Kritik am Vorgehen der Stadt
„Hohe Rutschgefahr“? Warum an einem Bad Aiblinger Fußweg nun Bäume gefällt werden sollen
Sind in Bad Aibling vor Jahren zahlreiche Bäume zu dicht bepflanzt worden? Anwohner eines betroffenen Weges fürchten dadurch jedenfalls eine Gefahr für Fußgänger und Radfahrer. Wie die Stadt nun damit umgeht.
Bad Aibling – Eine Eigentümergemeinschaft aus dem Bad Aiblinger Dahlienweg hat sich an die Stadt gewandt und wünscht sich diverse Baumfällungen entlang eines angrenzenden Fußweges. Der Grund: Die vor rund 15 Jahren seitens der Stadt gepflanzten Linden hätten dort mittlerweile eine stattliche Höhe erreicht. „Jedoch haben sie nicht genug Platz, um sich gesund und kräftig zu entwickeln, denn diese Linden sind damals zu dicht gepflanzt worden beziehungsweise wurden nicht rechtzeitig Bäume entfernt“, schreiben die Antragssteller.
Es würden häufig morsche Äste und übermäßig viele Blüten und Blätter auf den schmalen Weg fallen, den insbesondere viele kleinere Kinder nutzten, um zum Kindergarten zu gelangen. Sie und andere Fußgänger oder Radfahrer rutschten bei Nässe „auf dem schmierigen Film aus Blättern und Blüten“ aus. Mit zunehmenden Extremwetterlagen würde sich die Situation noch weiter verschlimmern.
„Wenn Personen auf diesem Laubteppich ausrutschen“
Ein weiterer Kritikpunkt der Anwohner: Die Straßenreinigung kehre hier viel zu selten und leere entsprechend auch die ständig mit Blättern verstopften Gullys zu wenig, sodass bereits mehrmals eine Tiefgarage vollgelaufen sei. Mittlerweile kümmere sich hierum zwar ein Eigentümer, um die Schäden am Haus bei Starkregen zu vermeiden. In diesem Zusammenhang stelle sich jedoch auch die Frage nach der Haftung – etwa „wenn Personen auf diesem Laubteppich ausrutschen oder einen Ast ‚auf den Kopf bekommen‘“.
Um diesem „wachsenden“ Problem Herr zu werden, wünscht sich die Eigentümergemeinschaft eine vernünftige Lösung. Mit dem Antrag beschäftigte sich nun das Gremium des Bad Aiblinger Bauausschusses. Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) zeigte grundsätzlich Verständnis für die geäußerten Sorgen. Diese Einstellung teilte auch das Gremium, jedoch bemängelte etwa Grünen-Stadträtin Martina Thalmayr, dass immer wieder mit „Blüten- und Laubwurf“ argumentiert werde. „Das gehört nun mal zur Natur dazu.“ Und auch für Rathauschef Schlier liege dies „in der Natur der Sache“.
Klar ist: Durch die mögliche Entnahme einiger Bäume reduziert sich zwar die Anzahl, jedoch verbessere sich für die übrig bleibenden Bäume die Lebensraumqualität, da dann mehr Platz für Wachstum entsteht.
Stadtgärtner sieht „hohe Rutschgefahr“
In seiner Stellungnahme empfahl Stadtgärtner Andreas Arnold, mehrere Bäume entlang des Dahlienweges „ersatzlos zu entfernen“, um den bestehenden Bäumen den erforderlichen Freiraum zu schaffen. So berge beispielsweise das Honigsekret der Läuse an den Linden bereits jetzt eine „hohe Rutschgefahr“, auch ohne Nässe. Auch die Beschattung des Weges und die hohe Rutschgefahr bei wenig Regen sprechen laut Arnold für die Entnahme. Bei richtiger Nässe sei der Weg indes „kaum begehbar“. Auch begründete der Stadtgärtner seine Empfehlung mit der Beschattung der ganzen Grünflächen und privaten Gärten der Wohnblocks sowie dessen Gebäude selbst.
Der Baumbestand vor Ort sei viel zu eng bepflanzt, die Linden ringen nach Licht. Dadurch steige die Bruchgefahr bei immer stärker werdender Winde. „Durch die Entnahme wird die Stand- und Bruchsicherheit der verbleibenden Bäume stark gefördert“, so der Stadtgärtner. Der bestehende Einzelbaum könne dann seiner natürlichen Wuchsform gerecht werden, in dem er die Krone, den Stamm und die Wurzeln richtig entfalten kann. Dafür sei ein größerer Abstand zum nächsten Baum als bisher erforderlich.
Gremium mit klarer Haltung
Aufgrund der klaren Empfehlungen schloss sich die Stadtverwaltung der Forderung an. Und auch das Gremium des Bauausschusses gab für die Baumfällungen einstimmig mit 11:0 Stimmen grünes Licht. Damit erwirkt der Ausschuss eine notwendige Befreiung des entsprechenden Bebauungsplanes „Nördlich Kolbermoorer Straße“. Denn durch die Entnahme einiger Bäumen wird die Anzahl der im Bebauungsplan festgesetzten Bäume unterschritten.
Die weiteren betroffenen Grundstückseigentümer beziehungsweise Hausverwaltungen werden im Vorfeld der Maßnahme in Kenntnis gesetzt, so die Stadt.
