Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Europas Schutzschild im Klimastress

Wissenschaftsjournalist und Grimme-Preisträger Rolf Schlenker: So beeinflussen die Alpen unser Klima

Rolf Schlenker und der Hohe Göll
+
Wissenschaftsjournalist und Buchautor Rolf Schlenker im Nationalparkzentrum Berchtesgaden. Dort war er Referent bei der vom Umweltministerium geförderten Veranstaltungsreihe „Berge lesen“.

Wie die Alpen das Wetter beeinflussen, weiß Wissenschaftsjournalist und Adolf-Grimme-Preisträger Rolf Schlenker nur zu gut. Gemeinsam mit einem der bekanntesten Meteorologen des Landes, dem Wettermann der ARD, Sven Plöger, hat er einen Bestseller geschrieben. Im Nationalparkzentrum Berchtesgaden gab er Einblicke, wie die sich flott erwärmenden Alpen die Wetterphänomene verschärfen. Seine Prognose für die deutschen Gletscher: chancenlos.

Berchtesgaden – Das Buch „Die Alpen und wie sie unser Wetter beeinflussen“ stand damals auf der Spiegel-Bestsellerliste. Der Inhalt ist noch immer aktuell. Das Sachbuch erklärt anschaulich das Wirken der Alpen, des höchsten Hochgebirges in Mittel- und Südeuropa. Viele recherchierte Fakten finden sich darin, zugänglich aufbereitet. 

Weil den Alpen der Wärme absorbierende Ozean fehlt, geht die Erwärmung schneller vonstatten als anderswo, weiß Schlenker. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich die Alpenregion bereits einmal um zwei Grad Celsius erwärmt. In den Alpen verändert sich die Schneelage seit mehr als zwei Jahrzehnten. 

„Die Alpen sind ein Gebirgsriegel, der unendlich viel Wasser speichern kann und damit zum Quellgebiet wird“, sagt Wissenschaftsjournalist Schlenker. Sie trennen den kühleren Norden vom wärmeren Süden und seien für die Bewohner wegen des Wassers wichtige Lebensgrundlage. Weit über ihr Ausdehnungsgebiet hinaus beeinflussen die Alpen Wetter und Klima. „Wetterphänomene können dadurch drastisch verschärft werden“, sagt der Fernseh- und Dokumentarfilmer, der etwa für das Erste und den SWR mehrere TV-Formate entwickelt hat, etwa: „Wo unser Wetter entsteht“. Wären die Alpen nicht da, wo sie sind, wären Unwetterereignisse noch deutlich dramatischer. Ohne das 200000 Quadratkilometer große Gebirge, das sich über acht Nationen erstreckt, würde Kaltluft aus dem Norden in den Süden ziehen - und umgekehrt. Starke Schneestürme, sogenannte Blizzards, wären sogar in Neapel wahrscheinlich. In Deutschland gäbe es dann eine Schneise, die Tornados begünstigt, so wie in den USA. „Dort gibt es keine Alpen und keinen vergleichbaren Gebirgsriegel“, sagt Rolf Schlenker.

Ein „Kontinent im Kleinen“

Die Alpen seien ein „Kontinent im Kleinen“. Mit den unterschiedlichen Höhenlagen bildeten sie Europa „im Kleinen, auf ein Tausendstel zusammengepresst und hochgeklappt“, ab. Die Alpen seien vergleichbar mit einem vor Naturkatastrophen schützenden Schild, sagt Schlenker. Als Urlaubsregion locken sie grenzübergreifend Millionen Besucher. Doch der Klimawandel bedroht das kolossale Gebirge als Lebensgrundlage für Millionen Menschen, die an und in den Alpen wohnen. Die schmelzenden Gletscher seien mitunter Vorboten. Vom Jahr 2000 bis 2014 hätten die Alpengletscher 22 Kubikkilometer an Masse verloren. Schmilzt der Schnee, wird die Sonneneinstrahlung nicht mehr spiegelgleich zurückgeworfen, sondern erwärmt die Oberfläche der Alpen in zunehmendem Maße. 

„Das Wetter wird extremer“, prognostiziert Rolf Schlenker, der mehrere Passagen seines Buches, das er gemeinsam mit Sven Plöger geschrieben hat, heranzieht. Steigende Temperaturen, wandernde und verschwindende Pflanzen und Tiere sind die Folge. „Unwetter und Starkregen in der Region von Berchtesgaden werden wahrscheinlicher.“ 

Viele Länder hingen ihm nach „am Tropf der Alpen“. Jedes Jahr fließen im Schnitt 220 Milliarden Kubikmeter Wasser von den Alpen ab und speisen damit die wichtigsten Flüsse. „Im Rhein sind 60 Prozent Alpenwasser“, so Rolf Schlenker. Erst vor fünf Jahren war der Rhein auf historischem Tiefstand. Schlenker rechnet mit einer generellen Abnahme der Niederschläge - Extremereignisse nicht ausgeschlossen, Gewitter inklusive. „Starkregenereignisse werden dafür sorgen, dass die Sprengkräfte im Gestein größer werden“, sagt der 69-Jährige. „Wir werden das in Zukunft noch verstärkt sehen: Felsstürze werden uns öfter begegnen.“ 170 Millionen Menschen seien direkt abhängig von den Alpen als Trinkwasserreservoir, das sich zukünftig zunehmend in Gefahr befinden könnte.

kp  

Kommentare