Angst vor Parallelen zu teurem Schulneubau
„100 Prozent notwendig“: Kann sich Bad Aibling ein Feuerwehrhaus für 19 Millionen leisten?
Dass Kosten explodieren und der Zeitplan aus dem Ruder läuft, kennt man in Bad Aibling vom teuren Neubau der Grund- und Mittelschule. Dass Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses jedoch nun auch fast 20 Millionen kosten sollen, sorgt für Zündstoff. Wie es mit dem Vorhaben jetzt weitergeht.
Bad Aibling – Einig sind sich eigentlich alle: Sanierung und Erweiterung der Räume für die freiwillige Feuerwehr Bad Aibling an der Heubergstraße sind dringend notwendig. Dass dies auch mit spürbaren Kosten verbunden ist, versteht sich ebenfalls von selbst. Dass die Stadt jedoch fast 20 Millionen Euro für die Baumaßnahmen in die Hand nehmen muss, treibt dann doch dem ein oder anderen Entscheidungsträger Sorgenfalten auf die Stirn – was unweigerlich die Frage aufwirft: Kann sich die Stadt ein solches Vorhaben derzeit überhaupt leisten?
Denn die angespannte Finanzlage ist in Bad Aibling kein Geheimnis. Klar ist trotzdem: „Das Feuerwehrhaus steht schon seit 2002 zur Diskussion.“ Kreisbrandrat Richard Schrank, den die Stadt Bad Aibling um seine Einschätzung gebeten hatte, spricht von immer wiederkehrenden Problemen. „Alleine der Blick ins Feuerwehrhaus ist aussagekräftig genug“, sagt Schrank und zielt dabei etwa auf erhöhten Platzbedarf oder fehlende Sicherheitsstandards ab. Hinzu kommen Defizite bei Haustechnik und Sicherheit oder ein mangelhafter Arbeitsschutz sowie Schadstoffbelastung. Eine bauliche Veränderung ist für den Experten also unumgänglich.
Großes Zelt als Ausweichquartier?
Und auch wenn der in die Jahre gekommene Sitz der Aiblinger Feuerwehr nur noch „mangelhaft“ abschneidet, sprechen die beauftragten Architekten von einem „interessanten Vorhaben“. Geplant ist durch die IPROconsult GmbH, dass das Bauvorhaben in Haupt- und Rückgebäude getrennt wird. Während für die Fahrzeughalle und das Rückgebäude ein Neubau ansteht, soll das Hauptgebäude erweitert und saniert werden. Letzteres ist wegen des bestehenden Saals im Obergeschoss ein Sonderbau. Aktuell geht man von einem voraussichtlichen Baubeginn im April 2024 aus. Die Bauzeit werde sich über sechs Jahre hinziehen. Unter anderem ist dann für die abgerissenen Garagen und das Rückgebäude ein Ausweichquartier in Form eines großen Zeltes angedacht.
„Wir reden hier ja nicht von der Portokasse, sondern über Kreditaufnahmen.“
Während die Planer aufgrund von möglichen Personalengpässen und Lieferschwierigkeiten lediglich von einem „vorläufigen Terminplan“ sprechen, der Anfang 2029 enden soll, will man sich auch bei den Kosten nicht festnageln lassen. Derzeit rechnet man mit Gesamtkosten von 19 Millionen Euro. Bei Fördermitteln sei nur mit verhältnismäßig geringen Summen zu rechnen. Nur logisch also, dass eine solch kostspielige Investition zu Diskussionen führt. „Wir reden über eine sehr hohe Summe, aber sowohl die Verwaltung als auch der Kreisbrandrat sind von der Notwendigkeit überzeugt“, erklärt dazu Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier.
„Wie können wir das finanzieren?“
Im Stadtrat herrscht dennoch Gesprächsbedarf. Für Florian Weber (Bayernpartei) ist zwar unstrittig, „dass was passieren muss und wir die Feuerwehr brauchen“. Jedoch habe die Stadt ein Finanzproblem. „Wir müssen eigentlich Schulden reduzieren, haben hier aber eine deutliche Kostensteigerung“, macht Weber deutlich und fragt: „Wie können wir das finanzieren?“ Sein Vorschlag, das Thema auf die nächste Sitzung zu verschieben und bis dahin ein Einsparungskonzept zu erarbeiten, wurde jedoch abgelehnt.
Um einzusparen habe man mit jedem Raum, jeder Tür und jeder Palette gerungen, versichert Schlier. Zwecks Finanzierung sei man auch mit der Aufsichtsbehörde im Austausch. Aufgrund der tatsächlichen Notwendigkeit „wird uns das Landratsamt also keine Steine in den Weg legen“, so der Rathauschef. Michael Krimplstötter (CSU), der ob der 19 Millionen Euro „schon erschrocken war“, erkundigte sich nach dem Erhalt des Inventars, welches laut Schlier jedoch im neuen Gebäude weiterhin genutzt werden soll. Auch aufgrund möglicher Kostenschwankungen bat Krimplstötter darum, ähnlich wie beim Neubau der St. Georg Schule, regelmäßig über den aktuellen Stand informiert zu werden. Letzteres Projekt hatte in den vergangenen Monaten durch Zeit- und Kostenänderungen immer wieder zu hitzigen Diskussionen geführt.
Keitz-Dimpflmeier betont „Pflichtaufgabe“
Petra Keitz-Dimpflmeier (SPD) kann die Probleme, die Stadtratskollegen mit der Gesamtsumme haben, zwar nachvollziehen. Die hohen Ausgaben seien jedoch auch begründbar. Sie stellte klar: „Wir reden hier ja nicht von der Portokasse, sondern über Kreditaufnahmen.“ Dabei gab sich Keitz-Dimpflmeier zuversichtlich, denn: „Das Landratsamt sieht ja auch, dass wir damit eine Pflichtaufgabe erfüllen.“ Auch für Martina Thalmayr (Grüne) sei der Zeitpunkt, mit dem Bauvorhaben loszulegen, „definitiv gekommen“. Die Feuerwehr müsse gut ausgerichtet sein, gerade mit Blick auf mögliche Katastrophen-Szenarien.
Und weil sich darin alle einig waren, gab der Stadtrat einstimmig grünes Licht für die weiteren Planungen. Lediglich bei der Kostenaufstellung von rund 19 Millionen Euro war man sich in Teilen uneinig (21:2 Stimmen), was an der Weiterverfolgung des Vorhabens jedoch nichts ändert.