Gaststätte St. Bartholomä am Königssee
Nach vier Wochen ungewollter Pause geht's wieder los – doch es gibt weiter ein großes Problem
Ein Monat lang war die einzige Gaststätte auf St. Bartholomä am Königssee geschlossen. Nicht nur der Küchenchef brauchte mal frei. Der extreme Personalmangel beschäftigt die Wirte Markus und Heidi Amann aber weiterhin.
Schönau am Königssee – Vier Wochen war die historische Gaststätte auf der Halbinsel St. Bartholomä geschlossen. Es ist das erste Mal seitdem die beiden Wirte das Haus am weltbekannten Königssee führen. Bis auf Heiligabend war immer geöffnet. Die Urlaube des Wirtspaars waren deshalb knapp bemessen. Zumindest klappte es mit ein paar Wochen Freizeit, als das Personal noch da war.
In Deutschland geht es vielen Gastronomiebetrieben ähnlich. Allerdings hat die Gaststätte am Königssee eine herausragende Stellung: Es ist die einzige Gaststätte, die Besucher des Alpensees ansteuern können, wenn sie über den Königssee gefahren sind. Als eines der Top-Ausflugsziele in Bayern ist der Andrang riesig. Wenn die Bayerische Seenschifffahrt das Herz ist, ist das Ensemble aus Gaststätte und der auf tausenden Bildern abgedruckten Kirche mit den Zwiebeltürmen ein Stück weit die Seele des Ortes. Mehr als 700.000 Gäste besuchen St. Bartholomä pro Jahr. Und die haben natürlich Hunger und Durst. „Die vier Wochen Pause waren für uns sehr wichtig”, sagt Heidi Amann. Gewollt waren sie aber nicht.
Fast 40 Angestellte – aber nur ein „echter“ Koch
Amann ist gelernte Köchin: „Ich konnte mir all die Jahre immer helfen, wenn Not am Mann war.” Vier ausgebildete Köche waren früher, als noch alles rund lief, da, plus weitere, die sich das Kochen angeeignet hatten. Kompensieren, wenn jemand fehlte, war kein Problem: Heidi Amann stand dann selbst hinter den Herdplatten, machte Schnitzel, Linseneintopf oder Braten. Freunde und Familie halfen. Das ging, wenn es sein musste. Heidi Amann muss sich aber um andere Dinge kümmern, das Büro, die Verwaltung, alles rund um einen Betrieb wie diesen, in dem bis zu 40 Leute fest angestellt sind.
Aktuell gibt es nur noch einen ausgebildeten Koch, den langjährigen Küchenchef. Die anderen arbeiten zu. Fällt dieser aus, ist das mehr als problematisch. Von ihm hängt der Betrieb ab. Seit Monaten suchen die Amanns nach zusätzlichem Personal. In den vergangenen Wochen hatten sich auch einige Leute beworben, sagt Heidi Amann. Sie hat den Bewerbern zurückgeschrieben. Und dann oft nichts mehr gehört. Zwei Kellner haben zugesagt - immerhin. Der Brennpunkt bleibt aber die Küche.
Gastronomin zu sein, das ist für Heidi Amann das Größte. Dass die beiden Wirte weniger Urlaub haben als andere, das stört sie nicht. Im Gegenteil: „Gastronomie macht einfach Spaß. Wenn man Gäste bewirtet und Besucher zufrieden gestellt hat, war das ein befriedigender Tag.“ Dass es aber so schwierig wird, einen gut laufenden Betrieb mit mehreren hundert Sitzplätzen am Leben zu erhalten, hätte hier niemand gedacht. Als jetzt geschlossen war, kümmerten sich die Amanns um Dinge, die sonst nicht möglich sind, weil die Gaststätte ja täglich geöffnet hat. „Wir haben die Zeit genutzt, die Stuben ausgeräumt, komplett grundgereinigt und die Böden imprägniert.“
Jeden Tag Personalgespräche
Gäbe es nicht schon genug Probleme, erreichte Heidi Amann die Nachricht vom Aus der Steigenberger Akademie, der Hotelfachschule des Landkreises in Bad Reichenhall, wie aus dem Nichts. Der Wirtin bereitet das Sorge. Noch dieses Jahr soll die ehemals als Anzeigeeinrichtung bekannte Schule schließen. Die Nachfrage von Schülern ist gering. Nicht mal ein Fünftel der 150 Ausbildungsplätze sind mit Schülern besetzt. Dort werden die Fachkräfte der Zukunft ausgebildet. „Für uns Gastronomen ist das eine unglaublich schlimme Nachricht”, sagt Heidi Amann. „Wenn niemand mehr den Beruf erlernen möchte, ist das ein miserables Zeichen”, sagt sie.
Derzeit befindet sie sich wieder in Personalgesprächen: „Jeden Tag sind wir damit beschäftigt.” Ein weiterer Koch ist nicht unter den Bewerbern. „Die nächste Zeit wird spannend für uns”, sagt die Wirtin am Königssee. Spätestens im Frühling, wenn die touristische Saison wieder Fahrt aufnimmt, wird sich zeigen, wie sehr der Personalmangel zusetzt - oder bis dahin bewältigt ist. „Ich habe die Finger gekreuzt und hoffe, dass wir unser Personal noch finden.”
kp