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In einem Waldstück bei Bad Aibling

Über 100-jährige Geschichte: Darum ist der Kreuzweg zwischen Ellmosen und Thann so besonders

Der Kalvarienberg ist der zentrale Punkt des Kreuzweges zwischen Ellmosen und Thann. Maria Grünwald hat die Stationen bereits für die Karfreitagsprozession hergerichtet. Pfarrer Georg Neumaier zeigt sich dankbar für ihre Fürsorge.
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Der Kalvarienberg ist der zentrale Punkt des Kreuzweges zwischen Ellmosen und Thann. Maria Grünwald hat die Stationen bereits für die Karfreitagsprozession hergerichtet. Pfarrer Georg Neumaier zeigt sich dankbar für ihre Fürsorge.

„Maria, magst Du Dich bitte darum kümmern.“ Dieser Satz des damaligen Ellmosener Kirchenpflegers Albert Glas war 2006 der Beginn einer besonderen Beziehung, die Maria Grünwald zu dem Kreuzweg hat, der zwischen Ellmosen und Thann verläuft. So sorgt sie dafür, dass er stets in frischem Glanz erscheint.

Bad Aibling - Es ist eine über 100-jährige Geschichte, die das rund 1,5 Kilometer lange Wegstück aufweist. Es beginnt im Stadtteil Ellmosen auf Bad Aiblinger Flur und endet nahe der Thanner Kirche in der Gemeinde Großkarolinenfeld. Bauern aus Ellmosen, Heimatsberg und Thann hatten der Überlieferung nach den Weg 1909 anlässlich der 200-Jahr-Feier der Filialkirche Thann errichtet. In den 60-er Jahren wurde er erstmals renoviert, 2006 befand sich der Pfad durch den Wald mit insgesamt 14 Stationen erneut in einem wenig ansehnlichen Zustand.

Einer Bitte des Kirchenpflegers entsprochen

Maria Grünwald war damals frisch in die Ellmosener Kirchenverwaltung gewählt worden und entsprach der Bitte des Kirchenpflegers, sich darum zu bemühen, dass der Kreuzweg wieder ein freundliches Gesicht bekommt. „Die Verwitterung hatte ihre Spuren hinterlassen, einige Tafeln waren auch nicht mehr vorhanden“, erinnert sich die 76-jährige noch heute an ihre erste Bestandsaufnahme.

Dann begann sie zu handeln. Zunächst standen Gespräche mit den zehn Landwirten an, auf deren Grund sich die Votivtafeln befinden. Jedem von ihnen nahm sie dabei das Versprechen ab, die Kupfertafeln zu bezahlen, auf denen das Leiden und Sterben von Jesus Christus neu dargestellt werden sollte. Etwa 150 Euro kostete eine solche Tafel. „Manche waren von meiner Idee begeistert, manche weniger. Letztlich haben aber alle bezahlt“, erinnert sich Grünwald, die beruflich viele Jahre in einer Steuerkanzlei arbeitete und noch heute Schatzmeisterin der Kolpingfamilie Bad Aibling ist.

Martha Böckl aus Mintsberg als Sponsorin

Durch glückliche Umstände traf Maria Grünwald damals mit Martha Böckl aus Mintsberg bei Großkarolinenfeld zusammen. Die Frau kümmerte sich zeitlebens um ihren schwerbehinderten Sohn und sah trotz des Schicksals ihres Kindes genügend Grund, dem Herrgott für „sehr viel Hilfe in ihrem Leben“ dankbar zu sein. Martha Böckl stellte deshalb den Kontakt zu ihrer in der Gemeinde Fischbachau lebenden Schwägerin Marianne her, die Votivtafeln malte, und übernahm die Kosten für deren Arbeit. Über die angefallene Summe schwiegen sich die beiden Frauen aus. Die Bilder, die den Kreuzweg in der Ellmosener Kirche symbolisieren, dienten der Malerin als Vorlage.

„Ihr müsst Euch halt schnell entscheiden, denn ich werde nicht mehr lange leben. Es wäre schön, wenn ich die Fertigstellung der Tafeln noch mitbekommen würde“, sagte die damals bereit schwer erkrankte Sponsorin und erwähnte nicht nur einmal, dass sie sich um die Zukunft ihres Sohne Sorgen mache, wenn sie nicht mehr auf dieser Welt sei.

Ein Sterbebild erinnert an der 14. Station des Kreuzweges zwischen Ellmosen und Thann an Marianne Böckl, die die jetzigen Votivtafeln bemalt hat.

Nicht nur Maria Grünwald ist überzeugt, dass eine höhere Gewalt den Lauf der Dinge steuerte, nachdem im September 2008 der renovierte Kreuzweg vom damaligen Pfarrer Guido Seidenberger eingeweiht werden konnte - im Beisein von Martha Böckl und ihrem Sohn sowie der Schwägerin. Wenige Monate später starb Martha Böckl, ihr Sohn durfte eine Woche vorher diese Welt verlassen. Marianne Böckl schloss im Februar 2022 für immer ihre Augen.

Materialspenden und viele unentgeltliche Arbeitsstunden

Den Kreuzweg sieht Maria Grünwald als „Gemeinschaftsleistung“ und zeigt sich dankbar, dass für die bisher letzte Renovierung sehr viel Material gespendet und auch etliche unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet wurden. Die Pflege des Weges, der früher ziemlich parallel zur vorbeiführenden Staatsstraße verlief und dann aus Sicherheitsgründen an vielen Stellen etwas weiter in den Wald hineinverlegt wurde, ist ihr eine Herzensangelegenheit.

Wenn ich bei einem meiner Rundgänge ein Papiertaschentuch sehe, dann hebe ich das halt auf

Maria Grünwald

Für frische Bepflanzung an den einzelnen Stationen zu sorgen, die Votivtafeln abzuwaschen, hin und wieder eine Kerze aufzustellen und auch darauf zu achten, dass der Weg nicht zuwächst - alles Aufgaben, die Grünwald seit Jahren erledigt, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Selbstverständlich ist für sie auch, auf die Sauberkeit am Kreuzweg zu achten. „Wenn ich bei einem meiner Rundgänge ein Papiertaschentuch entdecke, dann hebe ich das halt auf“, sagt die Ellmosenerin - auch wenn sie die Unachtsamkeit mancher Zeitgenossen gegenüber der Schöpfung ein wenig ärgert.

Selbstverständlich ist für sie, die anfallenden Materialkosten zu übernehmen. Dankbar ist Grünwald für die Hilfe der Stadt Bad Aibling, deren Bauhof ihr beim Unterhalt jenes Stück Weges, das auf ihrem Terrain verläuft, unter die Arme greift. Sollte sich die Nachbargemeinde Großkarolinenfeld für eine Nachahmung entscheiden können, wäre sie nicht unglücklich, eine offizielle Bitte würde sie aber nie äußern.

Drei besondere Termine im Jahr

Meist ist Maria Grünwald allein, wenn sie auf dem Kreuzweg nach dem Rechten sieht. „Dies Form von Verbundenheit mit Gott in der freien Natur ist etwas Besonderes. Da bleibe ich auch mal vor der ein oder anderen Station stehen und spreche ein stilles Gebet“, sagt sie.

Drei Termine im Jahr gibt es, an denen Maria Grünwald ein ganz besonderes Auge darauf wirft, dass der Kreuzweg einladend für die Menschen aussieht: die Karfreitags-Prozession, die alle Jahre um 10 Uhr am Beginn des Weges bei Ellmosen startet, die traditionelle Fackelwanderung der Bad Aiblinger Kolpingfamilie kurz vor Weihnachten und jener Tag im Herbst, an dem der katholische Frauenbund Bad Aibling zum Gebet in dem Waldstück einlädt.

Fackeln erleuchten den Weg

Wenn bei der Kolping-Wanderung im Dezember bereits Schnee liegt, sorgt Grünwald dafür, dass der Kreuzweg ein besonders idyllisches Bild abgibt. Fackeln erleuchten ihn dann beim Einbruch der Dunkelheit, an jeder Station brennt eine Kerze. Weiße Pracht, die von den Ästen der Bäume herabfällt, sorgt zudem für eine Atmosphäre, die die Herzen der Betenden zutiefst berührt.

Nicht nur Bad Aiblings Kolpingvorsitzender Franz Besel ist Maria Grünwald für ihre Arbeit sehr dankbar, auch Stadtpfarrer Georg Neumaier schätzt ihr Wirken sehr. „Ich sage der Maria und der Ellmosener Kirchenverwaltung ein herzliches Vergelt‘s Gott für die Sorge um den Kreuzweg.“ Auch der Pfarrer ist ihn schon öfter gegangen und erkennt eine „enge Verbindung“, die viele Mitglieder der Kirchengemeinde zu diesem Weg haben. „Davon zeugt ja nicht zuletzt die große Spendenbereitschaft bei der Instandsetzung“, so Neumaier.

Dass sich Maria Grünwald so um diesen Weg kümmert, ist einfach eine tolle Sache

Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier

Dem Dank des Seelsorgers schließt sich der Bad Aiblinger Bürgermeister Stephan Schlier gerne an. Auch er ist den Kreuzweg schon öfter gegangen und nennt ihn „eine wichtige Einrichtung in unserer Stadt“. Obwohl die Straße sehr nah an ihm vorbeiführe, sei er doch eine Idylle. „Dass sich Maria Grünwald so um diesen Weg kümmert, ist einfach eine tolle Sache“, meint das Stadtoberhaupt.

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