Vögel, Insekten und Co.
Das Jahr der Tier-Comebacks? – Wieder seltener Gast am Chiemsee entdeckt
Mehrere seltene Tiere sind heuer am Chiemsee und in der Region nach langer Zeit wiederentdeckt worden. Kürzlich eine besondere Schmetterlingsart. Zu den Raritäten im Chiemgau und was dafür unternommen wird, damit die tierischen Touristen einheimischer werden.
Prien/Chiemgau – Ein Fischadler und eine Bekassine, die von einem Priener Naturfotografen auf der Kamera festgehalten wurden, gesichtete Dreizehenmöwen oder der Gleitaar. Den Chiemsee haben in der Vergangenheit schon so manche seltene Gäste besucht. Auch heuer. Einer, der sich nach fast 30 Jahren wieder blicken ließ, war der Schwarzstirnwürger. Dieser hielt sich Ende Juni am Lachsgang bei Übersee auf. Und neben all diesen aufgezählten Vogelarten konnte vor Kurzem der seltene Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling an neuen Stellen entdeckt werden.
Wie Dirk Alfermann, Gebietsbetreuer für den Chiemsee auf OVB-Nachfrage mitteilt, ist die Schmetterlingsart schon seit einiger Zeit am bayerischen Meer bekannt gewesen, jedoch noch nicht im Rimstinger Raum - bis jetzt. Dass er sich dort aufhält, begründet Alfermann mit dem Bewuchs des Großen Wiesenknopfes. Ohne diese zu den Rosengewächsen zählende Pflanze gäbe es den Falter nicht. Denn die ausgewachsenen Schmetterlinge fliegen die tiefroten Blütenköpfe gezielt an, um hier Nektar zu saugen, und vor Allem, um dort ihre Eier abzulegen.
„Das zeigt, dass die extensive Bewirtschaftung der Streuwiesen ihre Wirkung zeigt“, erklärt Alfermann. Im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms konnten sich hiesige Landwirte freiwillig dazu bereit erklären, weniger ertragreiche Flächen als Streuwiesen zu nutzen. Diese werden in den meisten Fällen erst nach dem 1. September gemäht, um den Tieren einen optimalen Lebensraum zu gewährleisten. „Für mich ganz wichtig, denn ohne diese besondere Bewirtschaftung gäbe es diese artenreichen Streuwiesen nicht und dann auch keine seltenen Arten“, betont Alfermann.
Seltene Arten auch im Umland
Doch nicht nur am Chiemsee, ebenso an und in den Gewässern der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte gibt es Raritäten. Vergangenes Jahr wurde der pädomorphe Bergmolch wiederentdeckt und heuer konnte er erneut bestätigt werden.
Wie Patrick Guderitz, Gebietsbetreuer der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen im Gespräch mit dem OVB erklärt, gibt es in seinem Zuständigkeitsbereich darüber hinaus Arten, die bayernweit fast nur noch dort vorkommen. Besonders hebt er die Zierliche Moosjungfer hervor, eine seltene Libellenart.
Viele Faktoren spielen zusammen
Warum sie nur noch dort vorkommt und sich wohl fühlt, lasse sich aber lediglich vermuten. „Hier spielen einfach verschiedene günstige Faktoren in den Lebensräumen zusammen“, heißt es von Guderitz.
Dass es heuer ungewöhnlich viele Neu- oder Wiederentdeckungen in den Gebieten gibt, das können die beiden Gebietsbetreuer nicht bestätigen. „Ich würde es jetzt nicht als auffallend bezeichnen“, sagt Alfermann und fügt hinzu, „aber die extensive und naturschutzfachliche Bewirtschaftung bestimmter Gebiete trägt dazu bei, dass solche Arten sich heimisch fühlen.“
Auch die Arbeit der Gebietsbetreuer ist dabei wichtig. „Wir müssen schauen, dass die Gewässer und Lebensräume in gutem Zustand sind“, informiert Guderitz. Für ihn spielt zudem die Besucherlenkung eine wichtige Rolle. Damit Rückzugsorte bestimmter Lebewesen geschützt werden, ist es Guderitz ein großes Anliegen, dass Besucher nur an ausgewiesenen Stellen Baden gehen.
Nistplätze zur Populations-Förderung
Weitere Maßnahmen sind zum Beispiel die Errichtung von Nistplätzen. Solche wurden bereits vor vielen Jahren für die Schellente aufgehängt, um ihre Population am Chiemsee zu fördern.
Und noch ein seltener Gast am bayerischen Meer ist der Wiedehopf, der bis Anfang der 1960er Jahre in der Region vereinzelt gebrütet hatte. Seine regelmäßigen Sichtungen im Frühjahr haben in den letzten Jahren wieder zugenommen. Damit er am Chiemsee brüten kann, setzt sich Alfermann dafür ein, dass auch für ihn Nistkästen aufgestellt werden.
Aber auch natürliche Veränderungen spielen mit. So hat sich in der Chiemseemündung der Prien eine Kiesbank gebildet. Dort wurde dann auch heuer zum ersten Mal der Flussregenpfeifer beim Brüten gesichtet. Eine Vogelart, die zudem auf der roten Liste der bedrohten Arten steht.

