Umgestürzte Bäume und herabfallende Äste
Aiblinger Kurpark wegen Lebensgefahr gesperrt – doch es setzt Beschwerden
Aufenthaltsverbot wegen Lebensgefahr herrscht aktuell im gesamten Kurpark von Bad Aibling. Doch viele scheint das nicht zu interessieren. Im Gegenteil, Mitarbeiter der Stadt berichten von zum Teil massiven Beschwerden.
Bad Aibling – Die Schneelast wog zu schwer: Nach dem Wechsel von leichtem Schneefall und Regen am Freitagabend (1. Dezember) sowie Frost und starkem Schneefall in der darauffolgenden Nacht wurde der Kurpark am Wochenende zur erheblichen Gefahrenstelle.
Als Ordnungsamtsleiter Martin Haas mit Bauhofleiter Josef Feuersinger die Lage am Samstagmorgen begutachtete, hörten beide plötzlich ein Knacken. „So schnell konnte man das gar nicht lokalisieren, als fünf Meter neben uns ein kräftiger Ast zu Boden fiel“, beschreibt Haas die Situation. Das war nicht der einzige, der der Schneelast nicht mehr standgehalten hatte. Überall im Kurpark sind die Schäden zu sehen.
Einer der großen Bäume auf dem Gelände des Christkindlmarkts war komplett umgestürzt und auf dem gefrorenen Irlachweiher gelandet. So war es für die Verantwortlichen um Bürgermeister Stephan Schlier keine Frage: Wegen Baumbruchgefahr und der damit einhergehenden „dringenden Gefahr für Leben und Gesundheit von Menschen“ (dazu gehören auch die auf dem Christkindlmarktgelände verlegten Stromleitungen und die ungesicherten Zugänge zu den Gewässern, in denen durch herabgefallene Äste und umgestürzte Bäume ebenfalls Stromleitungen lagen) erließ die Stadt per Allgemeinverfügung ein Betretungsverbot für den gesamten Kurpark.
Betreten des Kurparks verboten
Die Anordnung der Stadt besagt, dass das Betreten und Befahren des Kurparks sowie der Aufenthalt dort bis zur Aufhebung der Absperrung durch die Sicherheitsbehörde allen Personen verboten ist (Ausnahmen: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und die von der Stadt beauftragten Personen). Ein Verstoß kann mit einem Zwangsgeld in Höhe von bis zu 10.000 Euro geahndet werden.
Diese Verfügung wurde am Montag (4. Dezember) bis voraussichtlich Donnerstag, 7. Dezember, verlängert. Bis dahin wird der Bauhof die Gehwege räumen und Schäden beseitigen. Gemeinsam mit einem Baumpfleger wird Stadtgärtnermeister und stellvertretender Bauhofleiter Andreas Arnold die bereits am Sonntag (3. Dezember) begonnene Begehung des Geländes fortsetzen und das Gefahrenpotential so gut es geht ausschalten, Äste ausschneiden und weitere Sicherheitsvorkehrungen treffen. Zum Einsatz kommt dabei ein sogenannter Steiger, ein Fahrzeug mit Hubbühne und Teleskoparm. „Wir hoffen, bis Donnerstag so weit zu sein, dass die Wege und das Christkindlmarkt-Gelände wieder freigegeben werden können“, so Feuersinger.
So lange wollten aber viele Leute nicht warten. „Am Samstagvormittag habe ich schon einen Anruf von einem Mitarbeiter bekommen, dass sich trotz der Absperrungen, Warnhinweise und Verbotsschilder 100 bis 150 Menschen im Kurpark aufhalten“, so Kurdirektor Thomas Jahn. Während er das sagt, sieht man hinter ihm Spaziergänger den Park durchqueren.
„Naja, kein Wunder“, meint ein Bürger im Gespräch mit dem OVB. Er selbst habe zwar von der Sperrung des Kurparks und Absage des Christkindlmarkts gewusst, aber nur, weil sein Nachbar, der Betten vermietet, durch die Kurverwaltung informiert worden war. „Ich habe dann gegoogelt, aber nirgends eine Nachricht seitens der Stadt im Internet gefunden. Woher hätten die Leute, die den Kurpark besuchen wollten, das also wissen sollen?“ Auch gebe es keine wirklichen Absperrungen, sondern nur die Warnbaken und eher unscheinbare Hinweisschilder.
Der Kurdirektor, der im Gespräch mit dem OVB an einer der Baken steht, schüttelt den Kopf. Martin Haas berichtet von einem Vorfall am Wochenende, als ein Mitarbeiter des Bauhofs, der zur Begutachtung der Gefahrenstellen mit einem Baumpfleger im Park war, von Besuchern sogar angegangen worden sei: „Es sei eine Frechheit, dass der Kurpark am Wochenende gesperrt sei und dass die Wege weder geräumt noch gestreut seien“, so sei der Tenor gewesen.
„Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis und werde so etwas auch nie tolerieren“, so Haas. Vielen sei offensichtlich überhaupt nicht bewusst, wie gefährlich die Lage tatsächlich ist. Der Ast, der am Samstag neben ihm zu Boden ging, hätte ihn genauso gut am Kopf treffen können, die Situation sei im Moment nicht konkret abzuschätzen, so Haas.
Was bedeutet das nun für den Christkindlmarkt?
Welche Auswirkungen die aktuelle Lage auf den Aiblinger Christkindlmarkt am Irlachweiher an den kommenden Wochenenden haben wird, muss sich den Verantwortlichen zufolge erst noch zeigen. Nach der Freude am Freitagabend (1. Dezember) über den Schneefall vor der offiziellen Eröffnung folgte anderntags die Ernüchterung und die Absage für das restliche Wochenende.
„Das hat man halt nicht in der Hand“, sagt Teresa Jancso vom Stadtmarketing gefasst. Gemeinsam mit dem Team von K & K Veranstaltungsservice hatte sie am Samstag Fieranten und Mitwirkenden am Bühnenprogramm abgesagt, das K&K-Team habe die Hütten schon mal von der Schneelast befreit. Nun gelte es, abzuwarten: „Jetzt sind erst einmal die Profis an der Reihe, um alles zu begutachten. Sicherheit geht hier absolut vor.“
Das betont auch Thomas Jahn, auch wenn er die Situation als „höchst bedauerlich“ sieht und „kein plausibles Wort“ dafür findet: „Eigentlich ist es ja Irrsinn. Da haben wir das perfekte, wunderschönste Bild, das man sich vorstellen kann und jetzt dürfen die Leute nicht hin. Das ist auf den ersten Blick totaler Wahnsinn. Aber wir sind natürlich verpflichtet, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten.“
Die Bäume im Kurpark seien größtenteils sehr alt und hätten schon vieles mitgemacht, doch die aktuelle Konstellation sei schon außergewöhnlich. Das bestätigt auch Josef Feuersinger. Auch am Friedhof und an der Therme sei Vorsicht geboten. Zwar habe es auch früher Winter mit starkem Schneefall gegeben. Doch dadurch, dass heuer die Witterung lange mild gewesen sei, hätten manche Bäume, vor allem die Eichen, noch verhältnismäßig viel Laub. Dazu dann die Nässe, der Frost und der schwere Schnee – da komme eine Menge an Gewicht zusammen.
Das ist auch der Grund, weshalb die Stadtwerke Bad Aibling dem Schnee auf dem Dach des Eisstadions am Montag zu Leibe rückten: Die Mitarbeiter waren mit Schneehexen und -schiebern zugange, während für die schrägen Bereiche das neue Versorgerfahrzeug der Feuerwehr Pullach herangezogen wurde, das mit seiner Ausstattung und einem bürstenähnlichen Aufsatz den Schnee vom Dach fegte.
Diese Räumarbeiten seien eine reine Vorsichtsmaßnahme, betont der stellvertretende Leiter der Stadtwerke, Andreas Immler. Laut Statik für die Eishalle sei eine Schneelast von 125 Kilogramm pro Quadratmeter Dachfläche berücksichtigt. Zum Zeitpunkt der Räumung habe man circa 50 Kilogramm pro Quadratmeter gehabt. Der Betrieb in der Eislaufhalle habe am Wochenende wie gewohnt stattfinden können. Lediglich wegen des Wetters habe man dort weniger Besucher verzeichnet. Ebenso wie in der benachbarten Therme und Sauna.






