Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Lieber Bürgergeld nehmen und das Leben genießen“

Erstmals muss Gaststätte auf der Königssee-Halbinsel schließen

Die Halbinsel St. Bartholomä: Die Gaststätte hat einen Monat lang geschlossen.
+
Die Halbinsel St. Bartholomä: Die Gaststätte hat einen Monat lang geschlossen.

Die historische Gaststätte St. Bartholomä am Königssee muss zum ersten Mal überhaupt schließen. „Wegen Personalmangels“, bestätigt Pächter Markus Amann auf Nachfrage. Einen Monat lang macht der Gastronom nun zu. Die Aussichten in Sachen Mitarbeiter sind düster. „Unsere Stammbelegschaft braucht dringend Urlaub.“  

Berchtesgadener Land/Schönau am Königssee - Es ist das Top-Ausflugsziel im Berchtesgadener Land: Die rund sechs Kilometer entfernte Halbinsel St. Bartholomä - nur mit dem Elektroboot zu erreichen. Ganzjährig befördert die bayerische Seenschifffahrt dorthin Gäste, mehr als 750.000 waren es im vergangenen Jahr. „Wir machen Betriebsruhe vom 8. Januar bis zum 8. Februar“, heißt es nun auf der Webseite der Gaststätte.

„Mehr als unglücklich“

Die Auskunft erhalten auch Gäste der Seenschifffahrt: „Gaststätte St. Bartholomä geschlossen!“, prangt auf der Startseite des Online-Auftritts auf rotem Hintergrund. Die Schließung kommt für die Schifffahrt ungelegen. Diese fährt ganzjährig ihre Gäste, „rund 350 Gäste sind es derzeit am Tag, am Wochenende können es auch mal 1000 sein“, bestätigt der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer. „Natürlich ist das mehr als unglücklich“, sagt er in diplomatischem Sprech. Im Winter seien deutlich weniger Urlauber da. Das Weihnachtsgeschäft sei aber „super“ gewesen. An Schönwetter-Wochenenden ist am Königssee selbst zur kalten Jahreszeit jede Menge los. 

Michael Grießer ist der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt.

In den vergangenen Jahren hatte die Gaststätte täglich geöffnet, „364 Tage - nur an Heiligabend haben wir immer zu“, bestätigt Pächter Markus Amann. 

Da St. Bartholomä geschlossen hat, haben Gäste auch keine Möglichkeit zur Verpflegung. Mittagessen? Fehlanzeige. Kaffee und Kuchen? Auch das gibt es aktuell nicht. Im Winter haben auf der Halbinsel, in dem von viel Natur geprägten Teil des Nationalparks Berchtesgaden, nur die neu eröffnete Nationalpark-Ausstellung sowie die Wallfahrtskirche am Westufer des Königssees ihre Pforten geöffnet. Weil die Gastronomie keinen Gastbesuch erlaubt, fehlt auch die Möglichkeit, die offiziellen WC-Anlagen zu nutzen. 

Die Elektroboote am Königssee fahren ganzjährig.

Ungewohnte Situation

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Seen und Gärten bestätigt auf Nachfrage die Schließung. Mit einer solchen hat man bislang keine Erfahrung, seit das Pächterehepaar Markus und Heidi Amann vor über zehn Jahren die Gaststätte übernahm und seitdem immer dafür sorgte, dass Gäste mit Getränken und Mahlzeiten verpflegt werden. Mangels Personal schaut man aber nun in die Röhre. 

„Im Sommer haben 16 Leute aufgehört“, sagt Amann, der zu Beginn seiner Pächterzeit elf Kellner beschäftigte. Heute sind es - „wenn es gut läuft - noch sechs“. Deutsches Personal gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Später kamen Rumänen, die die Saison über am Königssee arbeiteten. „Auch die sind nicht mehr da.“ Mittlerweile sind es vor allem ungarische Staatsbürger, die ein Arbeitsverhältnis suchen. Aber auch die werden immer weniger. „Wir hatten ein paar Ukrainer. Landsleute empfohlen ihnen, lieber Bürgergeld zu nehmen und das Leben mehr zu genießen“, sagt Markus Amann, erkennbar sauer. 

Landsleute empfohlen ihnen, lieber Bürgergeld zu nehmen und das Leben mehr zu genießen.

Markus Amann

Selbst die engagierten Personalvermittler, die im Auftrag im Ausland nach arbeitswilligen Leuten suchen, haben nur noch selten Erfolg. „Einen Koch bekommen wir überhaupt nicht mehr“, weiß der St. Bartholomä-Pächter, der händeringend auf der Suche nach einem ist. Er zahlt allen Beschäftigten schon lange mehr als Mindestlohn. „Ansonsten meldet sich sowieso keiner.“

Trübe Aussichten

Doch der Erfolg bleibt auf der Strecke. Amann sagt: „Es ist besser, jetzt im Januar zu schließen, als im August während der Hochsaison. Das wäre eine echte Katastrophe.“ Bis zu 5000 Leute fahren zu dieser Zeit über den Königssee. Viele sind hungrig und durstig: 350 Gäste haben im Inneren der Gastronomie Platz, 500 weitere im großen Biergarten. Die Aussichten bleiben aber trübe: Laut Amann werde sich die Situation nicht so schnell verbessern. „Es wird noch schlimmer werden“, so lautet seine Prognose.    

Tatsächlich benötigt der St. Bartholomä-Pächter eine doppelte Belegschaft, um seine Gaststätte am Laufen zu halten. Anders kommt man bei einer ganzjährigen Öffnung nicht über die Runden. „Jeder braucht mal frei und jeder hat auch einen Urlaubsanspruch.“ Die, die das gesamte vergangene Jahr durcharbeiteten, „sind am Anschlag, die können einfach nicht mehr“, sagt Amann.

Aktuell befindet sich Markus Amann in Gesprächen mit neuen Mitarbeitern. Für März hat ein Kellner zugesagt. Küchenhilfen und ein weiterer Koch lassen aber auf sich warten. „Wir haben uns die Situation nicht ausgesucht und würden auch lieber geöffnet haben“, so der Gastronom. 

Vier Wochen zwangsverordnete Ruhepause, das zehrt an den Nerven, weil die Perspektive fehlt. Die Wiedereröffnung im Februar stehe aber zumindest fix, sagt er. Markus Amann wird nun Reparaturarbeiten leisten. Am Dienstag war er zurück auf St. Bartholomä. Der Kühler ist kaputt, der Radlader ebenso. Auch bei der Heizung steht eine Wartung an. „Ich habe noch einiges zu tun.“ Anschließend wird er mit seiner Frau gemeinsam zwei Wochen Urlaub machen. Die letzte Woche der Zwangspause steht dann wieder ganz im Zeichen der Arbeit: „Wir müssen vorbereiten.“ Damit am Donnerstag, 8. Februar, wiedereröffnet werden kann. 

kp

Kommentare