Aus der Bernauer Bürgerversammlung
Kaputte Straßen, fehlende Fernwärme – Was Bernau in den kommenden Jahren alles plant
Der Bernauer Ortsteil Eichet soll modernisiert werden, inklusive Straßen und Wasserleitungen. Eine Fernwärmeversorgung ist ebenfalls in Planung. Doch die Kosten könnten die Gemeinde stark belasten.
Bernau – Der Bernauer Ortsteil Eichet soll modernisiert werden. Teile der Straßen sind in keinem guten Zustand und auch die Wasserleitungen müssen überprüft werden. Aber damit nicht genug, auch ein Konzept für die Fernwärmeversorgung im Eichet ist in Planung. Wie der Stand bei diesen Maßnahmen aktuell ist, konnten die Bürger bei der vergangenen Bernauer Bürgerversammlung erfahren. Vertreter zweier Planungsbüros, die sich der Sache angenommen haben, waren anwesend, stellten die Projekte vor und beantworteten Fragen der Bürger.
Sanierungsstudie zum Ortsteil Eichet
Zur Sanierung der Straßen und Kanäle war Martin Staller vom Ingenieurbüro Staller aus Traunstein nach Bernau gekommen. Er beschäftigt sich mit einer Studie zur Sanierung des Ortsteils Eichet. Viele Straßen dort seinen in einem schlechten Zustand. 37 Straßenzüge sind im Eichet zu finden, mit einer Gesamtlänge von rund zehn Kilometern. Deswegen hat sich sein Büro an die Arbeit gemacht, um Defizite bei der Straßenentwässerung und den Zustand der Wasserleitungen zu überprüfen, sowohl für Regenwasser, Schmutzwasser, als auch Trink- beziehungsweise Löschwasser festzustellen. Das ist gerade dort besonders wichtig, denn „dort fließt alles Wasser aus den weiter oben liegenden Ortsteilen zusammen”, sagte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber zu Beginn der Präsentation. Das Büro von Martin Staller hat entsprechende Berechnungen angestellt.
Maßnahme über die nächsten Jahre
Daraus wurde eine Matrix zur weiteren Herangehensweise erstellt. Als bisherige Fazit soll der Ringschluss der Straßen Hochfellnstraße, Zellerhornstraße, Teile der Baumannstraße und der Kampenwandstraße als erstes angegangen werden. Insgesamt plant Staller mit einem Maßnahmenpaket von einer Laufzeit von rund fünf Jahren. „Der erste Bauabschnitt sollte bald angegangen werden. Die Frage ist, wann und in welchem Umfang.“
Die Gemeinde weiß um die Problematik und hat sich bereits damit beschäftigt. „Wir im Gemeinderat wagen uns gerade an den ersten Bauabschnitt und bereiten die Ausschreibungen vor”, sagte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. „Wir müssen da viele Gedanken und Ideen reinstecken. Die Gesamtmaßnahme wird die Gemeinde wohl die nächsten 15 bis 20 Jahre begleiten.” Da es keine Straßenausbaubeiträge mehr gäbe, seien die Maßnahmen für die Gemeinde sehr teuer.
Wärmeplanung mithilfe des Chiemsees?
Passend zu den Straßenbaumaßnahmen im Eichet wird parallel geprüft, ob sich das Gebiet für ein Fernwärmenetz eignet. Das würde sich anbieten, da die Straßen wegen der Bauarbeiten sowieso aufgerissen werden müssen. Mit dieser Planung wurde das Ingenieurbüro Kess aus Prien beauftragt. In einer Potenzialanalyse wurden verschiedene Möglichkeiten der Wärmeerzeugung untersucht. Biomasse ist dabei ein möglicher Kandidat. Auch die Geothermie wurde untersucht.
Das Potenzial für sogenannte mitteltiefe Geothermie, also bis zu einer Tiefe von 400 Metern sei vermutlich vorhanden. Tiefe Geothermie mit einer Tiefe von bis zu 2,5 Kilometern ist schwer abzuschätzen und wäre mit hohen Kosten verbunden. Auch das Potenzial für Wärme über Solarthermie ist durchaus vorhanden.
Als beste Lösung wurde dabei eine Lösung vorgestellt, bei der Wärme aus dem Wasser des Chiemsees gewonnen werden könnte und mittels einer Wärmepumpe an das Wärmenetz und an den Verbraucher weitergegeben werden könnte. Die Gesamtkosten hierfür würden sich allerdings auf rund 31 Millionen Euro belaufen. „Eine leitungsgebundene Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz und Seethermie ist nicht wirtschaftlich”, hieß es seitens des Planungsbüros.
„Wir haben uns zwar für eine Förderung zur kommunalen Wärmeplanung beworben, aber da die Bundesregierung den Haushalt korrigieren musste, hat sie erklärt, dass es dafür keine Förderungen mehr gibt”, sagt Biebl-Daiber gegenüber der Redaktion. „Damit hätten wir das Ganze eigentlich erst einmal auf Eis gelegt. Jetzt haben wir aber auf einmal doch einen Förderbescheid für das Gesamtgebiet bekommen.”
Die Gemeinde will nun die kommunale Wärmeplanung noch einmal anpacken, auf Basis der Machbarkeitsstudie. „Dabei wird aber wohl herauskommen, dass es auf kleinere Verbünde von ein paar Häusern herauskommt.” Dabei würde ein Wärmeüberschuss aus einer Heizung mit typischerweise Hackschnitzeln an die Nachbarn weitergegeben werden.