Dringender Handlungsbedarf
Müssen die Kleinsten in die Container? – Bad Feilnbach steht vor Engpass bei Krippenplätzen
Weil Mietverträge und Betriebserlaubnisse auslaufen, droht in Bad Feilnbach nächstes Jahr ein massiver Engpass bei Krippenplätzen. Schon jetzt müssen neun Kinder in andere Gemeinden ausweichen. Wie soll es mit der Betreuung der Kleinsten weitergehen?
Bad Feilnbach – Bad Feilnbach steht vor einer Herausforderung: Wo sollen Krippenkinder künftig betreut werden? Im August 2026 läuft sowohl der Mietvertrag für das Martinsheim in Au als auch die Betriebserlaubnis für das Gebäude an der Bahnhofstraße in Bad Feilnbach aus. Um kurzfristig eine Lösung zu schaffen, hat der Gemeinderat nun die Errichtung einer modularen Einrichtung in der Nähe des Auer Sportheims ins Auge gefasst. Gleichzeitig sollen langfristige Alternativen geprüft werden.
Neun Kinder müssen bereits ausweichen
Seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz im Jahr 2013 steigt die Nachfrage kontinuierlich. Derzeit müssen neun Kinder in andere Gemeinden ausweichen, ebenso viele stehen auf der Warteliste. Zehn weitere Kinder werden von Tagesmüttern betreut.
Eine Umfrage der Gemeinde ergab, dass ab September 2025 bis zu 33 weitere Kinder einen Krippenplatz benötigen könnten. Wenn alle Familien ihr Kind zur Krippe bringen würden, benötigte die Gemeinde insgesamt 195 Plätze, derzeit können 48 Plätze zur Verfügung gestellt werden.
Bürgermeister Max Singer (ÜW) machte nun deutlich, welche Folgen dies haben kann: „Wenn der Rechtsanspruch nicht erfüllt wird, können Eltern eine monatliche Gehaltszahlung einklagen.“ Seit September wurden bereits vier Klagen eingereicht, und Singer sieht ein steigendes Risiko für weitere Verfahren.
Die Gemeinde hat bereits verschiedene Optionen geprüft, darunter Erweiterungen bestehender Einrichtungen sowie die Anmietung geeigneter Flächen – doch keine kurzfristige Lösung war umsetzbar. Als machbare Alternative wurde nun eine temporäre Einrichtung in Modulbauweise am Sportheim des ASV Au identifiziert. Eine Abstimmung mit dem Landratsamt ergab, dass eine Genehmigung für eine Container-Kindertagesstätte möglich wäre.
Der Standort böte mehrere Vorteile: Er ist gut erreichbar, verfügt über Parkmöglichkeiten im Zusammenspiel mit dem Sportverein, dem Ski-Club und dem Freibad in Au. Zudem sind Anschlüsse für Abwasser, Trinkwasser und Strom problemlos realisierbar. Die notwendige Fläche könnte gepachtet werden. Peter Menhofer (ÜW) bewertete die Wahl positiv: „Mir würde kein besserer Standort einfallen.“ Er sieht darin nicht nur eine Übergangslösung, sondern auch Potenzial für eine langfristige Nutzung.
Diskussion um Finanzierung
Diskussionen löste die Finanzierungsfrage aus. Ein Architekturbüro schätzte die Kosten für einen Neukauf der Container auf 1,4 Millionen Euro, hinzu kämen rund 120 000 Euro für die Planung. Eine Mietoption wurde laut Architekturbüro als nicht realistisch angesehen, da Vermieter aus Gewährleistungsgründen keine Container für Kindergärten bereitstellen.
Sieglinde Angermaier (Grüne) widersprach und verwies auf Gespräche mit Anbietern. Eine dreigruppige Einrichtung in Modulbauweise könne für 4700 Euro monatlich gemietet werden – inklusive Sanitäranlagen und Teeküche. Bei einer Auftragserteilung bis Ende April könne die Einrichtung innerhalb von zehn bis zwölf Wochen fertiggestellt werden, also rechtzeitig zum Beginn des Kindergartenjahres 2025.
„Lieber mieten als kaufen“
Sebastian Obermaier (CSU) plädierte ebenfalls für eine Mietlösung: „Wenn, dann müssen wir die Container mieten, nicht kaufen. Sonst wäre das eine enorme Ausgabe für ein Provisorium.“ Dr. Balthasar Spann (CSU) stellte zur Diskussion, ob das Martinsheim nicht saniert werden könne. Bürgermeister Singer erklärte, dass eine Begehung mit dem Landratsamt erhebliche Mängel aufgedeckt habe – insbesondere fehlende Barrierefreiheit und unzureichende Fluchtwege. „Das Landratsamt sieht das Martinsheim als nicht geeignet an“, bestätigte er.
Keine Lösung ohne Investitionen machbar
Auch die Verlängerung der Betriebserlaubnis für das Gebäude der „Gemeindemäuse“ kam zur Sprache. Singer betonte jedoch, dass dies ohne Investitionen nicht möglich sei.
Martin Kolb (CSU) stellte fest, dass ihm in der Diskussion der Weitblick für eine dauerhafte Lösung fehle. Zudem stellte er die Frage nach dem richtigen Adressaten der möglichen Klagen der Eltern. Seiner Meinung nach wäre dieser der Landkreis, nicht die Gemeinde, und bat um eine Prüfung der Rechtslage.
Letztendlich entschied sich der Gemeinderat einstimmig dafür, die Containerlösung am Sportheim Au weiterzuverfolgen und gleichzeitig langfristige Alternativen für eine Lösung zu prüfen.