„Horrorszenario“ für Oberaudorf und Flintsbach
Baustelle statt Felder: Neue Pläne zum Brenner-Nordzulauf bringen Bauern zum verzweifeln
Die neuen Pläne der Deutsche Bahn für die Bauflächen des Brenner-Nordzulaufs rund um die Verknüpfungsstelle Niederaudorf sorgen für einen Aufschrei in Oberaudorf und Flintsbach. Speziell die Bauern sehen ihre Existenz bedroht.
Oberaudorf/Flintsbach – „Ich weiß gar nicht, wie ich das den Betroffenen erklären soll”, sagt Ortsbäuerin Anna Pichler. Obwohl die Oberaudorferin schon seit langem befürchtet hat, was auf die Gemeinde zukommt, ist sie von den vorgestellten Plänen der Deutschen Bahn schockiert.
Rund 40 Hektar Bauflächen
Denn um die geplante Verknüpfungsstelle zwischen Niederaudorf und Fischbach aufzubauen, werden von der Bahn künftig mehr als 40 Hektar Fläche benötigt. Im aktuellen Dialogforum machten die DB-Planer deutlich, dass sie mit zahlreichen Bauabschnitten sowie einem Verladebahnhof entlang der neuen Brenner-Nordzulauf-Linie rechnen. Der dafür notwendige Platz soll spätestens mit dem Baubeginn im Jahr 2030 für Materiallager, Container, Parkplätze, Werkstätten oder Betonmischanlagen geschaffen werden.
Das Problem: „Fast alle Flächen gehen auf Kosten der Landwirtschaft“, erklärt Pichler. Neben dem Verladebahnhof in Kirnstein ziehen sich rund 30 Hektar über die Wiesen und Felder im Inntal. Sowohl bei der vorgestellten Variante an der Autobahn, als auch bei der Option über die bestehende Bahnstrecke sind somit einige Bauern betroffen. „Für manche ist das nicht weniger als der Verlust ihrer Existenz”, meint die Ortsbäuerin. Auch wenn die Flächen „nur” während der Bauphase benötigt werden, seien diese bei einem solchen Großprojekt „mindestens zehn Jahre“ belegt. Fraglich sei zudem, ob die Felder danach überhaupt noch zu gebrauchen sind, nachdem sich dort jahrelang eine Baustelle befand. „Das ist ist alles nicht zu ersetzen“, ist Pichler überzeugt.
„Es ist in jedem Fall ein Horrorszenario für die Landwirte“, echauffiert sich auch Oberaudorfs Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt, der vor allem zwei Punkte nicht verstehen kann. Erstens kann der Rathauschef nicht nachvollziehen, warum die Planer der Deutschen Bahn ihre Varianten erst jetzt vorgestellt haben, und nicht schon vor zwei Jahren nach der Bekanntgabe der violetten Trasse. Er ist überzeugt, dass die grundsätzlichen Pläne zu den benötigten Flächen schon länger vorliegen. Die Betroffenen hätten daher dringend früher informiert werden müssen, um sich darauf einzustellen.
Bahn bleibt „unflexibel“
Zum anderen ärgert er sich darüber, dass die Bahn so „unflexibel” bei ihrer Planung ist, und nicht von der für sie optimalen Route abweicht. So wäre es laut Bernhardt durchaus möglich, eine schonendere Variante der Bahnlinie zwischen Niederaudorf und Fischbach zu entwickeln oder im besten Fall die Verknüpfungsstelle komplett in den Wildbarren zu verlegen. Doch anstatt hier den Gemeinden entgegenzukommen, würden diese Varianten nicht einmal ordentlich geprüft werden, weil sie eine etwas komplizierte Verknüpfung mit der Bestandsstrecke bedeuten würden.
„Ich weigere mich aber nach wie vor, den Landwirten diese Lösung als final zu präsentieren”, betont Bernhardt. Er erwarte zeitnah das Ergebnis der von den Inntalgemeinden in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zur „Verknüpfungsstelle Wildbarren“ und hofft damit auf weitere Möglichkeiten.
Anna Pichler hat zudem ihr Anliegen ein weiteres Mal mit Nachdruck an den Bayerischen Bauernverband herangetragen. „Ich hoffe, dass unsere Lage endlich in der Politik ankommt”, meint sie und hofft wie der Bürgermeister, dass die Pläne zumindest in der aktuell geplanten Form nicht umgesetzt werden.
