Emotionale Erinnerung für Bad Aiblinger
Jayden (14) kämpft sich nach Schlaganfall zurück: FC-Bayern-Basketballer rühren ihn zu Tränen
Als Jayden im April völlig unerwartet beim Basketball umkippt, gerät seine Welt völlig aus den Fugen. Nach dramatischen Monaten durfte der Schlaganfall-Patient nun einen ganz besonderen 14. Geburtstag feiern. Wie der bewegende Tag mit dem FC Bayern ablief und was den Jugendlichen jetzt erwartet.
Bad Aibling/Großkarolinenfeld/München – An seinen 14. Geburtstag wird sich Jayden aus Bad Aibling wohl noch lange zurückerinnern. So war es nicht nur der erste Ehrentag seit seinem dramatischen Schicksalsschlag im Frühjahr dieses Jahres. Auch die Gratulanten, die ihm ein ganz besonderes Geschenk machten, trifft er nicht alle Tage. Dass der Teenager nun sprichwörtlich ein paar echten Größen der Sportszene persönlich begegnet ist, rührte den Basketball-Fan zu Tränen. Ein emotionaler Moment der Hoffnung – nach Monaten des Kampfes und der Erkenntnis, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Als der damals noch 13-jährige Jayden an einem Samstagabend seiner Lieblingsbeschäftigung Basketball nachgeht und gerade auf den Korb zuläuft, kippt er einfach um. Ohne Vorankündigung. Ohne bekannte Vorerkrankung. In diesem Augenblick erleidet der bis dahin gesunde Jugendliche einen Schlaganfall. Die Szenen, die sich danach in einer Bad Aiblinger Turnhalle abspielen, bleiben allen Augenzeugen wohl für immer in Erinnerung.
Wachkoma, Notoperationen und weitere Infarkte
Er wird von einem Rettungshubschrauber in Bad Aibling abgeholt. In den Tagen danach folgen Phasen im Wachkoma, Notoperationen und weitere Infarkte, die der Jugendliche erleiden muss. Für die Familie aus Großkarolinenfeld ist von nun an nichts mehr, wie es war. Noah Maximilian Lindl und seine Ehefrau Sissy harren wochenlang im Krankenhaus bei ihrem Jayden aus, stets zwischen Schockstarre, Hoffnung und dem erbitterten Kampf, „irgendwie zu funktionieren“.
Später wird klar, dass Jayden an einer Autoimmunerkrankung, die die Gehirn-Rückwand betrifft, leidet, die für den Schlaganfall ursächlich gewesen sei, erzählt der Vater. Und auch wenn der Jugendliche in den Monaten danach Fortschritte machte, wieder lernte, selbstständig zur Toilette oder zum Essenstisch zu laufen, ist den Eltern längst klar, dass an ein Leben, wie es Jayden vor dem Unfall führte, nicht mehr zu denken ist.
Es bleibt eine „absolute Ausnahmesituation“
Heute kann der junge Mann zwar einen kurzen Spaziergang mit einer Gehhilfe machen. Weite Strecken muss er jedoch mit einem elektrischen Rollstuhl zurücklegen, hat weiterhin mit Teillähmungen und Spastiken zu kämpfen. „Er ist nach wie vor sehr eingeschränkt und vergisst auch viel“, sagt Noah Maximilian Lindl über seinen Sohn, den die Einschränkungen auch nach und nach frustrierten. Für die ganze Familie, zu der auch noch der kleine Bruder Brandon (9) gehört, bleibe es eine „absolute Ausnahmesituation“, sowohl seelisch, körperlich als auch finanziell.
Denn Jaydens Einschränkungen erforderten alleine in der heimischen Wohnung bauliche Veränderungen und Anschaffungen. Für Alleinverdiener Lindl ein kaum zu stemmendes Unterfangen. Immerhin: Das Sprechvermögen des Teenagers habe sich wieder deutlich verbessert, „man kann sich mittlerweile sehr gut mit ihm unterhalten“, erzählt der Vater. Doch nach wie vor greife das angstvolle Gefühl um sich, dass jederzeit wieder etwas passieren könne. Balsam für die Seele war deshalb kürzlich der 14. Geburtstag des Teenagers. Um ihrem Sohn eine besondere Freude zu machen, hatte sich Mutter Sissy Lindl bei einem Radiosender gemeldet. „Ich würde ihn gerne überraschen, es geht ihm psychisch noch nicht gut und er ist zu Hause wie gefangen“, hatte sie damals erzählt.
„Es war der Wahnsinn, wir durften die heiligen Hallen betreten“
Tatsächlich kam der Radiosender dem Wunsch nach und kontaktierte die Basketballabteilung des FC Bayern. Dort willigte man kurzerhand ein und so empfing die Mannschaft um Weltmeister-Trainer Gordon Herbert den überwältigten Jayden. „Es war der Wahnsinn, die ganze Familie war dabei und wir durften die heiligen Hallen betreten“, erzählt Vater Lindl. Neben einem Rundgang durch den VIP-Bereich und die Kabine der Profis brachen sogar einige Spieler das Training für die Familie ab und rührten Jayden damit zu Tränen.
Allen voran Bayern-Star Kevin Yebo nahm sich Zeit, unterhielt sich mit Jayden und machte ihm Mut. Auch Coach Gordon Herbert ließ sich mit der Familie fotografieren. Jaydens Bruder Brandon durfte in der Halle sogar ein paar Basketball-Tricks einstudieren. Für Jayden selbst sei es ein unvergessliches Erlebnis gewesen.
Wie es für Jayden jetzt weitergeht
Ein bewegender Tag, der der Familie wieder neue Kraft gegeben hat. Und den Sportsgeist, den Jayden in der Münchner Halle erlebte, kann er in Zukunft selbst gut gebrauchen. Denn mittlerweile darf er sogar als Co-Trainer bei den Fireballs Bad Aibling, einem Basketball-Team in der Kurstadt, ran. Ab dem kommenden Schuljahr soll er zudem von zu Hause aus unterrichtet werden, um auch schulisch wieder langsam herangeführt zu werden.
Dennoch sorgt der Alltag weiterhin für große Herausforderungen. Laut Vater Lindl sei Jayden nun mal ein Pflegefall, der rund um die Uhr versorgt werden müsse. „Er macht zwar Fortschritte, das ändert jedoch nichts daran, dass die Selbstständigkeit für ihn und uns als Familie sehr eingeschränkt bleibt.“
So benötigt die Familie nach wie vor ein großes Auto, idealerweise einen kleinen Bus, um alleine den elektrischen Rollstuhl transportieren zu können, erzählt Vater Lindl. Da man sich dies nicht leisten könne, wurde für die Familie eine Spenden-Seite erstellt und man hofft dort auf „Hilfe für Jayden“ (https://spendenaktion.de/spendenaktion/jayden-und-seine-familie-brauchen-unsre-hilfe/-43774). „Wir als Familie werden nie aufgeben und jede Hürde, die kommt, gemeinsam überstehen. Komme, was wolle“, sagt Noah Maximilian Lindl. Denn das wichtigste sei, „dass unsere Kinder glücklich sind“.

