiv betroffen. Ihr zufolge werden die Änderungen sich unter anderem auf Unterrichtsstunden und die Genesung von Rehabilitationspferden auswirken. „Es werden sich immer mehr Menschen ihr Pferd nicht mehr leisten können, da die Stallbetreiber wiederum aufgrund gestiegener eigener Kosten von Heu, Stroh, Einstreu, Mistentsorgung, Strom, Versicherungen, Instandhaltung und Reparaturen ihre Preise erhöhen müssen.“

Andrea Richter, Inhaberin des familiengeführten Blankhofes in Bad Endorf.

Als Beispiel: 20 Kilogramm Kraftfutter kosten jetzt etwa 36 Euro, mit den Änderungen wahrscheinlich das Doppelte. Und der Kreislauf geht weiter. Am Reitsport hängen mittlerweile zahlreiche Arbeitsplätze. Mehr als 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland haben direkt oder indirekt das Pferd als Haupt- und Geschäftsgegenstand. Der Umsatz der deutschen Pferdewirtschaft liegt bei geschätzten 6,7 Milliarden Euro.

Auch Pferdeliebhaber wütend: „Ampelregierung hat den Bogen überspannt“

Cornelia Abfalter, Gestütsleiterin und Züchterin der regionalen Pferderasse Leonharder aus Grabenstätt am Chiemsee, sagte dem OVB: „Die Ampel-Regierung hat einfach den Bogen überspannt. Jeder sollte nun an die Öffentlichkeit gehen und seinen Unmut sichtbar machen.“ Direkt betroffen wäre sie zwar nicht von den gestrichenen Subventionen, allerdings könnte sich die Änderung auf ihre Zucht auswirken. „Die Kaufinteressenten werden abnehmen, da einfach der Unterhalt des Pferdes dann zu teuer wird.“

Doris Kramer, Pferdebesitzerin aus Bad Endorf, sorgt sich, dass sie sich den Unterhalt schon bald nicht mehr leisten kann: „Ich habe mein Pferd mittlerweile seit 13 Jahren. In den letzten Jahren schon wurde alles teurer: Schmied, Tierarzt, Stallmiete, Futter. Soll ich nach so langer Zeit mein Tier verkaufen, weil ich es mir einfach nicht mehr leisten kann?“ Für sie ist das keine Option. „Allerdings haben viele Pferdebesitzer vielleicht bald keine andere Möglichkeit mehr.“ Kramer findet es toll, was die Landwirte begonnen haben. „Sie waren die einzigen, die den Mut dazu hatten, aber es betrifft uns alle. Wir müssen alle wieder mehr zusammenhalten.“

Zeichen des Miteinanders: Das rote Flatterband. Hier Pferd Rondo von Doris Kramer.

Das sagt Pferdetrainer Bernd Hackl zu den Bauerndemos

Auch ein bekanntes Gesicht aus der Pferdebranche äußerte sich auf OVB-Anfrage zu den Protesten. Der Pferdetrainer Bernd Hackl, der unter anderem aus der TV-Serie „Pferdeprofis“ sagt: „Viel mehr meiner Kollegen sollten sich zu Wort melden. Wenn unsere Pferde nichts mehr zu Fressen haben oder es keinen Stall mehr gibt, wo die Pferde leben können, gibt es auch keine Arbeit für uns Trainer, Futtermittelhersteller und Tierärzte mehr.“

Pferdeprofi Bernd Hackl spricht Klartext.

Er verstehe die Ignoranz der Bürger nicht. Viele würden ihm schreiben, warum er denn die Landwirte unterstützt. „Wie kann man nicht sehen, was in diesem Land schiefläuft? Wenn wir nicht wirklich alle an einem Strang ziehen, dann leidet der Mittelstand weiter und weiß irgendwann nicht mehr, wie all das finanziert werden soll“, warnt Hackl.

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