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Vier Stunden Diskussion im Feilnbacher Rathaus

Ein Luxushotel, viele Meinungen: „Schiach is‘s ned, aber z‘ groß“

Peter Rubeck vom Planungsbüro Strasser (Zweiter von links) erläutert den Bürgern die Pläne für das neue Luxus-Hotel.
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Peter Rubeck vom Planungsbüro Strasser (Zweiter von links) erläutert den Bürgern die Pläne für das neue Luxus-Hotel.

Draußen war es heiß und auch im Sitzungssaal des Bad Feilnbacher Rathauses ging „richtig der Rauch auf“. Sogar Tränen flossen beim Informationsabend zu den Luxushotel-Plänen am Ortsrand. Hauptthema der Diskussion: Höhe und Ausmaß der Anlage.

Bad Feilnbach – Der erste Aufschlag erfolgte hinter verschlossenen Türen: Zwei Stunden lang gab es exklusiv für die Anwohner des Apfelmarktgeländes, auf dem die Familie Kirner ein Luxus-Wellness-Hotel errichten will, Informationen aus erster Hand seitens der Planer, Architekt Robert Zollhöfer (WSSA Architekten) sowie Peter Rubeck von der Planungsgruppe Strasser. Danach folgte der öffentliche Teil für alle anderen Interessierten, und auch hier war der Sitzungssaal des Feilbacher Rathauses voll.

So sieht der Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb für das Hotel „apple & moor“ aus. 

Unterm Strich war herauszuhören, dass diese neue Planung – Siegerentwurf des vom Investors ausgelobten Architektenwettbewerbs – im Vergleich zu einem früheren Entwurf (anderer Planer) zwar gefälliger sei, doch die Höhe der vier in Schlangenform angeordneten Baukörper rief trotz erfolgter Reduzierung nach wie vor Kritik hervor.

Die Hotelanlage mit Personalhaus und Tagungsbereich im hinteren Teil.

Die Wandhöhe war laut Projektsteuerer erneut reduziert worden und liege nun bei 14 Metern, die Firsthöhen seien durch eine nun schmalere Bauweise von 18 auf 15,38 bis 16,88 Meter reduziert. Die im Norden geplanten Personalhäuser sollen nur noch zwei Geschosse bekommen, die Chalets seien ebenfalls in der Höhe reduziert, die Stellplätze zum großen Teil in das Gelände eingebaut und von Grün überdacht.

„Wir schauen gegen eine Wand“, war jedoch von Anwohnern der Flurstraße zu hören. „So ein Hotel passt nicht zum Dorf“ oder „das stärkt unsere Wirtschaftskraft nicht, der Ort hat nichts vom Hotel und dessen Gästen“ – es gab viele Bürger, die ihre Sorgen kund taten. Auch Mediatorin und Konfliktmanagerin Solveig Grundler, die die Gemeinde eigens zur Moderation engagiert hatte, stellte in beiden Info-Runden fest: „Es gibt hier viele Schmerzen, die absoluten Klärungsbedarf haben.“

Nicht nur Anwohner interessierten sich für die Vorstellung der neuen Hotelpläne.

Dazu gehört, dass gerade die Anwohner von den Planern gesonderte Ansichten haben wollen, die zeigen, wie sich ihr Blick auf die Bergkette ändern würde beziehungsweise wie die Höhenverhältnisse von ihren Grundstücken aus aussehen würden.

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Hotel. Aber wenn man so einen Klotz direkt vor sich hat, dass man nicht mal mehr die Spitze von der Farrenpoint sieht, dann ist man natürlich betroffen“, erwiderte eine Anwohnerin auf eine Aussage eines anderen Bürgers, der sein Unverständnis für die Menge an Kritik geäußert hatte: „So klar ist die Bürgermeinung gar nicht. Sicher, die Anwohner sind dagegen, aber ich kann mir das gut vorstellen. Solche Meinungen gibt es nämlich auch.“

Planer Robert Zollhöfer erläuterte die Planungen seines Büros, Mediatorin und Konfliktmanagerin Solveig Grundler moderierte die Veranstaltung.

Eine Bürgerin meinte: „Es steht außer Frage, dass es hübsch ausschaut. Aber was, wenn sich das Hotel nicht wie geplant entwickelt? Gibt es dafür Umnutzungspläne oder haben wir dort dann eine Hotelruine?“ Eine andere fügte hinzu: „Schiach is‘s ned, aber z‘groß.“

„Wer sagt das eigentlich, dass so ein Hotel erst ab 100 Zimmern wirtschaftlich betrieben werden kann?“, äußerten mehrere Bürger ihre Zweifel an eine vom Investor vorgelegte Machbarkeitsstudie. Bürgermeister Anton Wallner hatte beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband bezüglich einer Aussage „unter 80 Zimmer brauchst Du nicht anzufangen“ nachgefragt, habe aber von dessen Berater keine konkrete Antwort bekommen. Dieser habe gemeint, das hänge unter anderem auch vom Hotel-Standard ab.

Der Eingangsbereich des Hotels „apple & moor“.

Städteplaner Rubeck nannte als Erfahrungswerte von Hotelprojekten aus dem Berchtesgadener Land und dem Landkreis Traunstein die Zahl zwischen 80 und 120 Zimmern für einen wirtschaftlichen Betrieb und fügte hinzu: „Je kleiner, desto exklusiver, also auch teurer.“ Im Einzelfall sei dies aber durchaus zu hinterfragen. Auch Grundler meinte: „Es geht bei diesem Interessenkonflikt darum: Wie geht man damit um? Was ist für beide Seiten tragbar?“

Welche Lösung für Moorbadeangebot?

Braucht man im neuen Wellnesshotel eine Moorbadeabteilung, wo doch die Gemeinde über ein eigenes Moorbadehaus am Schwimmbad nachdenkt? Diese Frage kam im Zuge der Bürgerdiskussion auf. Als Gemeinde müsse man nicht zwingend selbst bauen, merkte Bürgermeister Anton Wallner an. Es gäbe auch Möglichkeiten für Synergien, verwies er auf die Kurstadt Bad Aibling, wo eine Lösung im Zusammenspiel mit dem Hotel Schmelmer Hof angedacht ist. „Das muss der Gemeinderat diskutieren, ob man ein ,singuläres‘ Moorbadehaus baut oder ob im Hotel eine Moorbadeabteilung integriert werden soll oder kann.

Was die Größendiskussion anfachte, war die Vorstellung einer Erweiterungsmöglichkeit der Anlage um Gebäude mit 60 Zimmern und weiteren Chalets um den Teich herum. „Das hören wir heute zum ersten Mal“, empörten sich die Versammelten. Die Planer wiesen darauf hin, dass es sich dabei lediglich um eine Darstellung dessen handle, was auf dem Gelände überhaupt noch machbar sei.

Fremdes Grundstück mitüberplant

Große Aufregung gab es auch um ein 1500 bis 2000 Quadratmeter großes Grundstück, das zwar überplant war, sich aber gar nicht in Besitz des Investors befindet. Hier schlugen die Wogen hoch, die Eigentümerin brach in Tränen aus. Planer Zollhöfer bekannte, für ihn sei diese Information ebenfalls neu. Er habe lediglich die Fläche überplant, die im Wettbewerb seitens des Investors vorgegeben gewesen sei. Wenn es bezüglich dieses Teils aber keine Einigung gebe, bedeutet das nicht zwingend ein K.o. für das Vorhaben an dieser Stelle. Man werde dann neu planen.

Was allerseits bemängelt wurde, war, dass kein Ansprechpartner von der Investorenseite für Fragen anwesend war. Wallner erklärte, dass Projektsteuerer Jochen Appelmann, der die Familie Kirner an diesem Abend vertreten hätte, wegen einer sehr dringlichen Angelegenheit hatte absagen müssen.

Etliche Fragen beantwortete Wallner selbst, etwa die, ob die Kläranlage der Gemeinde oder die Wasserversorgung durch das geplante Vorhaben zu sehr belastet würden: Die Kläranlage, die man eigens aufgrund des Tourismus vor der Gesundheitsreform gebaut habe, sei lediglich zu zwei Dritteln ausgelastet, die Wasserversorgung sei gesichert, ein Anschluss an die örtliche Nahwärmeversorgung sei angedacht. Der Schutz der Landwirtschaft werde durch einen städtebaulichen Vertrag gesichert. Die Kosten für die Erschließung müsse der Investor tragen.

„Hausaufgaben“ für die Planer bis zum nächsten Mal

Zu den Fragen, die an diesem Abend offen blieben, zählten unter anderem: was passiert mit den unmittelbaren Nachbargrundstücken, wird es für diese eine Wertsteigerung oder Wertminderung geben, bleibt die Durchfahrt von der Kufsteiner Straße erhalten, wie wird verhindert, dass Navigationssysteme Autofahrer durch Kronwitt leiten, wie sieht die künftige Infrastruktur aus? Diese und viele weitere Fragen zu beantworten beziehungsweise zu lösen, sei nun „Hausaufgabe“ der Planer, sagte Wallner. Er versprach, dass es eine zweite Bürgerrunde geben werde, wenn die Ergebnisse vorliegen.

Die Frage, ob, wo und in welcher Form der Apfelmarkt (heuer noch an bekannter Stelle) stattfinden wird können, könne nur der Investor beantworten, gaben die Redner den Bürgern noch mit auf den Weg.

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