Umstrittene Aktion
Galgen bei Bauern-Demos: Symbol zum Wachrütteln oder „Umsturzfantasien“?
Laut dem Grabenstätter Obmann des Bayerischen Bauernverbandes sei die Symbolik in Teilen der Bürgerschaft falsch verstanden worden. Die Aktion habe auf Missstände aufmerksam machen sollen. Details dazu erfahren Sie hier.
Grabenstätt – Mit ihren „Traktorkonvoi-Demos“ gegen die Politik der Ampelregierung haben Landwirte, Fuhrunternehmer und Handwerksbetriebe in und um Grabenstätt für Aufsehen gesorgt, aber auch für Behinderungen im Straßenverkehr. Zwar brachten die meisten Bürger dafür Verständnis auf, einige solidarisierten sich sogar und schlossen sich spontan mit ihren Privatautos an. Manch einer störte sich aber an den neben den Straßen aufgestellten Galgen. Diese wurden, beziehungsweise werden nun wieder zurückgebaut.
Die Symbolik sei leider in Teilen der Bürgerschaft falsch verstanden worden, betonte der Grabenstätter Obmann des Bayerischen Bauernverbandes Hans Stefanutti beim Abbau des Galgens an der Einmündung der Kreisstraße TS 3 in die Staatsstraße 2096 am nordwestlichen Ortsausgang von Grabenstätt. „Wir wollten da niemanden aufhängen, sondern darauf aufmerksam machen, dass dem arbeitenden Volk so langsam die Luft ausgeht“, erklärte Stefanutti. Es komme einem vor, als würden die, die tagtäglich zur Arbeit gingen, bestraft, und allen anderen gehe es gut. Es könne auch nicht sein, so der Landwirt, dass die Bundesrepublik nach wie vor so viel Geld ins Ausland transferiere, während es im eigenen Land an allen Ecken und Enden fehle.
Vandalismus- und Diebstahlschaden am hölzernen Galgen
„Wir sind weder rechtsradikal, noch linksradikal und verfolgen keine Umsturzfantasien. Es muss aber erlaubt sein, auf Missstände aufmerksam zu machen und die Politik durch solche Aktionen wachzurütteln“, schilderte Stefanutti, während er mit seinem Landwirtskollegen Josef Klauser und dem Mittelstandsvertreter Martin Kern den besagten hölzernen Galgen entfernte. An diesem wurde indes ein Vandalismus- und Diebstahlschaden festgestellt. Ersetzt wurde der Galgen durch ein anderes hölzernes Gestell. Dieses war zuvor mit Symbolen versehen worden, die für verschiedene Branchen stehen, welche von den geplanten Einsparmaßnahmen der Bundesregierung betroffen sind.
So repräsentieren die nun daran baumelenden Werkzeuge das Handwerk, ein aufgehängter Spielzeugtraktor die Landwirtschaft, eine Pfanne das Gastrogewerbe sowie eine Atemschutzmaske und Einmalhandschuhe den Gesundheits- und Pflegebereich. „Jetzt muss wirklich jedem klar sein, dass wir friedlich für unsere Rechte und die Rechte unserer Kinder demonstrieren“, argumentierte Stefanutti.
Polizei lobt friedlichen Ablauf
Kern erinnerte daran, dass man als Organisatoren der „Traktorkonvoi“-Demos von der Polizei viel Lob für den geordneten und friedlichen Ablauf erhalten habe. „Die Polizisten sind sogar mal 45 Minuten weggefahren, weil sie gesehen haben, dass wir alles im Griff haben“, schilderte er. Um nicht erneut dieselben Bürger in ihrem Alltag zu beeinträchtigen, entschieden sich die Organisatoren spontan, auf eine dritte Traktor-Demonstration zu verzichten und stattdessen an der Straße eine Mahnwache abzuhalten.
Vor Ort gab es Zuspruch vom hiesigen Landtagsabgeordneten Dr. Martin Brunnhuber (FW) für die Organisatoren. Nach den Protestaktionen werde es nun darum gehen, etwas Dampf rauszunehmen sowie die Emotionen zurückzufahren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Nur in konstruktiven Diskussionen werde man zu guten Lösungen kommen können, informierte der Abgeordnete Brunnhuber.
Ihm zufolge sei es für die Landwirtschaft, das Handwerk und den ganzen Mittelstand mit Blick auf geplante große Investitionen wichtig, eine langfristige Planungssicherheit zu haben. Dies sei derzeit, auch wegen des „Schlingerkurses“ der Bundesregierung nicht gegeben, wie Brunnhuber argumentierte.