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Neue alte Kneipe eröffnet

Vom Testfahrer zum Barkeeper – So führt Chris Rink das Charly‘s Inn seines Opas in Bernau weiter

Chris Rink führt das „Charly‘s Inn“ seines Großvaters fort. Seine Verlobte Lena Marschall unterstützt ihn dabei.
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Chris Rink führt das „Charly‘s Inn“ seines Großvaters fort. Seine Verlobte Lena Marschall unterstützt ihn dabei.

Bis vor Kurzem war Chris Rink noch Testfahrer für Prototypenfahrzeuge. Dann bot sich ihm die Möglichkeit, das Charly‘s Inn in Bernau zu übernehmen. Warum er in die Fußstapfen seines Großvaters treten will und welche Erfolge er bei der Eröffnung feiern durfte.

Bernau – Langsam fließt das Bier in die Gläser. Chris Rink steht an der Zapfanlage des Charly‘s Inn in Bernau und ist noch dabei, sich an die neue Tätigkeit zu gewöhnen. Die Leitungen der Anlage sind auch neu, deswegen lässt er sich beim Zapfen erst einmal Zeit. „Sonst haben die Gäste nur Schaum im Glas”, sagt er gut gelaunt, zapft weiter und übergibt schließlich ein Glas mit perfekter Schaumkrone an einen der ersten Gäste. Die Gäste kennt er alle, das Charly‘s Inn wirkt sehr familiär. Eigentlich ist es nicht zu erkennen, dass es der Tag der Neueröffnung ist. 

Ausverkauft schon vor der Eröffnung

Der erste Tag unter dem neuen Betreiber ist es auch nur offiziell. Als er vor ein paar Tagen seine Konzession bekommen hatte, dachte er sich, er probiert mal aus, was passiert, wenn er die Kneipe abends öffnet. „Und prompt waren 25 Leute hier drinnen, über den Abend verteilt waren es bestimmt 40 Gäste”, sagt Rink. „Am nächsten Tag war es dann ein wenig ruhiger. Da habe ich mir gedacht, den Freitag nehm ich jetzt auch noch mit.” Was als Test gedacht war, stellte sich als Generalprobe heraus. „Die Bude war voll! Um elf wollten wir zu machen, um zwölf habe ich es dann geschafft, an die Glocke zu gehen und zu sagen: ‚Nein, ich habe nichts mehr, ich kann nicht mehr.’” Die Vorräte, die für den Tag der Eröffnung geplant gewesen waren, gab es nicht mehr, Rink musste alles neu beschaffen. 

Noch zapft Chris Rink langsam, aber die Erfahrung wird kommen.

Vom Testfahrer zum Barkeeper

Noch bis vor kurzem konnte es sich der 28-Jährige nicht vorstellen, hinter einer Bar zu stehen. Bevor er das Charlys übernahm, war er als Testfahrer auf Rennstrecken und Straßen in 16 Ländern unterwegs, um Prototypen zu testen. Im Januar dieses Jahres schloss dann das Charlys. Der Pächter zog nach 26 Jahren den Schlussstrich. Eine Chance, die sich Chris Rink nicht entgehen ließ. „Ich war ein Jahr in Berlin, ich war in Rheinland-Pfalz, ich war als Testfahrer viel unterwegs. Aber der Fixpunkt war immer dieses Haus”, sagt Rink. Was eigentlich nicht überrascht. Das Charlys Inn wurde 1987 gegründet, von Chris Rinks Großvater. „Der Opa ist ein bisschen vom alten Schlag. Aber ich habe das Gefühl, dass das jetzt das war, was er gebraucht hat. Dass das in der Familie weitergeht, mit der Kneipe.”

Freunde sind mit dabei

Das familiäre Gefühl hat man auch, wenn man am Tresen sitzt. Neben Chris Rink steht seine Verlobte Lena Marschall, die er in Rheinland-Pfalz kennengelernt hat und nun auch im Chiemgau lebt. Kurz kommt auch seine Mutter vorbei und schaut nach, wie es am ersten Tag so läuft. Am Tresen sitzen auch zwei von Rinks langjährigen Freunden. „Wir sind sowas wie die drei Musketiere”, sagt Rink und lacht gemeinsam mit den Freunden. Die Unterstützung untereinander sei da, da sind sich die drei einig. „Ich habe das Gefühl, dass Chris jetzt hier angekommen ist”, sagt Ralph. Und Freund Max sagt dazu: „Wer nix wird,....”. (Anm.d.Red.: angeleht an den Spruch „Wer nix wird, wird Wirt.“) Die Stimmung ist ausgelassen, wie es sich bei Freunden gehört, die gemeinsam aufgewachsen sind.

Die Kindheitsfreunde Max (links) und Ralph (rechts) sind immer unterstützend mit dabei.

Karte mit Wünschen der Gäste

Ein Blick auf die Getränkekarte zeigt vieles, was man von einer Kneipe erwartet. Neben Bier sind Klassiker wie Rüscherl und Flügerl genauso zu finden. Aber auch ein paar Besonderheiten stechen ins Auge. Unter den Afterlife-Specials finden sich Getränke wie „Johnny Silverhands” und Rinks Lieblingscocktail „Jackie Welles”. „Das ist so ein bisschen aus der Popkultur. Ein bisschen ein Insider-Scherz, wer die Namen kennt, der kennt die Tränke.” Gemeint ist eine Anlehnung an das Computerspiel Cyberpunk 2077. Passend dazu hat er auch einige Tätowierungen an den Armen, die sich auch auf das Spiel beziehen. Aber nicht alle Getränke haben ihren Weg quasi von selbst auf die Karte gefunden. „Ich habe auf Social-Media-Kanälen gepostet und gesagt, Leute, passt auf, ich mache neue Karten, was wünscht ihr euch?”, sagt er. „Und da waren wirklich die wildesten Sachen, die ich in meinem Leben noch nie gehört habe.” Aber zumindest einige davon haben tatsächlich ihren Weg auf die Karte gefunden. 

Chris Rink will das „Charlys“ so führen, wie er es noch von seinem Großvater her kannte.

Es soll bleiben, wie es war

Die Kneipe will Rink so führen, wie er es noch von früher von seinem Großvater kennt. Den Entschluss dazu bereut er in keinster Weise. „Die Lebensumstellung ist gar nicht so schlimm. An dem Tag als ich die Konzession gekriegt und abends aufgemacht habe, hatte ich so einen Spaß gehabt.” Selbst wenn es nicht klappen sollte, sollte es so sein, meint er. „Aber ich will mir nicht in 30 Jahren sagen müssen, hätte ich es doch versucht!”

Sieben Tage in der Woche will er erst einmal hinter der Bar stehen. Ruhetage sind derzeit noch nicht geplant. „Im Laufe der Zeit werden sich Tage herauskristallisieren, an denen weniger los ist. Da mach ich dann zu. Wahrscheinlich montags oder dienstags.” Angekommen ist er auf jeden Fall. Auf Nachfrage, wie der erste offizielle Abend verlief, sagt er: „Es war der Wahnsinn! Ich musste um eins Schluss machen, weil nichts mehr da war. Sechs Fässer Bier waren leer, Säfte, Schnaps, Cola, alles war weg.” Auch sein Großvater sei kurz vorbeigekommen. Aber wegen des großen Gedränges musste sich Rink um seine Gäste kümmern. Der Großvater wird Verständnis wegen des Erfolgs seines Enkels haben.

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