Verknüpfungsstelle im Wildbarren?
Nächste Runde im Kampf um Brenner-Nordzulauf: Oberaudorfer Gemeinderat will „nicht aufgeben“
Es ist eine scheinbar nie endende Diskussion: Die Verlegung der Verknüpfungsstelle Niederaudorf in den Wildbarren. Nach einer Studie des Schienen-Forschungszentrums schien das Thema eigentlich vom Tisch - bis jetzt.
Oberaudorf - „Wir wollen nichts unversucht lassen“, betont Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt (Freie Wähler) in der jüngsten Gemeinderatssitzung und begründet damit die neueste Offensive gegen die Planungen des Brenner-Nordzulaufs. Denn schon seit der Verlauf der Trasse im Jahr 2021 bekannt gegeben wurde, ist der Gemeinde die Verknüpfungsstelle bei Niederaudorf ein Dorn im Auge. Zu viele landwirtschaftliche Flächen würden von der neuen Strecke durchbrochen werden, um sie mit dem bestehenden Schienennetz zu verbinden.
Zweite Studie in einem Jahr
Die Hoffnung der Bürgermeister aus dem Inntal war daher von Beginn an, die geplante Verknüpfung in den Wildbarren zu verlegen. Nach einigen Diskussionen gab das Bundesverkehrsministerium eine Machbarkeitsstudie beim Deutsche Zentrum für Schienenverkehrs-Forschung (DZSF) in Auftrag. Das Ergebnis: Eine unterirdische Variante sei nicht nur mit erheblichen Kosten und Zeitaufwand verbunden. Zudem gebe es europaweit bisher „kein vergleichbares Projekt“.
„In Kombination mit den rechtlichen Rahmenbedingungen führt diese Tatsache zu dem Schluss, dass Verknüpfungsstellen in Tunnelbauwerken nicht vereinbar mit den Richtlinien der EU und des Eisenbahn-Bundesamtes sind“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen. In der laufenden Vorplanung werde die DB daher nun die Möglichkeiten einer Optimierung der Lage von oberirdischen Verknüpfungsstellen vertieft prüfen.
„Nur weil es so ein Projekt bisher nicht gab, bedeutet das aber nicht, dass es nicht machbar ist“, meint Bernhardt. Ihm missfällt, dass die Deutsche Bahn auf der Grundlage des Gutachtens der DZSF die Verknüpfung im Wildbarren nun völlig in Abrede stellt. Vielmehr sollte man nun auf den bisherigen Ergebnissen aufbauen und nach einer Lösung suchen. „Dass die Variante viel Geld und Zeit kostet, wussten wir schließlich auch vorher“, analysierte auch Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher (CSU) das Resultat der Studie.
Aus diesem Grund haben sich laut Bernhardt nochmals alle Bürgermeister aus dem Inntal gemeinsam mit der Interessengemeinschaft „Inntal 2040“ zusammengesetzt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Von Raubling über Brannenburg bis Kiefersfelden wolle man sich nun zusammenschließen, um selbst ein weiteres Gutachten erstellen zu lassen.
Oberaudorf baut auf Unterstützung
Offizieller Auftraggeber ist die hauptsächlich von der Verknüpfung betroffene Gemeinde Oberaudorf. „Alle anderen Bürgermeister haben aber bereits zugesagt, uns finanziell zu unterstützen,“ betont Bernhardt mit Blick auf die Kosten für die Studie von insgesamt rund 100.000 Euro.
Als eine Handlung der Solidarität bestätigt Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber (UW Kiefersfelden) die zugesagte Hilfe: „Auch wenn unsere Gemeinde nicht so stark betroffen ist, wäre diese Lösung natürlich für das gesamte Inntal besser.“ Ein finales Gutachten über die Verknüpfung im Bergmassiv sieht der Rathauschef daher als „letzten Strohhalm“, die neue Trasse doch noch teilweise in den Untergrund zu verlegen. Laut Gruber hat der Kiefersfeldener Gemeinderat die Unterstützung für das Gutachten, wenn auch nicht einstimmig, bereits befürwortet.
Auf ungefähr 10.000 bis 20.000 Euro schätzt Bernhardt die Belastung für die jeweilige Gemeinden. „Das ist eine Investition, über die wir nicht lange diskutieren müssen. Das sollten wir machen und nichts unversucht lassen“ , meint Oberaudorfer Gemeinderat Stefan Hirnböck (Freie Wähler). Auch Gemeinderätin Katharina Kern (CSU) hätte gerne etwas in der Hand, wenn es vielleicht irgendwann sogar auf einen Rechtsstreit mit der Deutschen Bahn hinausläuft. Der Beschluss, die eigene Studie in Auftrag zu geben, wurde dementsprechend einstimmig im Gemeinderat angenommen. Im Juni 2024 soll im Optimalfall feststehen, wie die Lösung durch den Wildbarren aussehen könnte.