Finales Aus ein Jahr nach Pächterwechsel
Kentern einer Kultkneipe – das Charly’s Inn in Bernau wird verkauft
„Attraktive Gewerbefläche in bester Lage von Bernau am Chiemsee.“ Die Anzeige auf einer Immobilien-Internetseite verrät: Das Charly’s Inn in Bernau steht zum Verkauf. Nur ein Jahr nach dem Pächterwechsel. Zuerst streicht Michael Gellhorn nach insgesamt 26 Jahren die Segel. Dann will der Gründer der ehemaligen Szenekneipe, Georg Philipp, zusammen mit seinem Enkel das Ruder nochmal herumreißen. Das Kentern einer Kultkneipe - Ein Rückblick:
Bernau am Chiemsee – „An dem Tag als ich die Konzession gekriegt und abends aufgemacht habe, hatte ich so einen Spaß gehabt.“ Der Spaß scheint ein jähes Ende gefunden zu haben. Chris Rink ist der Enkel von Georg Philipp, dem Gründer des Charly’s Inn - einst Kultkneipe weit über die Grenzen des Chiemgaus bekannt. Jetzt steht sie zum Verkauf:
Neuer Pächter: vom Testfahrer zum Barkeeper
Hoch motiviert übernimmt Chris Rink das Charly’s Inn vor einem Jahr: zu Beginn sieben Tage die Woche offen, eine neue Karte, ausgefallene Drinks. Das alles scheint dem damals 28-jährigen Quereinsteiger nicht geholfen zu haben, genügend Gäste anzulocken. Bevor Rink die Bar pachtet, ist er Testfahrer für Prototypenfahrzeuge. Bei der Neueröffnung im Mai 2024 übt er fleißig in der rappelvollen Bar das Bier einschenken. Gefreut hat sich damals auch Georg Philipp, Gründer des Charly’s Inn und Opa von Chris Rink:
Gute alten Zeiten: Einst Busgarage, dann Kultkneipe
„Ich habe das Gefühl, dass das jetzt das war, was er gebraucht hat. Dass das in der Familie weitergeht, mit der Kneipe“, erzählt Rink beim Neustart im Mai im Gespräch mit chiemgau24.de. Einst sei es, berichtet Georg Phillip damals, die Busgarage seines Fuhrparks gewesen: Er habe damals dann selbst umgebaut und lange als Wirt gearbeitet, weil es ihm Spaß gemacht habe:
„Schiff läuft aus dem Ruder“ - Enkel soll es retten
„Nur immer, wenn ich verpachte, dann gibt es irgendwann Schwierigkeiten. Ich komme mir vor wie der alte Kapitän Ahab, wenn ich von der Brücke gehe, dann läuft das Schiff aus dem Ruder.“ Gemeint ist im damaligen Gespräch wohl auch Michael Gellhorn, der die Kneipe seit 2005 eigenständig betrieben hatte.
Das Ruder sollte nun der Enkel Chris Rink übernehmen und so wäre das „Schiff“ wieder in der Familie gesteuert worden. Mike Gellhorn musste damals nach insgesamt 26 Jahren Charly’s Inn die Segel streichen - viele Probleme spielten mit ein. Haben jetzt dieselben Wogen auch den Nachfolger zum Kentern gebracht?
Langjähriger Wirt streicht die Segel: „Corona war der Killer“
„Corona war der Killer“, erklärt damals noch Vorpächter Michael Gellhorn, und nennt die Pandemie und einhergehende Einschränkungen als einen der Hauptgründe seines Scheiterns. Gefehlt habe aber auch die junge Kundschaft, die sich mittlerweile oft privat treffe, anstatt in die Kneipe zu gehen. Er muss sich damals nach langem Ringen eingestehen: „Im Großen und Ganzen gebe ich es jetzt auf, weil ich es mir nicht mehr leisten kann.“
Steuermann gesucht: Verkaufspreis 389.000 Euro
Ob Chris Rink und Georg Philipp nun auch das Publikum gefehlt hat oder andere Gründe dahinter stecken? Auf eine Anfrage von chiemgau24.de wird zunächst ein Gespräch vereinbart, dann ist keiner mehr erreichbar. Sicherlich vor allem für Georg Philipps, den Gründer des Charly's Inn, ein schmerzliches Ende.
Sein Enkel sagt damals bei der Eröffnung noch im Gespräch: „Selbst wenn es nicht klappen sollte, soll es so sein, aber ich will mir nicht in 30 Jahren sagen müssen, hätte ich es doch versucht.“ Der Versuch scheint gescheitert zu sein. Jetzt sucht die ehemalige Szenekneipe nicht nur einen neuen Pächter, sondern auch einen neuen Besitzer - Kaufpreis: 389.000 Euro.