Kritik an Auflagen
Sind die Anforderungen für Bademeister zu hoch? Warum ein Rosenheimer das heftig kritisiert
Tauchen in mehrere Meter Tiefe und Rekordzeitschwimmen mit Kleidung: Wer in einer Therme wie der in Bad Aibling arbeiten will, muss zahlreiche Prüfungen bestehen. Kritik daran äußert jetzt Christian Huber aus Rosenheim. Was dahinter steckt.
Bad Aibling/Rosenheim – Christian Huber hat ein Ziel vor Augen. Der Rosenheimer arbeitet hauptberuflich in der Lebensmittelindustrie, ist Stammgast in der Sauna der Therme Bad Aibling. Über sein Hobby sei der Wunsch gewachsen, nebenberuflich in der Therme zu arbeiten. Doch der Weg dahin ist alles andere als einfach. Das sagt er gleich zu Beginn des Telefonats. Denn um als Badeaufsicht in der Therme Bad Aibling arbeiten zu können, braucht er das Silberne Rettungsschwimmerabzeichen.
Um das Abzeichen zu bekommen, muss er zehn praktische Prüfungen bestehen. Aufgabe ist beispielsweise einen Partner 50 Meter durchs Wasser zu ziehen, einen Fünf-Kilo-Ring aus drei Meter Tiefe zu holen und 300 Meter in unter zwölf Minuten zu schwimmen - bekleidet mit Latzhose und Hemd. „Die Kleidung zieht einen beim Schwimmen runter“, sagt der Rosenheimer. Nach den 300 Metern habe er sich im Wasser ausziehen müssen. Für Huber eigentlich kein Problem. Doch weil er an dem Tag bereits eine andere Prüfung absolviert hat, habe er einen Migräneanfall bekommen und musste die Prüfung abbrechen.
„Ich muss den Test jetzt wiederholen“, sagt Huber. Und zwar innerhalb von drei Monaten - ansonsten müssen alle Prüfungen noch einmal wiederholt werden. Das bestätigt ein Sprecher der Deutschen Lebensretter-Gesellschaft (DLRG) auf OVB-Anfrage. Für Christian Huber ein Unding. Und auch sonst gibt es viele Punkte, die den Rosenheimer an der Ausbildung stören.
Für ihn liegt das Problem vor allem in der Logik. „Für ein Becken, das etwas über einen Meter tief ist, soll ich fünf Meter tief tauchen können?“, hinterfragt er. In seinen Augen reicht das bronzene Abzeichen, das eine Tauchtiefe von zwei bis drei Metern voraussetzt. „Ein Schwimmbecken ist nicht dasselbe wie das Meer, das Strömungen und Wellen hat“, sagt Huber.
Doch genau hier gehen die Meinungen zumindest in Teilen auseinander. „In der Therme gibt es eine größere Menschendichte als im Meer“, sagt Stefan Lehmann, Fachangestellter im Bäderbetrieb der Therme Bad Aibling. Keiner der Gäste achte ihm zufolge auf den anderen und Bademeister könnten nicht alles sehen. Die Therme habe im Außenbecken unter anderem einen Wasserkanal, durch den eine Strömung läuft. Dort seien viele Kinder, die sich auf ihren Wassernudeln von der Strömung treiben ließen. „Wenn da ein Kind in Not gerät und nicht schwimmen kann, muss schnell gehandelt werden“ sagt Lehmann.
Silbernes Abzeichen ist Gesetz
Das Silberabzeichen sei auch deshalb Voraussetzung, weil die Aufsichtskräfte in der Therme Bad Aibling nicht nur einem Bereich zugeteilt sind. Das sagt Stefan Barber, Werkleiter der Therme Bad Aibling. Es gäbe keine speziellen Sauna-Aufsichten. „Alle Kolleginnen und Kollegen verrichten Ihren Dienst abwechselnd, nach dem betrieblichen Bedarf, in Therme, Sauna oder Freibad“ schreibt Barber.
Deswegen seien sie neben Saunaaufgüssen, Reinigung, Kundenberatung und Bedienung der Anlagen auch für die Wasseraufsicht zuständig. Für diese gelten die Regeln der Deutsche Gesellschaft für das Badewesen. Diese schreiben vor, dass eine Wasseraufsicht entweder ein silbernes Rettungsschwimmerabzeichen oder einen Meister oder Fachangestellten im Bäderbetrieb abgeschlossen haben muss.
Gründe, die Anforderungen herunterzuschrauben, sieht Stefan Lehmann trotz des Fachkräftemangels nicht. „Für die Verantwortung von Menschenleben ist es wichtiger, im Zweifelsfall besser ausgebildetes Personal zu haben“, sagt er. Christian Huber will jetzt die restlichen Prüfungen absolvieren, um sein Abzeichen zu bekommen. Auch wenn er sich wünschen würde, dass die Vorgaben andere wären.

