Starb am 26. Dezember 1974
50. Todestag von Joseph Pilartz: Darum ist sein Werk noch heute relevant, das war sein Leben
Heuer ist der 50. Todestag von Joseph Pilartz: Am 26. Dezember 1974 starb der über die Region hinaus bekannte Maler in Wasserburg. Wir blicken auf sein Leben und Werk zurück.
Rosenheim/Wasserburg - „Es war eine sehr große Trauergemeinde, die Im Wasserburger Altstadtfriedhof Abschied von dem im 84. Lebensjahr verstorbenen Kunstmaler Joseph-Maria Pilartz nahm. Die starke Beteiligung der Bevölkerung gerade auch aus Eiselfing, der Wohngemeinde des Verstorbenen, zeigte, wie sehr Pilartz auch als Mitbürger geschätzt gewesen war“, berichtet das Oberbayerische Volksblatt (OVB) am 3. Januar 1975, „Im Friedhof folgten dem Sarg unter anderen die Soldaten- und Kriegerkameradschaft Eiselfing mit einer großen Fahnenabordnung, die Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Bachmehring und eine Abordnung des Gebirgspionier-Bataillons 8 in Brannenburg. Drei Böllerschüsse ehrten den Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Dem Träger der silbernen bayerischen Tapferkeitsmedaille galt außerdem ein Nachruf des Bundesministers für Verteidigung, den Hauptfeldwebel Hahn aus Brannenburg, verlas. Im Auftrag des Bundesministers legte er einen Kranz am Grabe nieder.“
Fotos: Der in Wasserburg lebende Maler Joseph Pilartz - 50. Todestag am 26. Dezember




Für den Arbeitskreis 68 der Künstlergemeinschaft Wasserburg habe sich Harri Fiola von dem Gründungsmitglied und Senior der Wasserburger Künstler mit den Worten verabschiedet: „Joseph Pilartz genoß als Künstler hohes Ansehen und war als guter und lieber Freund geschätzt.“ Im Namen der Stadt Wasserburg und des am Kommen verhinderten Ersten Bürgermeisters habe Zweiter Bürgermeister Andreas Reiser die Persönlichkeit des verstorbenen Künstler gewürdigt. „Joseph Pilartz nahm große Entbehrungen auf sich, um seine künstlerische Linie bewahren zu können. Er blieb in grundsätzlichen Fragen fest und sich selbst treu.“ Ein Kranz der Stadt sei „äußeres Zeichen für ein bleibendes ehrendes Gedenken“ gewesen. „Hedwig Pilartz-Emmel verbrachte die letzten Lebensjahre in Haag und starb am 15. November 1978. Beide haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Wasserburger Altstadtfriedhof gefunden“, ergänzt Jahre später ein Beitrag am 24. Juli 1991.
50. Todestag von Joseph Pilartz: Darum ist sein Werk noch heute relevant, das war sein Leben
„Joseph Pilartz gehörte neben Karl Staudt, Hermann Schlittgen und Karl Wähmann zu den Malern, die während und kurz nach dem 1. Weltkrieg ihre künstlerische Heimat in Wasserburg fanden. Pilartz stammte aus Köln, hatte das Schreinerhandwerk gelernt, dann aber Kurse an Kunstgewerbeschulen besucht und nach seiner Militärzeit ein Studium an der Akademie Kassel bei K. Bantzer und K. Nebel und in München bei Max Dörner absolviert. 1925 ließ er sich in der Innstadt nieder und bezog ein Atelier in der Altstadt mit Blick auf die Hänge der Innleite“, fasst sein Leben ein Beitrag zu einer Ausstellung seines Werks anlässlich seines 100. Geburtstags am 10. Juli 1991 zusammen.
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„1936 heiratete Pilartz die aus der Nähe von Mönchengladbach stammende Malerin Hedwig Emmel. 1949 zogen die beiden in ein Häuschen auf einem Moränenhügel zwischen Wasserburg und Eiselfing. Die Voralpenlandschaft mit ihren Hügeln findet ihren Niederschlag in den Landschaftsbildern von Joseph Pilartz, während die Blumen und Früchte des Gartens Hedwig Pilartz-.Emmel zu Stilleben anregten“, so jenes Porträt weiter. Seine Werke hätten sich in „Galerien von München, Berlin, Dortmund und Kassel“ gefunden. „Der Schwerpunkt des Schaffens von Hedwig Pilartz-Emmel, die immer im Schatten ihres Mannes stand, liegt auf ausdrucksvollen Kinderporträts und Stilleben.“
Erster Beitrag im OVB vom 21. April 1951
Der früheste Beitrag über ihn, der sich finden lässt, stammt vom 21. April 1951, also 26 Jahre, nachdem er nach Wasserburg übergesiedelt war. Interessanterweise wird damals 1927 als Datum seines Umzugs angegeben. „Selten ist ein Maler seinen Weg, dessen besondere Merkmale eine von den Altvorderen überkommene Religiosität und sich bescheidende Innigkeit sind, so konsequent gegangen wie Pilartz“, heißt es in jenem Beitrag von Christian Gutenberg, „Dem nun rüstigen Sechziger — über sich den bayerischen Himmel, vor sich die Gebirgskette, neben sich seine begabte Maler-Gattin, um sich die selbstgepflanzten Obstbäume, das Hühner- und Kleintiervolk, vom Ruch der Erde umgeben mögen noch viele Jahre beschieden sein.“
Springen wir 20 Jahre in die Zukunft, der Wunsch Gutenbergs schien sich erfüllt zu haben. „Im Zeitraum einer Generation hat sich das Bauernland um Wasserburg durch Siedlungen und industrielle Eingriffe stärker verändert als vorher in Jahrhunderten. Wenn im Jahr 2000 die Lehrer den Kindern von Freiham, Spielberg, Kircheiselflng, Babensham und Hafenham einen Anschauungsunterricht ihrer Höfe und Dörfer zur Zeit der Großväter vermitteln wollen, müssen sie auf die Bilder eines jetzt gerade 80 Jahre gewordenen Malers zurückgreifen“, schreibt nun Hans Heyn anlässlich des Geburtstags des Künstlers. Den Artikel begleiten zwei Fotos Pilartz: Einmal 1935, aufrecht stehend mit wallendem Bart. Dann, 36 Jahre später, in der Gegenwart des Beitrags: Sitzend, scheinbar durch das Alter gebeugt, der Bart grau und weiß, aber immer noch mit dem Pinsel in der Hand vor der Staffelei.
Werk gilt als bedeutend
Im darauffolgenden Jahr, am 14. Juli 1972 findet sich dann ein Beitrag in der Rubrik „Aus dem Kulturleben“ unter der Überschrift „Der Fall Pilartz“ eine Art Meinungsbeitrag unter dem Kürzel „Y“. Wie schon in Hans Heyn Beitrag aus dem Vorjahr wird auch hier auf die Bedeutung der Werke des Künstlers als Zeitzeugnis hingewiesen. „In Wasserburg sorgt man sich um Bilder des Malers Joseph Pilartz, die sich in öffentlichem Besitz befinden. Grund dafür sind Kreis- und Stadtratsbeschlüsse, denen zufolge verdiente Persönlichkeiten Landschaften dieses Künstlers als Abschiedsgeschenke erhalten haben. Auszeichnungen dieser Art sind in Altbaiern Tradition, sofern nicht öffentlicher Besitz dabei veräußert wird. Die Praxis rührt noch aus der ‚guten alten Zeit‘ der ehrenamtlichen Tätigkeiten her“, so der Beitrag, „Die Schenkungsbeschlüsse sind rechtlich sicherlich unanfechtbar. Unser Anliegen ist, daß hier öffentlicher Kunstbesitz in privates Eigentum übergeht und somit für die Allgemeinheit verloren ist.“
„Pilartz, neben Otto Geigenberger wohl der bedeutendste Wasserburger Maler aus der ersten Hälfte und Mitte dieses Jahrhunderts, wird Seltenheitswert behalten. Wer Bilder von ihm für die Öffentlichkeit sichert, erwirbt sich ein Verdienst“, schrieb Hans Heyn dann zum Tod des Künstlers zwei Tage zuvor, am 28. Dezember 1974. „Wer weiß, wie Joseph Pilartz gemalt hat, daß er ein Vierteljahr und länger vor ein und derselben Leinwand saß, versteht, daß seine Bilder schon zu Lebzeiten Seltenheitswert besaßen. Für seinen Zyklus der vierJahreszeiten rechnete er, mit Einschluß der Skizzen hierfür, gute anderthalb Jahre (nach Hans Heyn). Es gibt keinen Nachlaß aus seinem eigenen Besitz, denn kurz vor seinem Tod besaß er nur noch ein einziges seiner Bilder“, bemerkt wiederum Ferdinand Steffan in einem Beitrag zur Ausstellung über das Schaffen des Künstlers 1991. (hs)