Noch immer weiße Flecken in der Abdeckung
5G oder gar kein Empfang? So steht es um die Netzabdeckung im Landkreis Rosenheim
Der Ausbau der 5G-Netze ist noch lange nicht abgeschlossen. Besonders in den ländlichen Gebieten gibt es immer noch Flächen ganz ohne Empfang. Wo genau befinden sich die weißen Flecken im Landkreis Rosenheim?
Rosenheim – „Es ist Verbesserungspotenzial vorhanden, das steht fest”, sagt Johannes Lang, der Geschäftsleiter der Gemeinde Riedering. Die Gemeinde hat, wie viele andere auch, noch immer mit Flächen zu kämpfen, in denen der Handyempfang schlecht bis nicht vorhanden ist. „Es kommt drauf an, wo man ist. Das kommt auch auf den Netzbetreiber an”, sagt er. Unsere Bauhofmitarbeiter sind ständig im Gemeindegebiet unterwegs und haben auch Standorte, wo sie wissen, dass sie da nicht erreichbar sind.”
Abhängig vom Netzbetreiber
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im westlichen Landkreis, in Tuntenhausen. Auch hier hängt der Empfang ganz davon ab, wo man sich gerade befindet. „Unterschiedlich, ich würde den Empfang als durchschnittlich beschreiben”, sagt Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl. „Wir haben Flächen und Bereiche, in denen der Empfang schlecht bis null ist. Ich spreche jetzt nur für das Netz der Telekom.”
Auf den Seiten der Netzbetreiber ist der aktuelle Stand des Netzausbaus einzusehen. Beim 5G-Ausbau der Telekom zeigen sich noch zahlreiche weiße Flecken auf der Landkarte.
5G, der aktuelle Mobilfunkstandard, ist aber nicht maßgeblich für einen generellen Handyempfang. Während das 2G-Netz ausreichend ist, um Kurznachrichten zu senden und zu empfangen, gilt das 3G Netz als der Anfang der mobilen Internetnutzung. Ende 2021 wurde das 3G Netz in Deutschland abgeschaltet, zugunsten des digitalen Nachfolgers 4G beziehungsweise LTE. Hier sind wesentlich höhere Datenübertragungsraten möglich, die benötigt werden, um beispielsweise Videos problemlos auf das Mobilgerät zu streamen.
2G Abdeckung so gut wie flächendeckend
Die mittlerweile 30 Jahre alte 2G-Technologie stellt quasi die Grundversorgung für die Mobiltelefonie dar. Die Abdeckung des 2G-Netzes ist bis auf einige Stellen im bayerischen Hochgebirge eigentlich flächendeckend. Das wird sich wahrscheinlich für dieses Netz auch nicht mehr ändern, da sich die Netzbetreiber in Europa dazu entschlossen haben, 2G und 3G auslaufen zu lassen, um Platz für neue Technologien zu machen. Die meisten Betreiber werden den vollständigen Betrieb des 2G-Netzes Ende 2025 einstellen.
Neubau nicht immer einfach
Der Ausbau des 5G-Netzes wird aber fortgesetzt. Vielerorts laufen Planungen, neue Sendemasten zu installieren. So auch in Riedering. Allerdings laufen die Planungen auch oft an den Gemeinden vorbei. „Wir haben aktuell zwei laufende Bauanträge für Gittermasten, die aber in unseren Augen nicht auf idealen Standorten liegen”, sagt Johannes Lang. Die Gemeinde Riedering habe aber einen Fachberater engagiert, auch auf Betreiber der Bürgerinitiative, die sich deswegen gegründet hat. Bisher sei aber keine Einigung getroffen worden, weil die Gemeinde vom Netzbetreiber nicht gehört wurde. Das wurde auch im Gemeinderat behandelt, die Genehmigungen der beiden Bauanträge wurden nicht erteilt. Grund dafür ist der Bau eines neuen, 40 Meter hohen Funkmasten in der Nachbargemeinde Rohrdorf. Da die Funkstrahlen keinen Halt vor Gemeindegrenzen machen, hat der neue Turm auch Auswirkungen auf Riedering. „Das wurde aber in der Planung für die Anträge nicht berücksichtigt. Doppelt versorgte Gebiete sind nun auch nicht im Sinne des Erfinders und der Bürgerinitiative.“
Ausbau wird vorangetrieben
Die Betreiber bauen das Netz immer weiter aus. Laut der Telekom betreibt die Firma alleine im Landkreis Rosenheim 140 Standorte, weitere 44 seien geplant. Durch die Standorte in Bernau und Aschau soll auch die Versorgung entlang der A8 sichergestellt sein, mit den Standorten in Flintsbach und Oberaudorf die Versorgung der A93 und entlang der Bahnstrecke von Rosenheim nach Kiefersfelden. „Es tut sich was, auch gar nicht so langsam”, so Lang aus Riedering. Auch dort laufe derzeit ein drittes Projekt zum besseren Netzausbau.
Bürger wollen oft keinen Sendemasten
Neue Sendemasten sorgen aber auch oft für Unmut in der heimischen Bevölkerung. „Bei sowas hat man immer aufgeregte Bürger, und da müssen wir an der Aufklärung arbeiten”, sagt Bürgermeister Weigl. „Wir unterstützen den Ausbau des 5G-Netzes, wo es möglich ist. Das ist ja auch sinnvoll. Auch, dass sich die Strahlenbelastung in Grenzen hält.” Weigl hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. „Wenn das Netz geschlossen ist, haben wir auch weniger Strahlenbelastung als durch ein Handy, das ständig ein Netz sucht”, sagt er.
Die Haushaltsabdeckung liegt laut der Telekom bei rund 99 Prozent. Oft geht es aber um dieses eine Prozent, wo der Handyempfang durchaus nützlich wäre. So geht es auch Johannes Lang in Riedering. „Im Rathaus selber habe ich mit meinem Netzanbieter gar keinen Empfang.”
Das sind die Unterschiede der Mobilfunkstandards:
Zweite Generation (2G): 1990 eingeführter Mobilfunkstandard, im Handy oft als E (Edge) angezeigt. Übertragungsraten von bis zu 256 kbit/s.
Dritte Generation (3G): auch UMTS genannt, im Handy oft als 3G, H oder H+ angezeigt. Das UMTS-Netz wurde in Deutschland zugunsten von 4G/LTE Ende 2021 abgeschaltet. Übertragungsraten von 384 kbit/s (3G) bis zu 42 Mbit/s (H+).
Vierte Generation (4G): auch LTE genannt. Weiterentwicklung von UMTS. Im Handy oft als LTE, LTE+, 4G oder 4G+ angezeigt. Übertragungsraten von 500 Mbit/s (LTE) bis zu 1 Gbit/s (LTE+).
Fünfte Generation (5G): Weiterentwicklung von LTE. Derzeit aktuellster Mobilfunkstandard. Im Handy oft als 5G angezeigt. Übertragungsraten von bis zu 10 GBit/s.
Sechste Generation (6G): künftiger Nachfolger von 5G. Noch in der Forschungsphase. Einführung in Deutschland ab 2030 möglich. Übertragungsraten von bis zu 400 GBit/s.


