Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Hilfe dringend nötig

Bauer sucht Stall: Warum ein Bad Endorfer für 40 Rinder eine neue Bleibe braucht

Abschied aus Dorfbach: Bauer Wast B. muss bis Ende des Jahres den Hof verlassen. Für 40 Rinder – 30 Milchkühe und zehn trächtige Färsen – sucht er nun dringend einen Laufstall.
+
Abschied aus Dorfbach: Bauer Wast B. muss bis Ende des Jahres den Hof verlassen. Für 40 Rinder – 30 Milchkühe und zehn trächtige Färsen – sucht er nun dringend einen Laufstall.

Landwirt Wast B. hat aufgegeben: Am 31. Dezember verlässt er den Hof in Dorfbach. Mit 30 Kühen und zehn trächtigen Färsen. Die Tiere sind sein Ein und Alles. Für sie sucht er einen neuen Stall. Doch was wird aus ihm?

Bad Endorf – Einen Laufstall für seine Tiere. Das ist alles, was Bauer Wast B. (Name von der Redaktion geändert) sucht. Dringend. Denn bis zum 1. Januar muss er den Hof in Dorfbach verlassen. „Die Viecher sind mein Leben“, sagt er. Er will weitermachen. Auch mit 66 Jahren noch. Und er muss: Denn von 700 Euro landwirtschaftlicher Rente kann er nicht leben. Eine Familie, die ihn im „Altenteil“ versorgen würde, hat er nicht mehr. Auch keine Mieteinnahmen. Er kann nur von seiner Hände Arbeit leben. So wie schon seit 45 Jahren. Die Tiere versorgen. Futter anbauen, ernten und silieren. Im Winterdienst etwas dazuverdienen.

Hoffnung auf gütliche Einigung

Nach dem Ehe-Aus vor 16 Jahren ist er allein zurückgeblieben, hat lange um den Hof mit Wohnhaus, 115 Tieren, 35 Hektar Land, Laufstall, Maschinenhalle, Fahrsilos, Güllegruben und Schlachthaus gekämpft. Ihn bewirtschaftet. Doch er hat keine Kraft mehr für die jahrelangen Streitigkeiten. Er will seine Ruhe. „Mit meinen Viechern leben, sie gut versorgen.“

Aus Verzweiflung über die verfahrene Situation einer „landwirtschaftlichen Gütergemeinschaft“ hat er den Hof im Juni mit all seinen Flächen und Gebäuden zur Versteigerung freigegeben. Der Verkehrswert, so sagt er: mehr als sechs Millionen Euro. „Seitdem ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Seitdem kann ich wieder schlafen.“ Trotzdem hat er die Versteigerung jetzt gestoppt, denn vielleicht, so seine Hoffnung, „ist ja doch noch eine gütliche Einigung möglich“. Er will nicht viel, hofft, dass er 40 Tiere behalten darf und etwa 8,5 Hektar Land, um sie zu versorgen. Vielleicht auch die beiden Schlepper mit Futteranhänger und Schneepflug, die er zum Füttern und für den Winterdienst braucht. Alles andere ist er bereit, zurückzulassen. Und er muss es auch, denn das Gericht hat den Hof seiner ehemaligen Frau zugesprochen, die ihn in die Gütergemeinschaft eingebracht hat.

Er hat das Vertrauen verloren und kämpft allein

Vor dem Familiengericht sitzt er allein. „Da bin ich ein Nichts“, sagt er. Weil Anwaltszwang besteht und er keinen Rechtsbeistand hat, wird er im Termin als nicht anwesend betrachtet, obwohl er vor Ort ist. So besagt es das Gesetz. Das erste Versäumnisurteil lag schon in seiner Post. Doch Wast B. will keinen Anwalt mehr. Er hat das Vertrauen verloren. Der erste Anwalt kostete ihn 75.000 Euro. Für den zweiten zahlte er 40.000 Euro. Seiner Meinung nach für nichts. „Ohne einen Schritt weitergekommen zu sein.“ Also sieht er keine andere Lösung, als sich gütlich zu einigen. Allein. Auch wenn das bedeutet, dass er möglicherweise auf seine Ansprüche verzichtet und alle Zugeständnisse macht, die die Gegenseite fordert. „Ich nehme nur das mit, was ich freiwillig bekomme.“

Die ersten Gespräche haben Anfang November stattgefunden. Die nächsten sind für Mitte Dezember geplant. Noch vor Weihnachten soll die Auflösung der Gütergemeinschaft notariell beglaubigt sein. Ob das gelingt, weiß Wast B. noch nicht. Nur eine Forderung kennt er schon: Bis zum 1. Januar muss er vom Hof.

Bis zum 1. Januar muss er vom Hof

Der 66-Jährige ist dazu bereit. Nur eines lehnt er ab: Den gesamten Tierbestand zu verkaufen: Bulle Tom, 45 Milchkühe, 70 Färsen und Jungrinder. „Das geht rechtlich gar nicht. Die Schlachtung trächtiger Rinder ist verboten. Man bräuchte mindestens acht Monate Vorlauf, um alle Tiere unterzubringen oder zu verkaufen“, sagt er. Dem Verkauf von 15 Kühen hat er zugestimmt. Doch auf alle Tiere will der Landwirt nicht verzichten. „Die Viecher sind mein Leben. Der Tag fängt mit ihnen an und hört mit ihnen auf.“

Deshalb sucht der Bad Endorfer jetzt einen Laufstall. 30 Kühe und zehn trächtige Färsen will er mitnehmen. „Die anderen Tiere müssen auch am Morgen danach noch gefüttert werden.“ Dafür werde er sorgen, sagt er. Denn auch für das Wohl der Tiere, die er zurücklässt, trägt er die Verantwortung.

Bitte melden! Wer hat einen Laufstall frei?

Wast B. will alles sauber über die Bühne bringen. Er hat das Amt für Landwirtschaft und das Veterinäramt schon informiert, auch den Zuchtverband und die Molkerei. Bei der Suche nach einem Stall hofft er auf ihre Unterstützung. Und auf die Hilfe von Berufskollegen aus der Umgebung. Um eine Vertrauensbasis zu schaffen, lädt er alle Anbieter ein: „Sie können zu mir auf den Hof nach Dorfbach kommen und sich davon überzeugen, mit wie viel Herzblut ich Bauer bin.“ (Der Landwirt ist unter der 0 80 53/22 26 oder der 0171 / 26 18 525 erreichbar.)

Er weiß, dass ein leerer Laufstall mit funktionierendem Melkstand eine Rarität ist. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf. Sobald er einen Stall findet und vom Amt grünes Licht bekommt, will er mit seinen Tieren umziehen. Was dann aus ihm wird? „Irgendeine Kammer in der Nähe meiner Tiere findet sich schon“, sagt er. Viel braucht er nicht. Auch im riesigen Bauernhaus in Dorfbach hat er auf engstem Raum gelebt, obwohl genug Platz gewesen wäre. Er hat seit 16 Jahren nichts verändert. Die meisten Zimmer sind verwaist, auch die Baustelle im Dachgeschoss.

Wichtig sind Wast B. vor allem seine Tiere. Auf dem Hof, den er seit 45 Jahren bewirtschaftet, hat er alles vorbereitet für die Übergabe. Alle Maschinen und Geräte sind geputzt und geölt, bereit zum Verkauf. Alle Zäune sind abgebaut und ordentlich verstaut. Die Güllegruben sind entleert. Die Tiere gesund. Der 66-Jährige ist bereit. Er muss gehen. Und er muss weitermachen. „Ich kann nicht aufhören. Meine Viecher sind mein Leben“, sagt er. „Habe die Ehre Tom“, ruft er dem stattlichen Bullen mit gelocktem Schopf zu und hofft, dass er auch ihn behalten darf.

Kommentare