Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Baubiologie und Gesundheit im Fokus

TH Rosenheim errichtet Technologietransferzentrum im Berchtesgadener Land

Übergabe der TTZ-Urkunde durch Michaela Kaniber
+
Übergabe der Urkunde (von links): Dr. Ulrich Zißler (Biologe und Molekularmediziner TH Rosenheim), Prof. Heinrich Köster (Präsident TH Rosenheim), Bettina Oestreich (Max Aicher Gruppe), Max Aicher, Staatsministerin Michaela Kaniber, Landrat Bernhard Kern, Prof. Dr. Peter Niedermair (Vizepräsident TH Rosenheim)

Im täglichen Wohn- und Arbeitsumfeld lauern gesundheitsgefährdende Stoffe. Doch wie lassen sich Schadstoffe verringern? Hierzu gibt es Neuigkeiten aus dem Landkreis: Die TH Rosenheim wird im Bereich Baubiologie und Gesundheit im Rahmen eines TTZ im Berchtesgadener Land forschen. Wann es los geht, wo das TTZ räumlich untergebracht wird und wie es sich finanziert.

Berchtesgadener Land – Einstimmig stimmten die Kreistagsmitglieder am Freitag (26. Juli) der Errichtung eines Technologietransferzentrums (TTZ) durch die Technische Hochschule Rosenheim zu. Der fachliche Schwerpunkt wird beim TTZ im Landkreis Baubiologie und Wohngesundheit sein. Der Grund: Das Bauhauptgewerbe im Berchtesgadener Land erwirtschafte mit seinen 125 Betrieben und 1600 Beschäftigten einen Umsatz von 250 Millionen Euro pro Jahr. Zudem biete die Tradition des Gesundheitsstandorts hervorragende Voraussetzungen, hieß es im Sachvortrag von Manuel Münch, Leiter der Stabsstelle Landkreisentwicklung. Losgehen wird es voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres. Nach einer fünfjährigen Anschubphase soll zum 1. Januar 2030 der laufende Betrieb starten.

Was ist ein Technologietransferzentrum?

Zur Stärkung der angewandten Forschung und Entwicklung sowie der Kooperation von Hochschulen und Unternehmen in der jeweiligen Region werden seit 2009 im Umfeld von Hochschulen (für angewandte Wissenschaften und Technische Hochschulen) bayernweit TTZ errichtet. Diese forschen und entwickeln zusammen mit ortsansässigen Unternehmen. Aktuell gibt es in Bayern 26 TTZ. Die fachlichen Schwerpunkte orientieren sich an der Struktur der Wirtschaftsunternehmen in der jeweiligen Region. Die Bayerische Staatsregierung möchte in jedem Landkreis ein TZZ etablieren. Der Freistaat Bayern fördert daher den Aufbau weiterer TTZ im Rahmen der Transfer-Offensive „Hightech Transfer Bayern“.

Träger des TTZ wird die TH Rosenheim sein. Mit im Boot sitzen zudem die Max Aicher Unternehmensgruppe mit dem Schwerpunkt Baustoffe und Recycling und die Schön Klinik BGL beim Thema Gesundheit. Die Max Aicher Stiftung stellt eine Stiftungsprofessur zur Verfügung und trägt die dafür nötigen finanziellen Aufwendungen. Zusätzlich involviert sind die Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH sowie weitere regionale Unternehmen.

Als Tätigkeitsschwerpunkte des TTZ sind vorgesehen:

  • Wissenschaftliche Untersuchungen der Zusammenhänge zwischen Baubiologie/Schadstoffbelastung und dem menschlichen Organismus
  • Untersuchungen zur Luftqualität und die Auswirkungen auf die Gesundheit
  • Bewertung traditioneller und neuer Baustoffe auf Kreislauffähigkeit, Ökologie etc.
  • Verknüfung der angewandten Forschung mit medizinischen Fragestellungen

Münch erklärte, dass das TTZ damit die GesundheitsregionPLUS sowie die Bildungsregion Berchtesgadener Land stärke und dem Wirtschaftsleitbild des Landkreises folge. „Als Bindeglied zwischen angewandter Wissenschaft und Wirtschaft fungiert das TTZ als Innovationstreiber für die Fachkräfteentwicklung und zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung.“

Räumlichkeiten in Schönau und Freilassing

Das TTZ benötigt sowohl Büro- als auch Laborräume, hier speziell ein Transferlabor, Mikroskopie- und Durchflusszytometrie-Labor, RNA-Labor, Biochemie-Labor sowie eine Spülküche und Technikräume. Ein mobiles Labor für den kurzfristigen Einsatz stellt die TH Rosenheim zur Verfügung. Räumlichkeiten für die Diagnostik und ein kleines Büro bietet die Schön Klinik in Schönau am Königssee.

Die übrigen Räumlichkeiten inklusive Betriebskosten wird der Landkreis während der fünfjährigen Anschubphase ermöglichen und finanzieren. Dafür gäbe es die Möglichkeit der Anmietung von zwei Objekten in Freilassing. Für fünf Jahre lägen hier die Kosten bei 985.700 Euro. Alternativ ließen sich auch Räume im Gesundheitscampus Freilassing nutzen. Die Vorteile: Die Kosten wären mit 669.000 Euro deutlich niedriger, alle Büros wären in einem Gebäude, die Räume sind ohnehin frei und die Umbaumaßnahmen kämen einem eigenen Gebäude zugute. Die Verwaltung empfahl in Absprache mit der TH Rosenheim die zweite Variante.

Förderung vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

Gefördert wird das TTZ vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit einer Anschubfinanzierung von sechs Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Der Kabinettsbeschluss der Bayerischen Staatsregierung erfolgte hierzu am 16. Juli. Während der Sitzung überreichte Landwirtschaftsministerin und Kreisrätin Michaela Kaniber (CSU) die Urkunde. Darüber hinaus wird das TTZ durch örtliche Unternehmen und Partner finanziell unterstützt, wie etwa durch die Stiftungsprofessur.

Nach Ablauf der fünf Jahre erhält das TTZ bei positiver Evaluierung eine staatliche Grundfinanzierung in Höhe von 300.000 Euro pro Jahr für die Miet- und Betriebskosten. Darüber hinaus soll es sich wirtschaftlich selbst tragen, insbesondere durch Einnahmen in Form von Fördermitteln aus Forschungsvorhaben und Aufträgen aus der Privatwirtschaft. Für den Landkreis fallen im laufenden Jahr Kosten in Höhe von 20.000 Euro an. Für das kommende Jahr sind Haushaltsmittel in Höhe von 600.000 Euro für Umbaumaßnahmen sowie etwaige Mietkosten von 74.100 Euro angesetzt. Für die Jahre 2026 bis 2029 rechnet das Landratsamt mit Mietkosten in Höhe von 77.800 Euro pro Jahr.

Besser machen mit „Bavarian Engeneering“

„Für den Landkreis und die Region ist das eine riesige Chance,“ erklärte Landrat Bernhard Kern und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Professor Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim, blickte in seinem Vortrag auf die Geschichte der Hochschule zurück und stellte die Realisierungsstrategie und Schwerpunkte des neuen TTZ im Detail vor. „Das Technologietransferzentrum ist ein bayerisches Leuchtturmprojekt mit einer Strahlkraft über ganz Europa. Wir wollen das raustragen und der ganzen Welt zeigen, was wir können.“

Vizepräsident Professor Dr. Peter Niedermaier erwähnte gesundheitsschädliche Stoffe wie Formaldehyd in Möbeln und Asbest in Beton, die dann als Sondermüll entsorgt werden müssen. „Das können wir uns volkswirtschaftlich nicht erlauben. Wir wollen zeigen, dass wir es mit ‚Bavarian Engeneering‘ besser machen. Mit unseren Untersuchungsmethoden haben wir eine Brille, um zu erkennen, wie etwas die Umwelt belastet und wie die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur und Umwelt sind.“ Man verspreche sich viel vom TTZ und es werden noch viele Facetten hinzukommen.

Nach fünf Jahren 15 bis 20 Wissenschaftler und Studiengang

„Es ist ein guter Tag für das Berchtesgadener Land“, meinte Michaela Kaniber. Baubiologie und Gesundheit seien ein „Mega-Trend, den wir unbedingt beschreiben sollten. Wir gehen hier einem Thema nach, das Zukunft hat.“ Manfred Hofmeister (BLR), selbst Baubiologe, betonte, dass das TTZ wertvollere Beiträge liefern könne als unabhängige Einrichtungen.

„Ohne Forschung kein Fortschritt. Eine gesunde und bezahlbare Wohnzukunft ist äußerst wichtig“, erklärte Makler Armin Nowak (FDP). Auch Landtagsabgeordneter Michael Koller (FWG) hielt das TTZ für einen großen Gewinn. „Als Bildungspolitiker ist es eine große Freude, so ein Vorzeigeprojekt an Land gezogen zu haben.“ Simon Köppl (Grüne) erkundigte sich, wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende erwartet werden. „Wir zielen darauf ab, nach fünf Jahren 15 bis 20 Wissenschaftler zu haben, einen Studiengang aufzubauen und Studierende in die Region zu bringen“, antwortete Dr. Ulrich Zißler, Biologe und Molekularmediziner an der TH Rosenheim und zukünftiger Leiter des TTZs.

„Kleine Bildungsexplosion“ in Freilassing

„Hat man auch vor, sich nach Salzburg zu öffnen?“, fragte Wolfgang Koch (AfD). „Natürlich sind wir offen. Wir arbeiten auch seit Jahren ganz eng mit Kuchl zusammen“, versicherte Köster. Roman Niederberger (SPD) sprach im Zusammenhang mit dem beruflichen Bildungszentrum von einer „kleinen Bildungexplosion“ in Freilassing. Kern erklärte, noch am Nachmittag telefonisch mit dem Freilassinger Bürgermeister über das TTZ zu sprechen.

Bartl Wimmer (Grüne) hielt das TTZ für eine „einmalige Chance“, monierte aber, dass Kaniber die Urkunde bereits vor der Beschlussfassung überreicht hatte. Korrekt wäre die umgekehrte Reihenfolge gewesen. Darauf Kern: „Ob die Urkunde vorher oder nachher kommt, ist egal, wir haben sie.“ Hannes Rasp (CSU), Bürgermeister des zweiten Standorts in Schönau, war sich sicher, dass das TTZ die Gesundheits- und Bildungsregion stärken wird. „Das ist ein Beitrag für die gesamte Bevölkerung.“ (mf)

Kommentare