„Ich kann immer noch den jungen Männern nachlaufen“
95 Jahre – und kein bisschen alt: So hält sich Powerfrau Resi Hainer aus Albaching jung
Wer Resi Hainer begegnet, würde nicht glauben, dass sie 95 Jahre alt ist. „Ich kenne keine Schmerzen, brauche keine Tabletten und bin einfach ein glücklicher Mensch“, sagt sie über sich selbst. Was das Geheimnis der Jubilarin ist.
Albaching – Wer Resi Hainer aus Kalteneck bei Albaching gegenübersitzt und mit ihr plaudert, wird es kaum für möglich halten, es dabei mit einer 95-jährigen Frau zu tun zu haben. „Ich kenne keine Schmerzen, brauche keinerlei Tabletten, keinen Doktor, ich kann immer noch den jungen Männern nachlaufen und bin einfach nur ein glücklicher Mensch“, strahlt sie über das ganze Gesicht. „Lachen und lustig sein ist ja so gesund und ein Grund, warum ich in meinem hohen Alter noch so fit bin. Ich kann es selbst oft kaum glauben, dass ich ohne irgendwelche Gehhilfen noch so herumrennen kann“, erzählt sie.
Braunhirse, Blütenpollen, Propolis
„Als ‚Medizin‘ nehme ich nur Naturheilmittel: Braunhirse, Blütenpollen und Propolis. Mit Kirschwasser reibe ich mir regelmäßig Gesicht, Stirn, Knie und Augen ein, eine Brille brauche ich nur zum Lesen und meine Zähne sind noch so gut, dass ich damit sogar noch junge Männer beißen könnte“, sagt sie lachend.
Resi Hainer wurde am 15. Mai 1929 auf dem 22 Tagwerk großen Wittmann-Anwesen in Kirchdorf bei Haag geboren und ist dort zusammen mit zwei Brüdern auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Anschließend hat sie zu Hause auf dem kleinen Anwesen mitgearbeitet. „Meine Eltern haben alles für mich getan, sind immer für mich dagewesen und haben mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Einmal durfte ich sogar eine Pilgerfahrt nach Lourdes mitmachen, die hat fast 300 Mark gekostet, was damals eine Menge Geld war“, erinnert sie sich gerne an ihre Jugendzeit zurück.
Jeden Tag wird Zeitung gelesen
1955 hat sie Lorenz Hainer geheiratet und ist zu ihm nach Kalteneck gezogen. Die Kinder Lorenz und Renate sind zur Welt gekommen und haben das Familienglück vervollständigt. Zwei Enkelinnen haben sie zur Oma gemacht. 2006 ist ihr Ehemann Lorenz im Alter von 77 Jahren verstorben, 2010 ihr Sohn im Alter von 52 Jahren bei einem tragischen Bergunfall am Watzmann ums Leben gekommen. Heute lebt Resi Hainer mit ihrer Tochter Renate glücklich und zufrieden in ihrem Haus in Kalteneck.
„Ich fahre jeden Tag mit meinem alten Fahrrad nach Albaching hinunter zum Einkaufen, besuche die Kirche und das Grab, am Dienstag die Abendmesse und am Samstag den Rosenkranz. Ich lese jeden Tag meine Zeitung, ansonsten ist meine Lieblingsbeschäftigung das Faulenzen und ich lege mich mittags schon mal ein paar Stündchen hin. Danach gehe ich gerne zum gegenüberliegenden Wirt zum Ratschen, am liebsten mit jungen Mannsbildern“, schildert sie ihren Tagesablauf.
Ihren kompletten Haushalt führt sie noch ganz allein und legt dabei großen Wert darauf, dass alles immer „picobello sauber“ ist. Besonders stolz war sie auch immer auf die Blumenpracht an ihrem Haus, die in der ganzen Nachbarschaft oder von vorbeifahrenden Autos oder Radfahrern bewundert wurde.
Näht alles selbst
Schon seit dem 18. Lebensjahr war Malen ein großes Hobby von ihr. Über 1.300 Bilder hat sie bis 2020 geschaffen und auf Ausstellungen in Haag, Rosenheim oder in der näheren Umgebung angeboten und verkauft, viele aber auch verschenkt. Aber auch Schützenscheiben oder Kunstwerke für örtliche Vereine hat sie angefertigt. Früher hat ihr Mann die Bilder gerahmt, nach seinem Tod hat sie auch das selbst erledigt.
Zu ihrem 90. Geburtstag hat sie unter allen regelmäßigen Teilnehmern am wöchentlichen Rosenkranz Bilder von ihr verlost. Ein weiteres Hobby von ihr war die Anfertigung von Festtagskleidung für den eigenen Gebrauch. Seit dem 18. Lebensjahr hat sie alle ihre Kleider selbst genäht. Noch heute legt sie großen Wert darauf, sich elegant zu kleiden und auch so aufzutreten.
Schon als Jugendliche hat sie im Kirchenchor von Kirchdorf gesungen, später auch 20 Jahre im Kirchenchor von Albaching. Resi Hainer hat auch 15 Jahre jeden Tag ab 4.30 Uhr mit dem Radl in Kalteneck die Zeitung ausgefahren.
Ihren Geburtstag hat sie mit Tochter Renate am Chiemsee verbracht und dort einen wunderschönen Tag erlebt. „Abends bin ich dann auf meinem Bankerl vor dem Haus gesessen und habe dort zahlreiche weitere Glückwünsche entgegennehmen dürfen. Auch der Wirt von Kalteneck hat mit einem Blumenstrauß vorbeigeschaut und mich umarmt, das hat mich besonders gefreut. Ich habe ihn dann natürlich auch fest gedrückt und glaube, das hat uns beiden gutgetan“, sagt sie schmunzelnd.